
Ezekiel's Eagle - Cappella Pratensis, Stratton Bull
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Label/Verlag: Challenge Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine lebendige Fortsetzung dieser Reihe: Die Cappella Pratensis mit Musik von Jean Mouton in veränderter Besetzung, dennoch hochklassig und mit all den Eigenarten, die dieses Ensemble auszeichnen. Mehr davon.
Die zweite Platte der bei Channel Classics erscheinenden Reihe mit Musik aus den Den-Bosch-Chorbüchern, gesungen von der ebendort aktiven Cappella Pratensis, liegt vor. Die Musikhistorikerin Jennifer Bloxam beschreibt den Weg zum Programm, zur Idee, der großen Motivation für diese Feier des Heiligen Johannes des Evangelisten höchst lebendig und macht sie fast sinnlich erfahrbar: Den Weg zur Kirche des Heiligen, in der die Kapelle der ‚Illustre Lieve Vrouwe Broederschap‘, um deren Wirken und Hinterlassenschaft sich in der CD-Reihe alles dreht, sich befindet und in der die Bruderschaft ihr geistliches Zuhause hatte. Dazu die Beschreibung der Umstände und Eigenheiten des Kirchenjahres Anfang Mai – man bekommt lesend ein gutes Gefühl für das, was kommt. Und es kommt mit Jean Mouton ein Schwergewicht der frankophonen Vokalpolyphonie, mit edler Satzkunst, einem fließenden, zugleich bewegten, abwechslungsreichen Kontrapunkt.
Seine 'Missa Tua est potentia' steht im Mittelpunkt, dazu eine Reihe konzentrierter Motetten. Außerdem präsentieren die Vokalisten der Cappella Pratensis eine eigentümliche Form der Ausdeutung der gregorianischen Anteile, indem sie zu den schlichten, ebenfalls in der Tradition der Bruderschaft verankerten Einstimmigkeit eine improvisierte, durchaus wirkungsvolle Polyphonie erklingen lassen. In jedem Fall darf man angesichts dieses und des Programms der ersten Platte schon jetzt gespannt sein, wie die Reihe in der kommenden Zeit fortgesetzt wird. Es ist klar, dass es vokal hochklassig bleiben wird, intellektuell anspruchsvoll und aufführungspraktisch reflektiert.
Veränderte Besetzung
Im Kern – das steht auch hier außer Frage – ist diese gehaltvolle Musik natürlich vor allem stark gesungen: Dabei ist die Besetzung mit Stratton Bull und Andrew Hallock (Superius), Lior Leibovici und Korneel Van Neeste (Altus), Pieter De Moor und Peter de Laurentiis (Tenor) sowie Marc Busnel und Máté Bruckner (Bass) im Vergleich zur ersten Folge auf mehreren Positionen verändert, vor allem in den tiefen Stimmen. Sicher also ein Prozess der Erneuerung, der auf hohem Niveau gelungen ist. Wiederum sind kernige Stimmcharaktere zu erleben, bei Mouton und in der ihn umgebenden Gregorianik vielleicht um eine Spur weniger magisch als bei Pierre de la Rue im ersten Programm, doch ungemein frisch und selbstbewusst, gelegentlich gar handfest im Vortrag. Delikat gerät die französische Aussprache des Lateinischen. Intoniert wird makellos rein, voller Nuancen und individueller Momente. Die Linien greifen, in frischer Bewegung geführt, weit aus, sind zugleich reich gegliedert und klug organisiert, mit etlichen Impulsen versehen, die aus der Kraft der Stimmen herrühren.
Kraftvoll und entschieden geht es auch in der Gregorianik zu, in den Momenten improvisierter Polyphonie mit sich öffnender Freiheit. In der erneuerten Besetzung scheint die Formation in der Einstimmigkeit noch nicht ganz den letzten Schliff zu haben – was aber, das muss man den acht Vokalisten zugutehalten, auch an der coronabedingt für das Ensemble ungünstigen und vor allem ungewohnten Positionierung der Sänger in angemessener Entfernung voneinander liegen kann. Statt eng gedrängt um ein Chorbuch zu stehen wie sonst, wurden jetzt die notwendigen Abstände eingehalten und das noch immer gemeinsame Notenbild von einem großen Flachbildschirm abgelesen. Das Klangbild gelingt dennoch hervorragend: Es ist sehr gut organisiert, maßvoll räumlich und erwärmt, voller Lebendigkeit, dabei strukturklar und präzis. Eine lebendige Fortsetzung dieser Reihe also: Die Cappella Pratensis mit Musik von Jean Mouton in veränderter Besetzung, dennoch hochklassig und mit all den Eigenarten, die dieses Ensemble auszeichnen. Mehr davon.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Ezekiel's Eagle: Cappella Pratensis, Stratton Bull |
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Label: Anzahl Medien: |
Challenge Classics 1 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD SACD
608917287820 CC 72878 |
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"At the dawn of the Renaissance the southern Dutch city of ’s-Hertogenbosch, with its abundance of churches and monasteries, was also referred to as “Little Rome”. Central to this religious scene was the Brotherhood of Our Illustrious Lady (Illustre Lieve Vrouwe Broederschap), founded in 1318. This devotional organization, which counted among its members the famous painter Hieronymus Bosch, invested considerably in recruiting and employing the best singers and organists for its chapel, which performed a wide variety of polyphonic music. No fewer than nine choirbooks with this repertoire are still preserved by the confraternity. After centuries of silence, this magnificent collection is finally sounding once again. With the five-year project The Den Bosch Choirbooks (2020-24), Cappella Pratensis, itself based in ’s-Hertogenbosch, is giving these manuscripts the attention they deserve. The project includes numerous concerts, workshops, publications, lectures and a series of five CDs. This recording thus invites listeners to imagine themselves among the confraternity members gathered in their chapel in the church of St John the Evangelist in ’s-Hertogenbosch on a sunny spring day. It is May 6, the great feast of St John Before the Latin Gate that commemorates the attempted martyrdom of the Evangelist in 92 AD. " |
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