
Cantabo Domino - Klaus Mertens, Dmitri Grigoriev
Makellose Stimme und brummelnde Orgel
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Klaus Mertens lässt seinen hellen Bariton in barocker und romantischer Musik erklingen und überzeugt durch Klarheit und Intensität.
Das Ereignis dieser CD ist Klaus Mertens mit seinem hellen Bariton. Er ist vor allem bekannt als Sänger des barocken Repertoires und hat als solcher zum Beispiel mit Ton Koopman ein breites Repertoire eingespielt. In vorliegender Einspielung überrascht der Sänger, der auch als Bass auftreten kann, mit einem Strauß von Vokalkompositionen in der Bearbeitung für Orgel und Singstimme aus dem Barock und der Romantik. Begleitet wird er von Dmitri Grigoriev. Bei den barocken Werken funktionieren die Bearbeitungen ausgesprochen gut. Von Johann Sebastian Bach, der natürlich nicht fehlen darf, erklingt unter anderem „Ach Gott und Herr“ BWV 714. Bei aller Mühe ist es nicht gelungen, das Vorspiel zu realisieren. Bei dem eigentlichen Choral handelt es sich um einen zweistimmigen Kanon mit Bass, wobei der Choral mit sich selbst kombiniert wird. Klaus Mertens singt die zweite Stimme und kommt so von einem Orgelchoral zu einem Gesangsstück mit Orgelbegleitung. Dieses Verfahren ist legitim. Bei der berühmten Arie „Bist du bei mir“ von Gottfried Heinrich Stölzel, lange Johann Sebastian Bach zugeschrieben, überzeugt der Sänger nicht nur durch seine Intensität, sondern ebenso durch die sparsam angebrachten Verzierungen, die in dem Sänger eine bedeutende Fähigkeit zum Singen von Koloraturen vermuten lassen – ein Kabinettstückchen interpretatorischer Tiefe und musikalischer Souveränität.
Entschlackt und entfettet
Besonderes Interesse beanspruchen jedoch die romantischen Stücke. Wie geht der Spezialist für Barockmusik mit diesen so anders gearteten, emotionalen Werken um? Um es kurz zu machen: Mertens singt mit recht sparsam eingesetztem Vibrato; und das bekommt den romantischen Titeln ausgesprochen gut. Sie werden entschlackt, geradezu entfettet, und werden in einer Form präsentiert, die den originalen Klangvorstellungen der Komponisten gerecht zu werden scheint. Das ständige Vibrato ist bekanntlich eine recht späte Erfindung. Bei den 'Vier ernsten Gesängen' von Brahms verlegt der Sänger einen Spitzenton um eine Oktave nach unten. Man fragt sich, warum – an anderer Stelle trifft er diesen Ton geradezu mühelos. Bei all diesen Stücken aus den verschiedenen Epochen überzeugt der Sänger mit seiner hellen, klaren Stimme. Es macht Freude, ihm zuzuhören.
Die Orgel ist ein Werk mit romantischem Impetus; ein Vorbild war Cavaillé-Coll. Nachdem ich mehrere CDs mit gleichartigen Orgeln auf dem Plattenteller hatte, legt sich die Vermutung nahe, es handele sich um eine neue Mode. Für den Reichtum an Orgeln ist das nur begrüßenswert. Man sollte glauben, diese Orgel sei für die romantischen Stücke besonders geeignet. Für die original für Singstimmer und Orgel gesetzten Kompositionen trifft das auch zu. Da aber, wo das Klavier durch die Orgel ersetzt wurde, erlebt man eine Enttäuschung, und das gerade bei den 'Vier ernsten Gesängen' von Brahms. Die Leistung des Sängers ist auch hier untadelig. Aber die Orgel tönt merkwürdig unkonturiert; die Lebendigkeit und Präzision der Klavierversion werden weithin kaum erreicht; im Gegenteil: Durch ein ständiges Legato wird die eigentliche Struktur verunklart. Dazu brummelt die Orgel oft zu tief und zu leise vor sich hin. Klaus Mertens hätte vier, wenn nicht fünf Sterne verdient; dadurch dass die Orgel an manchen Stellen recht fragwürdig agiert, wird ein Stern gestrichen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Cantabo Domino: Klaus Mertens, Dmitri Grigoriev |
|||
Label: Anzahl Medien: |
ARS Produktion 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
4260052383353 |
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