
Cimarosa: Il Matrimonio Segreto - Academia Montis Regalis, Alessandro de Marchi
Der Kaiser amüsiert sich
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Alessandro De Marchis Neueinspielung von Domenico Cimarosas 'Il matrimonio segreto' ist ein starkes Plädoyer für die ungekürzte Oper.
Der Habsburger Kaiser Leopold II. war begeistert. Kurz nach der Premiere von Domenico Cimarosas 'Il matrimonio segreto' 1792 in Wien ließ er die von ihm in Auftrag gegebene Oper bei der Zweitaufführung komplett nochmal einmal spielen, unterbrochen nur von einem festlichen Souper – ein einzigartiger Vorgang in der Musikgeschichte. So weit ging es 2016 bei den Vorstellungen im Rahmen der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik nicht, doch das Publikum amüsierte sich auch dort ganz prächtig. Das jedenfalls ist der Eindruck beim Hören des gerade bei cpo erschienenen Livemitschnitts, der auch am Lautsprecher viel Vergnügen bereitet.
'Il matrimonio segreto' gehörte im 19. Jahrhundert europaweit zu den beliebtesten Buffa-Opern und ist das einzige Werk des 1749 bei Neapel geborenen Cimarosa (damals einer der führenden Opernkomponisten und ein Vielschreiber dazu), das sich bis heute im Repertoire gehalten hat. Es handelt von den Konfusionen, die die besagte heimliche Ehe zwischen der Kaufmannstochter Carolina und dem Angestellten Paolino in der Familie der Braut auslöst. Vater Geronimo will sie aus Standesgründen an den Grafen Robinson verheiraten, die zweite Tochter Elisabetta möchte den Adligen für sich gewinnen und die altjüngferliche Tante Fidalma hat es auf Paolino abgesehen.
Am Ende bekommt das Ehepaar den väterlichen Segen, Robinson und Elisabetta gehen eine Vernunftsheirat ein und Fidalma bleibt alleine. Die Komödie bietet liebenswerte Unterhaltung mit viel Situationskomik, dabei zeigt sie Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren Schwächen und Vorzügen. Anmut, Harmonie und Unbeschwertheit, diese Eigenschaften besitzt Cimarosas Musik: sowohl die teils reich verzierten Arien, die die jeweiligen Gemütslagen charakterisieren als auch die quirligen Ensembles.
Kurzweilig
Alessandro De Marchi kehrte mit der Produktion von 'Il matrimonio segreto' quasi zu seinen musikalischen Wurzeln zurück. Als junger Korrepetitor studierte er die Oper 1994 an der Berliner Staatsoper ein. Als Intendant der Innsbrucker Festwochen nahm er sie sich erneut vor und brachte sie diesmal ungekürzt und im Originalklang mit historischen Instrumenten auf die Bühne. Über drei Stunden dauert sie nun und ist kurzweilig über die gesamte Zeit hinweg. Denn De Marchi lässt stilgerecht und beschwingt musizieren und kann sich dabei auf die geschliffen aufspielende Academia Montis Regalis stützen.
Das Gesangssextett ist in allen Rollen typengerecht besetzt. Mit jugendfrischen Sopranen und stimmlicher Agilität bezaubern Giulia Semenzato und Klara Ek als Schwestern. Loriana Castellano sehnt sich mit Mezzofülle nach einem Mann, bei dem von ihr angeschmachteten Paolino Jesús Álvarez könnte man sich nur etwas mehr Tenorschmelz vorstellen. Mit Donato Di Stefano als Geronimo und Renato Girolami als Robinson treffen zwei gestandene Buffos aufeinander, die nicht nur in ihrem Duett vokale Pointen zu setzen wissen. Das Booklet enthält nicht nur Informationen zu Stück und Mitwirkenden, sondern auch das Libretto in drei Sprachen und als Bonbon zahlreiche Fotos der Aufführung.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Cimarosa: Il Matrimonio Segreto: Academia Montis Regalis, Alessandro de Marchi |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 2 |
Medium:
EAN: |
CD
761203529520 |
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Cimarosa, Domenico |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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