
Haydn: String Quartets op.76 - Chiaroscuro Quartet
Unauslöschliches Feuer
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Haydns später Quartettzyklus op. 76 in souveräner Darbietung des Chiaroscuro Quartetts.
Vorweg sei gesagt, dass es große Freude macht, dem Chiaroscuro Quartett zu lauschen, wie es nach einer reifen Leistung der „Sonnenquartette“ op. 20 (2017) nun den letzten zyklischen Gattungsbeitrag Haydns bewältigt. Die Aufnahme, welche 2019 beim Label BIS erschien, enthält die Quartette op. 76, Nr. 1–3, also jene Werke, die Haydn 1797/98 komponierte und die in so beeindruckender Weise dessen genialisches Changieren zwischen Gattungsnorm, die er quasi selbst etablierte, und Individuation veranschaulicht. Mit welcher Gestaltungskraft, Vitalität und konzeptioneller Raffinesse der Komponist hier im Alter an das Genre herantritt, fasziniert in jeder Hinsicht …
Bereits die Zeitgenossen haben gespürt, dass Haydn seine gereiften Künste in dem Zyklus nicht bloß verwaltet, sondern nochmals grundlegend neu zum Einsatz bringt. Er habe, so etwa Charles Burney, „nichts von seinem Feuer verbraucht“ – und das hört man den Werken, zumal wenn sie so dynamisch dargeboten werden, wie hier, durchgehend an. Die agile wie unprätentiöse Spielart des Chiaroscuro Quartetts sorgt – positiv gewendet – dafür, dass man die Quartette als ganzheitliche Würfe präsentiert bekommt, ohne dabei auf schöne Detailarbeiten verzichten zu müssen. Klangfarbliche Differenzierung und technische Souveränität zählen darüber hinaus zu selbstverständlichen Grundeigenschaften des Ensembles.
Jedoch, wer bereits Aufnahmen der Werke von Klangkörpern wie dem Alban Berg Quartett gehört hat, erkennt auch die Grenzen der jüngeren Kollegen. Bisweilen hapert es gerade aufgrund der Agilität an einer vergleichbar überzeugenden Gestaltung thematischer Gruppierungen bzw. an einer bedächtigeren und damit sinnstiftenden Strukturierung der Haydnschen Themenkonturen. Aber dies bemerkt wohl nur der Vorerfahrene und Vergleichende, weshalb die Kritik hier angesichts einer erfreulichen Gesamtleistung nicht überbewertet werden soll.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Haydn: String Quartets op.76: Chiaroscuro Quartet |
|||
Label: Anzahl Medien: |
BIS Records 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
7318599923581 |
![]() Cover vergössern |
Haydn, Joseph |
![]() Cover vergössern |
BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag BIS Records:
-
Shakespeare!: 'Sounds and Sweet Airs' heißt eine neue Platte, deren Inhalt durch den Untertitel 'A Shakespeare Songbook' konkretisiert wird. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Meister im kleinen Format: Masaaki Suzuki setzt seine systematischen Bach-Erkundungen im Reich des Chorals fort, mit einem ersten Teil des Orgel-Büchleins. Es ist eine mustergültige Präsentation auf einem der Musik ebenbürtigen Instrument. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Epitaph: Erinnerung an Kaija Saariaho: Avancierte Chormusik, die subtil und ohne grelle Effekte das Reich ambitionierter Techniken auslotet. Der Helsinki Chamber Choir wird den Werken mit der Wirkung des Selbstverständlichen, Natürlichen gerecht. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Kai Marius Schabram:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Intensives Klavierspiel: Vladimir Feltsman legt interessante Darbietungen Beethovenscher Variationen und Rondos vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich