
Sullivan: Incidental Music - Emmanuel Lawler, RTE Concert Orchestra, Andrew Penny
Eigene Traditionslinie
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Arthur Sullivans Schauspielmusiken führen in eine ganz eigene Tradition, die uns heute zumeist unbekannt ist.
Schon 1992 entstand die vorliegende CD mit Schauspielmusiken von Arthur Sullivan, ursprünglich auf Marco Polo erschienen. Im Zentrum stehen zwei Shakespeare-Werke, ‚The Merchant of Venice‘ und ‚Henry VIII‘, für die Sullivan 1871 bzw. 1877 Bühnenmusiken schrieb. Wir erleben einen Komponisten, der in der Nachfolge Mendelssohn Bartholdys äußerst effektvolle Bühnenmusiken zu schreiben weiß – eine Eigenschaft, die in der Tat viele britische Komponisten bis zum Zweiten Weltkrieg in hohem Maße beherrschten, danach schwenkten sie nicht selten zu entsprechender Filmmusik um, nicht selten auf durchaus vergleichbare Sujets. Sullivan erweist sich als Meister der Raffinesse, der facettenreichen Instrumentierung, so dass die Musik auch beim mehrmaligen Wiederhören nicht langweilig wird. Wenn etwas gewöhnungsbedürftig sein sollte, so Sullivans ausgesprochen eingängige Melodik, die ein so überaus glückliches Pfund war, wenn Sullivan Operetten schuf, die zumeist die Mehrzahl der Konkurrenzprodukte weit überragte.
Die Musik zu ‚The Merchant of Venice‘ ist auf eine siebensätzige ‚Masquerade‘ konzentriert, in der sich Sullivan nicht nur als Stimmungsmusiker, sondern auch als Kontrapunktiker und spannungsvoller Dramatiker präsentiert. Sullivan erweist sich als traditionsverbunden und gleichzeitig zeitgemäß – für das Theaterpublikum in Manchester mag die Musik gerade das Rechte gewesen sein. Auch die hier eingespielten vier Stücke zu ‚Henry VIII‘ entstammen einem klar beschränkten Bereich des Dramas (dem fünften Akt). Wie in ‚The Merchant of Venice‘ fordert ein Stück Sologesang (in diesem Fall ein Gesang, dessen Text mutmaßlich von Henry VIII selbst stammt) – hier gesungen durch Emmanuel Lawler, der sich als nicht recht geeignet für die klare Melodielinie und klare Aussprache erweist. Da überzeugt etwa der ‚Graceful Dance‘ weit mehr.
Nicht genug
Ergänzt werden diese beiden Schauspielmusiken (in deren erster übrigens unerwähnt im Eröffnungssatz der RTÉ Chamber Choir mitwirkt) durch zwei Ouvertüren von unterschiedlicher Authentizität. Die Ouvertüre zu der Oper ‚The Sapphire Necklace’ (1864) ist nur in einer Fassung für Blechblasorchester bekannt, die Re-Orchestrierung durch Roderick Spencer insgesamt aber recht gelungen. Am Schluss der CD steht das bekannteste Werk der hier vorgestellten vier, die Ouvertüre C-Dur ‚In Memoriam‘. Mittlerweile existieren mindestens drei weitere Schallplatteneinspielungen der Ouvertüre, schlechtere, aber auch interpretatorisch bessere. Überhaupt muss man feststellen, dass das RTÉ Concert Orchestra unter Andrew Penny nicht selten unbekümmert drauf los musiziert, nicht immer mit sorgfältigster Spielkultur, auch nicht immer mit dem Elan, den man (immer teilweise) in älteren Einspielungen sowohl von vier Sätzen aus ‚The Merchant of Venice‘ als auch der Ouvertüre ‚In Memoriam‘ (City of Birmingham Symphony Orchestra/Sir Vivian Dunn) hören kann. Sullivan braucht Wärme und Witz, Frische und Forschheit, aber auch Sorgfalt und Charme. Davon bietet diese wiederaufgelegte CD nicht genug. So ist die Produktion schlussendlich eher etwas für Komplettisten. Das Booklet ist im Vergleich zur Marco-Polo-Produktion erweitert worden, aber immer noch nur auf Englisch.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Sullivan: Incidental Music: Emmanuel Lawler, RTE Concert Orchestra, Andrew Penny |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313518128 |
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Sullivan, Arthur |
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