
Kitajenko conducts Tschaikovsky - Gürzenich-Orchester Köln
Leidenschaftlich und souverän
Label/Verlag: OehmsClassics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Dmitrij Kitajenko und das Gürzenich-Orchester präsentieren einen leidenschaftlich vorgetragenen Tschaikowsky, allerdings mit bekanntem Standard-Repertoire.
Besonders originell ist diese Tschaikowsky-Zusammenstellung nicht. Jeder, der die Musik des russischen Komponisten schätzt, hat vermutlich schon mindestens einmal die 'Rokoko-Variationen' oder den 'Nussknacker' im Plattenschrank. So ist diese Doppel-CD von Oehms Classics wohl eher als Hommage an einen der großen Tschaikowsky-Dirigenten unserer Zeit zu verstehen: Dmitrij Kitajenko. Am Pult des Kölner Gürzenich-Orchesters präsentiert er einige der Evergreens des Tondichters, daneben aber auch seltener zu hörende Stücke wie das 'Capriccio Italien' op. 45. Den größten Teil der Einspielung (fast die komplette zweite CD) nimmt die Ballettmusik aus dem 'Nussknacker' op. 71 ein. Den Solopart in den 'Rokoko-Variationen' übernimmt Leonard Elschenbroich, beim 'Schneeflocken-Walzer' aus dem 'Nussknacker' unterstützen außerdem die Knaben des Kölner Domchores.
Jenseits der Repertoire-Frage herrscht bei diesen Aufnahmen eitel Sonnenschein, sowohl interpretatorisch als auch klanglich. Kitajenko lässt Tschaikowskys berühmte Melodien voll zur Entfaltung kommen, die Streicher singen gleichsam mit sattem Wohlklang, die Blechbläser profilieren sich kraftvoll, aber nicht donnernd. Ob Walzer, Marsch oder Galopp: Die einzelnen Ballett-Nummern werden sinnlich und präzise vorgetragen, wobei angenehm straffe Tempi dominieren. Von melancholischer Verschleppung kann bei Kitajenko jedenfalls keine Rede sein. Er nimmt sich die Zeit, die Lyrismen der Musik auszukosten, übertreibt es damit aber nicht. Davon profitieren nicht zuletzt die sattsam bekannten 'Nussknacker'-Nummern. Das Gürzenich-Orchester präsentiert sich insgesamt bestens aufgelegt.
Haarsträubend schwierig
Einen Höhepunkt der Einspielung stellen die 'Rokoko-Variationen' dar, Cellist Leonard Elschenbroich ist den Anforderungen vollauf gewachsen und muss den Vergleich mit der zahlreich vorhandenen Konkurrenz nicht scheuen. Wie er in den teilweise haarsträubend schwierigen Passagen auch noch Raum für individuelle Gestaltung findet – das hat höchsten Respekt verdient. Kitajenko rollt dem Solisten mit all seiner Souveränität gleichsam den roten Teppich aus und hält das Orchester dezent zurück, vielleicht eine Spur zu sehr; das Ergebnis kann sich jedenfalls hören lassen. Unterstützt wird der positive Eindruck von einem ausgewogenen Klangbild, bei dem auch leisere Instrumente wie die Harfe sehr gut zur Geltung kommen und das insgesamt sehr plastisch und tiefenscharf wirkt.
Sollte es also, unwahrscheinlich bei der omnipräsenten Popularität des Komponisten, tatsächlich noch Musikfreunde geben, die diese Tschaikowsky-Werke nicht kennen – ihnen kann ich diese Doppel-CD ohne Einschränkungen ans Herz legen. Wer die Stücke allerdings schon einmal (oder noch häufiger) zu Hause hat, kann hier (bei aller Anerkennung von Kitajenkos Leistung) nicht wirklich einen neuen Aspekt erfahren. Tschaikowsky, wie man ihn kennt und liebt – nicht mehr. Aber auch ganz sicher nicht weniger.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Kitajenko conducts Tschaikovsky: Gürzenich-Orchester Köln |
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Label: Anzahl Medien: |
OehmsClassics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4260330919038 |
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Tschaikowsky, Peter |
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OehmsClassics Ein erfülltes Leben ist ohne Musik kaum denkbar. Musik spiegelt unsere Wahrnehmung der Umwelt und die Realität heutiger wie vergangener Zeiten. Gute Musik ist immer neu, immer frisch, immer wieder entdeckenswert. Deshalb bin ich überzeugt: Es gibt nicht -die- eine, definitive, beste Interpretation der großen Werke der Musikgeschichte. Und genau das macht klassische Musik so spannend: Jede Musikergenerationen experimentiert, entdeckt neue Blickwinkel, setzt unterschiedliche Schwerpunkte - derselbe Notentext wird immer wieder von anderen Strömungen belebt. Deshalb ist ein Musikstück, egal aus welchem Jahrhundert, auch immer Neue Musik. OehmsClassics hat es sich zur Aufgabe gemacht, am Entdecken der neuen Seiten der klassischen Musik mitzuwirken. Unser Respekt vor den künstlerischen Leistungen der legendären Interpreten ist gewiss. Unser Ziel als junges CD-Label sehen wir jedoch darin, den interpretatorischen Stil der Gegenwart zu dokumentieren. Junge Künstler am Anfang einer internationalen Karriere und etablierte Künstler, die neue Blickwinkel in die Interpretationsgeschichte einbringen - sie unterstützen wir ganz besonders und geben ihnen ein Forum, um auf dem Tonträgermarkt präsent zu sein. Sie, liebe Musikhörer, bekommen damit die Gelegenheit, heute die Musikaufführung zu Hause nachzuvollziehen, die Sie gestern erst im Konzertsaal oder Opernhaus gehört haben. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns die neuen Seiten der klassischen Musik zu erleben!
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