
Julius Röntgen: Symphonies 7, 11, 12, 14, 22-24 - Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt, David Porcelijn
Kompakte Symphonien
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Label cpo wirft sieben interessante, kleine Symphonien von Julius Röntgen in Ersteinspielungen auf den Markt.
Sieben Symphonien des 20. Jahrhunderts in gerade mal gut 100 Minuten? Das geht, eine neue Doppel-CD beweist es. Sie enthält Musik von Julius Röntgen, der tatsächlich im Jahre 1930 neun Symphonien schrieb und im Jahr darauf acht. Allerdings handelt es sich dabei meist nur um einzelne Sätze, die Röntgen da als Symphonien bezeichnete. Wiederum ein Jahr darauf starb der 1855 geborene Komponist, es handelt sich also um späte Werke. Röntgen sah offenbar keine Veranlassung, seiner bisherigen Stilistik untreu zu werden, und so sind all diese Symphonien eher verspätete Echos des 19. Jahrhunderts. Röntgen scheint immer wieder ganz bewusst etwa auf Brahms Bezug zu nehmen. Manchmal schlägt der Komponist auch, trotz des kleinen Formats, einen Bruckner-Ton an. Die meisten der hier aufgenommenen Symphonien wurden nie gedruckt und auch nie zuvor aufgeführt.
Bereicherung des Repertoires
Um absolute Meisterwerke handelt es sich bei diesen Werken nicht, man kann sich Röntgen als routinierten Handwerker vorstellen, der ein Werk innerhalb kürzester Zeit niederschreiben konnte. Doch das soll keineswegs heißen, die Musik tauge nichts: Röntgen strebt in diesen kleinen Symphonien einfach nicht nach der Tiefe und Größe, die Brahms, Bruckner und viele andere Komponisten mit der Gattung verbanden. Er wusste indes ganz genau, was er tat, und bringt interessante Ideen in erfreulich kompakter Form unter, auch wenn das Niveau vielleicht etwas schwankt. Jedenfalls wird von anderen Komponisten eindeutig jede Menge Musik gespielt, die sicher auch keinen höheren Rang beanspruchen kann. Insofern sind diese Ersteinspielungen eindeutig eine Bereicherung des Repertoires, und immer wieder lernt man darin auch kraftvolle, lebhafte Musik kennen. Zuweilen betreibt Röntgen auch erheblichen Aufwand: Einige der Partituren sehen ein großes Orchester mit erweitertem Schlagwerk, Harfe, Celesta oder sogar Orgel vor.
Das Label cpo setzt sich seit Jahren engagiert für Julius Röntgen ein, mehrere Platten sind bereits in der Vergangenheit erschienen, inzwischen eine ausgesprochen umfangreiche und eindrucksvolle Edition, die einige wirkliche Entdeckungen hervorgebracht hat und Röntgen als erstaunlich vielseitigen Komponisten zeigt. Für die Symphonien ist dabei David Porcelijn zuständig, der auf diesem Doppelalbum zwei verschiedene Orchester leitet. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt spielt die Symphonien Nr. 7 ('Edinburgh'), 12 ('In Babylone') und 14 ('Winterthur'), das Symphonieorchester aus dem schwedischen Helsingborg hingegen die Symphonie Nr. 11 ('Wirbel') sowie die drei letzten Symphonien Röntgens, Nr. 22 bis 24, die keine Titel haben. Ganz neu sind die Aufnahmen nicht mehr, sie warteten schon seit 2006 bzw. 2007 auf ihre Veröffentlichung.
Partituren der Werke sind nur schwer verfügbar sind und andere Aufnahmen als Vergleich fehlen, doch technisch müssen sich beide Orchester jedenfalls nichts vorwerfen lassen. Viele Soli (Röntgen setzt die Bläser hier und dort schön in Szene) kommen gut zur Geltung. Die Balance ist in aller Regel gelungen, der Orchesterklang wirkt insgesamt nicht zu füllig, eher gemäßigt schlank und transparent.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Julius Röntgen: Symphonies 7, 11, 12, 14, 22-24: Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt, David Porcelijn |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 2 |
Medium:
EAN: |
CD
761203730926 |
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Röntgen, Julius |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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