
Schubert: Symphonies No. 4 & 5 - B'Rock Orchestra, René Jacobs
Schubert trifft auf Caspar David Friedrich
Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
René Jacobs setzt mit dem B’Rock Orchestra seinen Schubert-Zyklus beim Label Pentatone fort.
Das Packaging will scheinbar bewusst „popping“ rüberkommen wollen – mit einem Orchester, das sich „B’Rock Orchestra“ nennt, und mit einem riesigen „RJ“ auf dem Cover, was für René Jacobs steht. Diese Ausgabe von Schuberts Symphonien Nr. 4 in c-Moll und 5 in B-Dur ist Teil des Gesamtzyklus‘ beim Label Pentatone, produziert von Renaud Loranger. Auf weiteren Einzel-CDs liegen die Symphonien 1 und 6 sowie 2 und 3 bereits vor. Natürlich ist Jacobs ein energischer Dirigent, der Schubert sehr lebendig klingen und viele Instrumentationsdetails funkeln lässt, der eine fast tänzerische Leichtigkeit mit knalligen Akzenten zu verbinden weiß. All das ist für mein Empfinden wunderbar und wunderbar passend für Schubert.
Trotzdem habe ich mich mit dieser Aufnahme lange schwergetan. Aber ich hatte Mühe, meinen Finger auf die „wunde“ Stelle legen zu können, weswegen ich die Aufnahme am Anfang nicht gern gehört habe. Es liegt am Sounddesign. Der Klang des Orchesters ist extrem durchsichtig, die Mittelstimmen wirken besonders transparent. Dadurch fehlt diesem Schubert das Kompakte und auch „Klassische“, das etwa auf der alten Sawallisch-Aufnahme mit der Staatskapelle Dresden so besticht. Es ist eine Geschmacksfrage, wie man „seinen“ Schubert lieber hört. Denn selbstverständlich spricht viel dafür, diese beiden Symphonien klanglich auch anders aufzufächern und die Geschlossenheit des Klanges aufzubrechen.
Das B’Rock Orchestra „rockt“ nicht im Stil von typischen Alte-Musik-Ensembles, sondern ist einem vertrauten Symphonieorchesterklangideal angepasst, ohne die volle Symphonieorchesterwucht à la Staatskapelle Dresden zu liefern. Stattdessen bleibt alles kleiner dimensioniert und frisch bewegt. Und wie gesagt: mit erfrischenden Passagen, die ordentlich Drive haben, etwa das finale Allegro der „Tragischen“ 4. Symphonie. Mich persönlich hat dieser Sound nicht so vom Hocker gerissen wie Jacobs berühmte Mozart-Aufnahmen. Und an den Tutti-Stellen fehlt mir dann doch der „alte“ Sawallisch-Peng, der Schubert dramatischer wirken lässt. Und ihm mehr Kontur gibt.
Im Booklet erläutert René Jacobs ausführlich beide Symphonien, im Sinn einer Werkanalyse („Ein neues Sinfonienpaar"). Das ist fachkundig und spannend. Liest sich manchmal aber mehr wie ein musikwissenschaftlicher Aufsatz, statt wie ein CD-Begleitheft, das etwas zu dieser konkreten Aufnahme zu erzählen hat und neugierig auf diese macht.
Die Aufnahmen entstanden 2019 in Belgien (Symphonie Nr. 4) und 2020 im Haus der Musik in Innsbruck (Symphonie Nr. 5). Was genau Caspar David Friedrichs „Der Abend“ (1821) auf dem Cover zu suchen hat, verrät das Booklet nicht, eine besondere „Abendstimmung“ verbreiten die beiden Symphonien in dieser Einspielung nicht. Vielmehr sind sie durchpulst von Lebensfreude und Energie. Und wie eine frische Brise an einem Sommervormittag.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert: Symphonies No. 4 & 5: B'Rock Orchestra, René Jacobs |
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Label: Anzahl Medien: |
Pentatone Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
827949085666 |
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Schubert, Franz |
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