
The captive mind - Opera Nova Bydgoszcz
Perspektiven einer Tyrannei
Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Visuell starke Verarbeitung des Stalinismus in Polen.
‚The Captive Mind‘ (Polnisch ‚Zniewolony umysł‘) ist ein auf eigenen Erinnerungen und Reflexionen basierendes Buch des polnischen Autors Czesław Miłosz aus dem Jahr 1951 (veröff. 1953). Unter den Nationalsozialisten war Miłosz verboten, gehörte aber im stalinistischen Polen zur herrschenden Klasse. Nachdem er sich vom Stalinismus abgewandt hatte, versuchte er stalinistisches Denken, auch die Manipulationsmechanismen seinen Landsleuten zu erklären, und er schrieb das Buch ‚unter großen inneren Konflikten‘; den Antikommunisten war es zu wenig politisch, jene, die seine literarischen Schriften nicht kannten, erschien es klar politisch. ‚The Captive Mind‘ war 2011 das erste abendfüllende Ballett von Robert Bondara, seit 2018 Ballettdirektor des Teatru Wielkiego in Poznan, mit Musik von Philip Glass und (in weit geringerem Maße) Wojciech Kilar. Die vorliegende Produktion erfolgte bereits 2012 in der Opera Nova in Bydgoszcz, kam aber erst 2020 auf den Markt.
Der musikalische Anteil der Produktion ist ausnahmslos Konserve, betont teilweise in vorteilhaftester Weise die intendierte Emotionalität. Die allegorisch überhöhte Figur Stalins trägt hier den Namen Tyrannos, Individuen sind reduziert zu Buchstaben des griechischen Alphabets, nur eine distanzierte Frau trägt den individualisierten Namen Elpis. Die tänzerischen Leistung und die Choreografie, auch die visuelle Umsetzung sind, bei allen Schwierigkeiten der Visualisierung eines literarisch überhöhten Entwurfs, vorzüglich, werden aber insgesamt nicht völlig verständlich ohne Kenntnis des Ballettszenarios. Ein anspruchsvolles, in heutiger Zeit kaum minder aktuelles, teilweise verstörendes Gesamtkunstwerk, das auch das Nachwirken des Stalinismus thematisiert und nur zarte Pflanzen der Hoffnung erblühen lässt.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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The captive mind: Opera Nova Bydgoszcz |
|||
Label: Anzahl Medien: |
DUX 1 |
Medium:
EAN: |
DVD
5902547081397 |
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DUX Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt. Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles. Mehr Info... |
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