
Molter: Ouvertüre, Sinfonia und Concerti - Kölner Akademie, Michael Alexander Willens
In vorzüglicher Harmonie
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine rundum gelungene Einspielung von sieben Instrumentalwerken von Johann Melchior Molter.
In seiner Reihe vergossener Kostbarkeiten beim Label ARS Produktion hat sich die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens diesmal Johann Melchior Molter zugewandt, mehr als zwanzig Jahre Hofkapellmeister in Karlsruhe. Die hier vorgestellten Werke – eine fünfsätzige Sinfonia in C-Dur, eine viersätzige Ouvertüre G-Dur sowie fünf Konzerte für unterschiedliche Soloinstrumente – sind gleichwohl teilweise offenbar schon deutlich früher entstanden, nicht zuletzt wohl in Folge von Molters Italienreisen 1719-21 bzw. 1737-38. Die Sinfonia wird vornehmlich durch italienische Stilaspekte geprägt, während die Ouvertüre eher französischen Vorbildern folgt. Molter ist ein reich profilierter Komponist – Komponisten, die 170 Sinfonien oder 70 Konzerte für ein oder zwei Soloinstrumente schufen, sind heute kaum mehr im öffentlichen Bewusstsein präsent; Vokalmusik stand weniger zentral in Molters Schaffen.
In den beiden genannten Orchesterwerken erweist sich Molter als durchaus eigenständiger, stilgewandter Exponent der beiden unterschiedlichen Genreausprägungen. Die Kölner Akademie weiß mit großem Feingefühl die besonderen Qualitäten der Musik herauszuarbeiten, ihren höfischen Charme ebenso wie ihren Esprit oder ihre ‚Emozionalità‘.
Feines Gespür
In der Siciliana der Sinfonia kommt bereits die Flötistin Anna Besson solistisch zu ihrem Recht, die Solistin auch des Konzerts D-Dur. Molter gönnt dem Orchester umfangreiche Ritornelle, ehe der Solist seinen Einsatz erhält. Auch finden weitere Instrumente solistische Verwendung. Javier Zafra ist der Solist in dem Fagottkonzert B-Dur – einem Werk, in dem das Holzblasinstrument mit besonderer Eleganz eingesetzt wird. Molters feines Gespür für die Instrumente seiner Orchester beweist die hohe Qualität nicht nur seiner Werke, sondern auch seiner Hofkapelle – diesmal nicht der Karlsruher, sondern jener in Eisenach, wo Molter von 1734 bis zur Rückkehr nach Karlsruhe 1742 tätig war. Gleichfalls wohl aus der Eisenacher Zeit stammt das Oboenkonzert g-Moll (Solist Christopher Palameta) – und es ist auffallend, dass beide Werke vom Orchesterduktus jenem J. S. Bachs gar nicht so fernstehen. Teilweise eher dem italienischen Stil nahestehend, ist Molters einziges Cellokonzert in C-Dur von etwa 1730, während seiner ersten Phase als Karlsruher Hofkapellmeister von 1722 bis zur Auflösung der Kapelle 1733. Doch auch des Mannheimer Hofes mag hier im Hintergrund mit eine Rolle spielen. Den Solopart spielt hier Vladimir Waltham.
Das viersätzige Violinkonzert h-Moll entstand wahrscheinlich kurz nach Molters erstem Italienbesuch zu Beginn seiner Tätigkeit als Karlsruher Hofkapellmeister. Molter hatte seine Karriere in Karlsruhe 1717 als Violinist der Hofkapelle begonnen, und es mag sein, dass er sich das Werk selbst auf den Leib geschrieben hat. Es beginnt mit einer Reihe komplexer chromatischer Dissonanzen in absteigender Linie, die dem Orchester ein besonderes Maß an sauberer Intonation abverlangt. Catherine Martin und die Kölner Akademie harmonieren auf das Vorzüglichste, Willens weiß die Schärfen zur positiven Profilierung sowohl der Musiker als auch der Musik ins beste Licht zu rücken. Nicht unwesentlichen Anteil hieran hat aber auch die SACD-Aufnahmetechnik, die die Musiker ebenso wie den Aufnahmeraum, die Immanuelskirche in Wuppertal in vorzüglicher Harmonie zu präsentieren weiß.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Molter: Ouvertüre, Sinfonia und Concerti: Kölner Akademie, Michael Alexander Willens |
|||
Label: Anzahl Medien: |
ARS Produktion 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
4260052382523 |
![]() Cover vergössern |
Molter, Johann Melchior |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
ARS Produktion Das exquisite Klassiklabel ARS Produktion wurde 1987 von Annette Schumacher mit dem Ziel gegründet, jungen, aufstrebenden Künstlern und interessanten Programmen gleichermaßen eine individuelle musikalische Heimat und entsprechende Marktchancen, u.a. durch internationalen Vertrieb und Vermarktung zu geben. Die bei Paul Meisen ausgebildete Konzertflötistin hat sich damit nach langer aktiver Musikerlaufbahn einen geschäftlichen Traum erfüllt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag ARS Produktion:
-
Unbekannte(re) Klaviersonaten aus Russland: Anastasia Yasko gelingt ein großartiges CD-Projekt mit russischen Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Nicht nur Fantasiestücke: Lisa Shklyaver und Georgy Voylochnikov spielen Standartrepertoire von Schumann und Gade sowie Raritäten von Gretschaninow und Medtner für Klarinette und Klavier. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Hinter Nebelschwaden: Sebastian Kohlhepps erstes Solo-Album punktet mit einem gelungenen 'Liederkreis' op. 39 von Robert Schumann und dem Klavierbegleiter Andreas Frese, hinterlässt aber auch zwiespältige Eindrücke. Weiter...
(Benjamin Künzel, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich