
Psalmen & Lobgesänge aus dem mittelalterlichen Barock - David Erler, L'arpa festante
Kleinodien aus der Schatzkammer Mitteldeutschlands
Label/Verlag: Christophorus
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die CD enthält ein musikalisches Porträt einer Landschaft in der Zeit des Barocks, vielgestaltig und überzeugend.
Das 17. Jahrhundert war reich an bedeutenden Komponisten. Heinrich Schütz, Dietrich Buxtehude, Johann Jakob Froberger sind nur einige wenige Namen unter vielen, die in der Musikwelt immer noch Präsenz zeigen. Dass es in deren Schatten auch andere Komponisten gab, deren Werk es durchaus verdiente, wahrgenommen zu werden, geht dabei oft unter, ja, sie werden oft noch als sogenannte Kleinmeister verunglimpft. Es waren darunter jedoch viele achtbare Musiker, deren Kompositionen auch heutigentags noch verdienen, gehört zu werden. Das zeigt vorliegende CD. Ihr Repertoire ist dabei nicht nur eingegrenzt auf die Epoche des Barocks, sondern auch noch von der musikalischen Landschaft Mitteldeutschlands. Was kann es da Gutes geben? Die CD versammelt Kompositionen, die diese Frage schlüssig beantworten: Es gibt viel Gutes zu entdecken, aufzuführen und zu hören.
An drei Beispielen sei dies gezeigt. Bereits das Eingangswerk von Johann Christoph Schmidt (1664-1728) für Altus, zwei Violinen, zwei Bratschen und Generalbass wartet mit einer Überraschung auf. Wann hätte man das Wort ‚Psallite, singt!‘ mit so in wahrster Bedeutung des Wortes halsbrecherischen Koloraturen gehört? Der Altus, David Erler, gab sich alle Mühe, diesem Anspruch gerecht zu werden, aber man spürt diese Mühe auch, und die Töne kommen nicht so deutlich, so voneinander abgesetzt, wie dies bei Kolleginnen und Kollegen öfters der Fall ist. Ansonsten ist seine Leistung weithin tadellos.
Makelloser Gesang
Erstaunlich auch, was Wolfgang Carl Briegel uns hören lässt: eine Komposition über 'Amor Jesu dulcissime', zu Deutsch: 'Liebe des süßesten Jesus'. Er wählt 14 Strophen aus diesem mittelalterlichen Hymnus. Er vertont diesen immer noch langen Text für Altus, zwei Violinen und Generalbass, und zwar in der Form einer Chaconne, also mit gleichbleibendem, immer wiederholten Bass. Nicht allein die Kunst des Komponisten überzeugt, sondern ebenso der makellose Gesang David Erlers und die Virtuosität der begleitenden Violinen. Die instrumentale Sonata in A desselben Komponisten ist vielgestaltig in der Abwechslung langsamer und schneller Passagen. Am Ende hört man völlig überraschend eine elegisch aufwärtsstrebende chromatische Tonfolge – über die Zeit ihrer Entstehung hinausweisend. Die Geigern Angelika Balzer meistert diese Sonate mit Verve und Virtuosität – allein dieses Werk rechtfertigt das Erscheinen dieser CD. Ein Magnificat eines unbekannten Komponisten krönt diese Veröffentlichung.
In diesem hochkarätigem Porträt einer musikalischen Landschaft gerät man von einem Staunen in das andere, instrumental auf höchstem Niveau, vokal auf hohem Niveau. Hier verhindern der erwähnte Umgang mit Koloraturen, ein manchmal hörbarer Wechsel der Stimmregister und an wenigen Stellen leichte Eintrübungen in der Intonation den fünften Stern. Dennoch: Diese CD ist unbedingt hörenswert.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Psalmen & Lobgesänge aus dem mittelalterlichen Barock: David Erler, L'arpa festante |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Christophorus 1 |
Medium:
|
CD
|
![]() Cover vergössern |
Theile, Johann |
![]() Cover vergössern |
Christophorus Christophorus ist das älteste deutsche Plattenlabel mit dem Schwerpunkt "Geistliche Musik". Es wurde 1935 gegründet, um religiöse Inhalte mittels Schallplatten und Bücher auch während des Nazi-Regimes zu verbreiten. Heute - mehr als 75 Jahre später - stehen spirituelle Themen weiterhin im Mittelpunkt des Labels, mit besonderem Interesse für unbekannte Werke und historische Interpretation. Gregorianische Gesänge, geistliche Vokalmusik, Musik der christlichen Kirchen und die Gesänge aus Taizé sind im Katalog ebenso vertreten wie Musik des Mittelalters und der Renaissance. Mit diesem Repertoire gilt Christophorus heute als eines der wichtigsten unabhängigen Labels auf dem internationalen Klassikmarkt. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Christophorus:
-
Ein Franke in London: Wiederauflage eines wichtigen Oratorienwerks jenseits von Händel. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Der lateinische Telemann: Ein ungewohnter Werkkorpus des produktiven Meisters. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Romantische Dichtung in Musik: Der Countertenor Franz Vitzthum und die Pianistin Katharina Olivia Brandt spielen bekannte und unbekannte romantische Kunstlieder ein. Weiter...
(Anneke Link, )
Weitere CD-Besprechungen von Diederich Lüken:
-
Eine musikalische Darstellung der königlichen Reiterei: Ein vielgestaltiges Programm durch zwei Jahrhunderte stellt dar, wie prunkvoll und zugleich nachdenklich es am königlichen Hof zuging. Das Ensemble zeigt die verschiedenen Gelegenheiten, zu denen diese Musik ausgeführt wurde. Weiter...
(Diederich Lüken, )
-
Hörenswerte Alternativaufnahme zum Opus 3 von Händel: Die Van Diemen's Band erweist sich als versiertes Kammermusikensemble auf barocken Instrumenten. Ihr Händel setzt Alternativen zu anderen Aufnahmen frei. Weiter...
(Diederich Lüken, )
-
Neubau eines fast vergessenen Instruments: Werke von Händel in interessanten Fassungen für das neu entdeckte Claviorgon, gespielt von dem kompetenten Organisten und Cembalisten Bart Naessens und dem Ensemble Il gardellino. Weiter...
(Diederich Lüken, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Seltene Cello-Werke: Bartosz Koziak spielt Musik von Bohuslav Martinu. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Auftakt zu einer Trilogie: 'Christus das Kind' ist eine interessante Ausgrabung, die das Umfeld frühromantischer Oratorienliteratur verdeutlicht bzw. erst ins Blickfeld rückt. Ein 'Aha!'-Effekt stellt sich aber nicht ein. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
-
Suggestive Trauergesänge: Glagolitische Riten beeindruckten Igor Kuljerić seit seiner Jugend. In seiner Totenmesse sprengt er damit den Rahmen. Weiter...
(Christiane Franke, )
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich