> > > Kitajenko conducts Tschaikovsky: Gürzenich-Orchester Köln
Montag, 2. Oktober 2023

Kitajenko conducts Tschaikovsky - Gürzenich-Orchester Köln

Leidenschaftlich und souverän


Label/Verlag: OehmsClassics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Dmitrij Kitajenko und das Gürzenich-Orchester präsentieren einen leidenschaftlich vorgetragenen Tschaikowsky, allerdings mit bekanntem Standard-Repertoire.

Besonders originell ist diese Tschaikowsky-Zusammenstellung nicht. Jeder, der die Musik des russischen Komponisten schätzt, hat vermutlich schon mindestens einmal die 'Rokoko-Variationen' oder den 'Nussknacker' im Plattenschrank. So ist diese Doppel-CD von Oehms Classics wohl eher als Hommage an einen der großen Tschaikowsky-Dirigenten unserer Zeit zu verstehen: Dmitrij Kitajenko. Am Pult des Kölner Gürzenich-Orchesters präsentiert er einige der Evergreens des Tondichters, daneben aber auch seltener zu hörende Stücke wie das 'Capriccio Italien' op. 45. Den größten Teil der Einspielung (fast die komplette zweite CD) nimmt die Ballettmusik aus dem 'Nussknacker' op. 71 ein. Den Solopart in den 'Rokoko-Variationen' übernimmt Leonard Elschenbroich, beim 'Schneeflocken-Walzer' aus dem 'Nussknacker' unterstützen außerdem die Knaben des Kölner Domchores.

Jenseits der Repertoire-Frage herrscht bei diesen Aufnahmen eitel Sonnenschein, sowohl interpretatorisch als auch klanglich. Kitajenko lässt Tschaikowskys berühmte Melodien voll zur Entfaltung kommen, die Streicher singen gleichsam mit sattem Wohlklang, die Blechbläser profilieren sich kraftvoll, aber nicht donnernd. Ob Walzer, Marsch oder Galopp: Die einzelnen Ballett-Nummern werden sinnlich und präzise vorgetragen, wobei angenehm straffe Tempi dominieren. Von melancholischer Verschleppung kann bei Kitajenko jedenfalls keine Rede sein. Er nimmt sich die Zeit, die Lyrismen der Musik auszukosten, übertreibt es damit aber nicht. Davon profitieren nicht zuletzt die sattsam bekannten 'Nussknacker'-Nummern. Das Gürzenich-Orchester präsentiert sich insgesamt bestens aufgelegt.

Haarsträubend schwierig

Einen Höhepunkt der Einspielung stellen die 'Rokoko-Variationen' dar, Cellist Leonard Elschenbroich ist den Anforderungen vollauf gewachsen und muss den Vergleich mit der zahlreich vorhandenen Konkurrenz nicht scheuen. Wie er in den teilweise haarsträubend schwierigen Passagen auch noch Raum für individuelle Gestaltung findet – das hat höchsten Respekt verdient. Kitajenko rollt dem Solisten mit all seiner Souveränität gleichsam den roten Teppich aus und hält das Orchester dezent zurück, vielleicht eine Spur zu sehr; das Ergebnis kann sich jedenfalls hören lassen. Unterstützt wird der positive Eindruck von einem ausgewogenen Klangbild, bei dem auch leisere Instrumente wie die Harfe sehr gut zur Geltung kommen und das insgesamt sehr plastisch und tiefenscharf wirkt.

Sollte es also, unwahrscheinlich bei der omnipräsenten Popularität des Komponisten, tatsächlich noch Musikfreunde geben, die diese Tschaikowsky-Werke nicht kennen – ihnen kann ich diese Doppel-CD ohne Einschränkungen ans Herz legen. Wer die Stücke allerdings schon einmal (oder noch häufiger) zu Hause hat, kann hier (bei aller Anerkennung von Kitajenkos Leistung) nicht wirklich einen neuen Aspekt erfahren. Tschaikowsky, wie man ihn kennt und liebt – nicht mehr. Aber auch ganz sicher nicht weniger.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Kitajenko conducts Tschaikovsky: Gürzenich-Orchester Köln

Label:
Anzahl Medien:
OehmsClassics
1
Medium:
EAN:

CD
4260330919038


Cover vergössern

Tschaikowsky, Peter


Cover vergössern

OehmsClassics

Ein erfülltes Leben ist ohne Musik kaum denkbar. Musik spiegelt unsere Wahrnehmung der Umwelt und die Realität heutiger wie vergangener Zeiten. Gute Musik ist immer neu, immer frisch, immer wieder entdeckenswert. Deshalb bin ich überzeugt: Es gibt nicht -die- eine, definitive, beste Interpretation der großen Werke der Musikgeschichte. Und genau das macht klassische Musik so spannend: Jede Musikergenerationen experimentiert, entdeckt neue Blickwinkel, setzt unterschiedliche Schwerpunkte - derselbe Notentext wird immer wieder von anderen Strömungen belebt.

Deshalb ist ein Musikstück, egal aus welchem Jahrhundert, auch immer Neue Musik. OehmsClassics hat es sich zur Aufgabe gemacht, am Entdecken der neuen Seiten der klassischen Musik mitzuwirken.

Unser Respekt vor den künstlerischen Leistungen der legendären Interpreten ist gewiss. Unser Ziel als junges CD-Label sehen wir jedoch darin, den interpretatorischen Stil der Gegenwart zu dokumentieren. Junge Künstler am Anfang einer internationalen Karriere und etablierte Künstler, die neue Blickwinkel in die Interpretationsgeschichte einbringen - sie unterstützen wir ganz besonders und geben ihnen ein Forum, um auf dem Tonträgermarkt präsent zu sein.

Sie, liebe Musikhörer, bekommen damit die Gelegenheit, heute die Musikaufführung zu Hause nachzuvollziehen, die Sie gestern erst im Konzertsaal oder Opernhaus gehört haben. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns die neuen Seiten der klassischen Musik zu erleben!


Ihr
Dieter Oehms


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag OehmsClassics:

  • Zur Kritik... Ein allgemein gültiger Leistungsnachweis: Die Konkurrenz ist groß im Angebot orchestraler Strauss-Pakete. Und Frankfurts erstes Orchester schlägt sich in diesen versammelten "Live"-Aufnahmen beachtlich. Welche Hör-Vorlieben rechtfertigen eine Anschaffung dieser Box statt bewährter Klassiker? Weiter...
    (Dr. Hartmut Hein, )
  • Zur Kritik... Verbindlicher Abschied: Die Essener Philharmoniker interpretieren Mahlers Neunte Sinfonie. Weiter...
    (Dr. Dennis Roth, )
  • Zur Kritik... Zeitgenossen der Vergangenheit: Höchst selten gespieltes Repertoire, im Falle von Paul Arma sogar eine Ersteinspielung – so richtig überzeugen können die drei hier versammelten Violinsonaten jedoch nicht. Weiter...
    (Dr. Michael Loos, )
blättern

Alle Kritiken von OehmsClassics...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Michael Loos:

  • Zur Kritik... Von der Wüste in die himmlische Stadt: 'Des canyons aux étoiles...', eines der zentralen Orchesterwerke aus der Feder von Olivier Messiaen, in einer spektakulären Interpretation mit dem Symphonieorchester Utah unter Thierry Fischer. Weiter...
    (Dr. Michael Loos, )
  • Zur Kritik... Eher düster als auftrumpfend: Die Violinsonate und das Klavierquintett der Komponistin Johanna Müller-Hermann überzeugen substanziell wie auch interpretatorisch. Weiter...
    (Dr. Michael Loos, )
  • Zur Kritik... Sullivans verzauberte Insel: Sullivan mal ohne Gilbert – die von Robin Gordon-Powell eingerichtete Ballett-Suite zur 'L´île Enchantée' zeigt den Komponisten von seiner besten Seite. Weiter...
    (Dr. Michael Loos, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Michael Loos...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Kollaboratives Komponieren: Das Label Kairos präsentiert facettenreiche Ensemblemusik des schwedischen Komponisten Jesper Nordin. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Hoher Abstraktionsgrad: Marco Fusi beeindruckt mit Violin-'Werken' Giacinto Scelsis. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (2/2023) herunterladen (5500 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Georges Bizet: Jeux d'enfants op.22

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

"Casals kämpfte für den Frieden."
Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich