
Chopin Vol.6 - Louis Lortie, Klavier
Kraft und Kalkül
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Louis Lortie bietet nuancierten Chopin
Der französisch-kanadische Pianist Louis Lortie hat einen sympathischen Hang zum ganzheitlichen Wurf. Und das in doppelter Hinsicht: Zum einen aufgrund seiner Gesamtaufnahme etwa der Klavierwerke Ravels, der Lisztschen „Années de Pèlerinage“, Beethovens Klaviersonaten und nun des vollständigen Oeuvres von Chopin. Zum anderen in Bezug auf die im vorliegenden Volume 6 (Label Chandos) dargebotenen Mazurken (op. 6, 24, 41, 67), Polonaisen (op. 40), Variationen (op. 2) und Fantasie (op. 49). Lortie beweist ein feines Gespür vor allem für die kleinen Formen – die Mazurken gelingen ihm sämtlich überzeugend, und dies vorrangig deshalb, weil er durchgehend zu betonen weiß, dass es sich bei den Stücken um stilisierte Tanzsätze handelt. Es gibt da nicht wenige Pianisten, die diese konstitutive Qualität ausblenden. Auch die Variationen zu Mozarts „Là ci darem la mano“ versteht Lortie eindringlich zu gestalten, wenngleich manchmal das virtuose Moment zu stark im Vordergrund steht und dadurch das verbindungsstiftende Themenmaterial marginalisiert wird. (Hier bietet es sich an, einmal zu hören, was Emil Gilels aus dem Frühwerk Chopins herausholt.)
Die größeren Formen auf der CD rangieren leider nicht ganz auf dem ansonsten hohen Interpretationsniveau. Gerade in der Fantasie op. 49 vermisst man häufiger Verve, Temperament und Wagnis, die für das Stück so entscheidend sind, um zu gewinnen. Lortie lässt zwar keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass er den Stücken auf virtuoser Ebene nicht gewachsen ist – im Gegenteil. Doch spieltechnische Souveränität, klangschöner Anschlag und formdramaturgische Kompetenz reichen hier nicht aus. Um mit Novalis zu sprechen, muss durch den „Flor der Ordnung“ auch mal das „Chaos“ schimmern.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Chopin Vol.6: Louis Lortie, Klavier |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Chandos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
095115211724 |
![]() Cover vergössern |
Chopin, Frédéric |
![]() Cover vergössern |
Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Chandos:
-
Grandiose Fortführung: Das Arcadia Quartett begeistert mit einer neuen Aufnahme von Streichquartetten Mieczysław Weinbergs. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Große Quartett-Kunst: Das Arcadia Quartett überzeugt auf ganzer Linie mit Streichquartetten von Mieczysław Weinberg. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Interpretation mit Abstrichen: Jean-Efflam Bavouzet legt in seiner Komplettierung der Klaviersonaten Haydns nach. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Kai Marius Schabram:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Intensives Klavierspiel: Vladimir Feltsman legt interessante Darbietungen Beethovenscher Variationen und Rondos vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich