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Sonntag, 1. Oktober 2023

Salgado: The 9 Symphonies - Cuenca Symphony Orchestra, Michael Meissner

Neun Sinfonien aus Ecuador


Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


In knapp dreißig Jahren entstanden die neun Sinfonien des Vaters der ecuadorianischen Orchestermusik.

Luis Humberto Salgado (1903–1977) hatte Glück. Sein Vater war Gründungsrektor des Nationalkonservatoriums von Ecuador, und schon 1924 konnte der begabte Sohn seinen Studienabschluss an dieser Institution machen. Später lehrte er dort und war zweimal selbst Rektor. Häufig stellte er sich vor allem in den Dienst anderer, sodass seine eigenen Kompositionen zumeist unbekannt blieben. Darunter finden sich nicht nur vier elf Werke für die Bühne, acht Konzerte, Chormusik, Kammermusik, Lieder und neun Sinfonien. Seine Bedeutung für die kulturelle Entwicklung seines Landes darf nicht unterschätzt werden.

Salgados neun Sinfonien entstanden in den Jahren 1949 bis 1975, teilweise mit programmatischen Titeln. Sie zeugen von feinem Klangempfinden, großer Kenntnis der musikalischen Vergangenheit und großartiger technischer Beherrschung des kompositorischen Handwerks. Mit wenigen Strichen weiß er Stimmungen zu evozieren, und dass manche Komposition von Darius Milhaud einen leichten Hauch von Salgado atmet, spricht für eine südamerikanische Musiktradition, die uns heute kaum mehr bekannt ist.

Nachromantisch

Die viersätzige erste Sinfonie trägt den Untertitel 'Andina' (Andensinfonie) und enthält neben volkstümlichen Elementen und Volksmelodien auch Elemente tradierter Sinfonik. Immer wieder überraschen gewisse Klangeffekte, die wohl auch aus ecuadorianischer Musiktradition herrühren. Auch die dritte Sinfonie ‚auf pentatonische Skalen im Rokokostil‘ (1956) ist viersätzig; Respighi, Richard Strauss, Poulenc oder auch Franz Lehár mögen für das Werk, das neben dem traditionellen Orchester einen großen Apparat an Schlagwerk, dazu Celesta, Cembalo, Glockenspiel und Glocken fordert, mit Pate gestanden haben, doch bleibt Salgado essenziell nachromantisch, fast ‚operettisch‘.

Besonders stark sind die Bezüge zu Darius Milhaud in der vierten Sinfonie, der 'Ecuadorianischen' von 1957; dennoch bleibt Salgados eigener Zugang immer zu hören und führt sozusagen die früheren Kompositionen Milhauds über in die Sinfonik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 'Die Neoromantische' ist der Beititel der fünften Sinfonie von 1958, in der in der Tat Zwölftönigkeit mit weniger kompromisslosen Techniken eine spannende Verbindung eingehen – wenn auch von der Besetzung her konventioneller als die ersten drei Sinfonien, ist die Fünfte vielleicht die musikhistorisch spannendste. Da die Orchesterpartitur verschollen ist, hat der Dirigent Michael Meissner diese aus dem Klavierauszug ‚nachkomponiert‘ (mit etwas zu geringen individuellen Orchestereffekten).

Lebhafter südamerikanischer Ton

Die sechste Sinfonie für Streicher und Pauken aus dem Jahr 1968 verbindet die schon in früheren Werken aufscheinende Verbindung von Soli und Tutti zu einem organischen Ganzen. Salgados atonale Klangsprache hat nun einen ganz eigenen Charakter entwickelt, der unverkennbar ist. Im Dezember 1969 begann Salgado seine siebte Sinfonie, die er 1970 als Hommage ans Beethoven-Jubiläum abschloss. Wir haben eine ausgewachsene neoklassische Sinfonie von großer Dichte und starkem Charakter, die aber weit von einer westeuropäischen Sinfonie endet, sondern in lebhaftem südamerikanischen Ton. Die stärker tonal geprägte achte Sinfonie hatte eine lange Genese, die man dem Werk auch anhört. Die 1967–1972 entstandene, durch die Schlacht von Pichincha 1822 inspirierte Komposition greift alle Möglichkeiten des Orchesters im Tutti wie in den Soli auf und ist so nicht selten von fast kammermusikalischem Charakter.

Neben der kraftvoll-komprimierenden zweiten Sinfonie 'Sintética' von 1953 ist die neunte Sinfonie von 1975 die einzige einsätzige. Im Grunde führt Salgado die Entwicklungen seit der Fünften fort, spitzt diese aber noch erfolgreich zu, so dass er sein sinfonisches Schaffen ohne übergroße Geste, aber mit großer Überzeugung krönt.

Das Orquesta Sinfónica de Cuenca unter Michael Meissner bietet leider nur leidliche Wiedergaben der Musik – vieles ist unsauber, undifferenziert und nicht pointiert genug, so dass man nur einen ungefähren Eindruck der Kompositionen erhält. Hörbar haben die Musiker Freude an den besonderen Effekten und Ausdruckssphären der Musik, sind aber gerade in der normalen Orchesterarbeit nicht selten zu wenig konzentriert bei der Sache, was insbesondere die Darbietungen der sechsten, siebten und achten Sinfonie zum Debakel werden lässt. Allerdings wissen wir auch nicht, wieviel Zeit für die Aufnahmen zur Verfügung stand – das Inlay berichtet nur, dass die Aufnahmen im September 2019 im Teatro Pumapungo in Cuenca stattfanden.

Interpretation:
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    Salgado: The 9 Symphonies: Cuenca Symphony Orchestra, Michael Meissner

Label:
Anzahl Medien:
Brilliant classics
3
Medium:
EAN:

CD
5028421962566


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