
Tanz - Toccata - Tanz - Annerös Hulliger, Orgel
Heitere Orgelmusik
Label/Verlag: VDE-Gallo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Annerös Hulliger spielt höchst vergnügliche Kompositionen in ihrer Beziehung zum Tanz. Sie offeriert einen tänzerischen Gang durch Barock, Romantik und Moderne.
Diese Orgel-CD gehört zu den wenigen, die rundum Vergnügen bereiten. Sie enthält genau das, was ihr Titel verspricht: Die Orgel beginnt zu tanzen. Dazu spielt Annerös Hulliger auf der Goll-Orgel in Bern tänzerische Stücke aus dem Barock, aus der Romantik und aus der frühen Moderne. Dabei bearbeitet sie orgelfern erscheinende Ausschnitte aus dem 'Mikrokosmos' und den 'Rumänischen Tänzen' von Béla Bartók. Aber sie funktionieren prächtig in der Darstellung der Organistin. Die 'Symphonie des noëls' von Delalande sind für Instrumentalensemble und hier ebenfalls orgelgerecht eingerichtet. Sie erhalten einen orgelmäßigen Charakter. Die Organistin schärft die Rhythmen und kommt damit zu einer spannungsvollen Wiedergabe. Den Höhepunkt und Mittelpunkt der Aufnahme bildet die Tanz-Toccata von Anton Heiller. Die Organistin überrascht durch eine kongeniale Registrierung; der Hintergrund tönt anfangs beinahe wie ein Tinnitus, vor dem sich spannendes Geschehen abspielt. Die Rhythmik ist komplex und mitreißend; Synkopen und ungerade Takte reißen den Hörer mit; dabei gibt es keine Versuchung zum Mitwippen wie bei einem Tanz anderer Art. Dazu sind Klang und Rhythmus zu reichhaltig und zu vielfältig. Für die Organistin ist die Darstellung dieses Werkes eine gelungene Probe ihrer Virtuosität und ihrem Klangsinn. Absolut empfehlenswert!
Das gilt ähnlich für die Toccata h-moll von Eugène Gigout. Auch hier kommt es zu überraschenden Registrierungen, tänzerischer Rhythmik und grandioser Steigerung. Der 'Boléro de concert in g' klingt weithin wie eine Jahrmarktsorgel. Wer den Komponisten kennt, weiß, dass dieses durchaus in seinem Sinn wäre, gäbe es diese mechanische Orgel schon zu seiner Zeit. Ruhepunkte sind die Kompositionen von Johann Speth, mit zurückhaltendem Klang realisiert.
Höchst lebendig
Eingerahmt ist dieses tänzerische Geschehen von Johann Sebastian Bach: Zu Beginn ertönen Toccata – Adagio – Fuga C-Dur, am Ende erklingt Toccata und Fuge d-Moll. Es ist reizvoll, beide Kompositionen unter dem Aspekt des Tanzes zu hören. Keine behäbige Kirchenmusik, sondern höchst lebendige Stücke, bisweilen tatsächlich zum Mitwippen animierend.
Das Programm ist spiegelbildlich aufgebaut. Die Spiegelachse ist die Tanztoccata von A. Heiller; nach dieser Komposition erklingen die vorher gespielten Komponisten in umgekehrter Reihenfolge. Das ist ein doppelter Tanz durch die Geschichte der heiteren Orgelmusik. Die Orgel aus der Werkstatt Orgelbau Goll bedarf der Erwähnung, Es ist eine Orgel in romantischem und französischem Stil, weich, klangsinnlich, dann aber auch kräftig im Plenum. Sie ist für die romantischen Stücke und für Anton Heiller das ideale Instrument. Dass sie auch für Kompositionen des Barocks geeignet ist, beweist diese CD hinreichend. Der Klang dieser Orgel ist berauschend. Es ist das Verdienst des Tonmeisters, die Qualitäten der Orgel hörbar einzuspielen.
Das umfangreiche Booklet gibt Einblick in die Gedanken und Emotionen der Organistin, kurze Anmerkungen zu den Komponisten und ihrer eingespielten Werke und eine Geschichte der Orgel in der Französischen Kirch zu Bern. Auch die Disposition ist angegeben; sie deckt das gesamte Hörvermögen des menschlichen Ohres ab.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Tanz - Toccata - Tanz: Annerös Hulliger, Orgel |
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Label: Anzahl Medien: |
VDE-Gallo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
7619918164921 |
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