
Die Späth-Orgel in St. Oswald Regensburg - Roman Emilius, Orgel
Interessantes Orgelporträt eines versierten Organisten
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Späth-Orgel in St. Oswald zu Regensburg, die auf dieser CD vorgestellt wird, weist einige Besonderheiten auf. Ihre Disposition lässt eher an eine romantische Orgel denken als an ein Instrument, das 1750 eingeweiht wurde.
Die Späth-Orgel hat eine merkwürdige Disposition: Auf dem Hauptwerk finden sich fünf 8‘-Register, nur ein 4‘-Register und die Klangkronen. Das zweite Manual verfügt demgegenüber nur über ein 8‘-Register. Die Namen der Register sind in Italienisch abgefasst, für den deutschen Orgelbau absolut unüblich. Außerdem fehlen im Pedal einige Töne in der untersten Oktave. Es handelt sich um ein Instrument süddeutscher Bauart. Bei den leisen Registrierungen hört man den Anschlag der Tasten auf das Holz. Das führt zu einem perkussiven Effekt, der in vielen historischen Orgeln zu hören ist. Das ist kein Mangel, sondern eine Bereicherung. Nicht umsonst enthalten viele alte Orgeln diesen Effekt.
Lebenslust und Feuer
Das Programm dieser CD entsprich dem Charakter der Orgel. Das älteste Werk wurde von Heinrich Scheidemann (1596-1663) komponiert. Alle anderen Kompositionen fallen in die Bach-Zeit. Auch von Johann Sebastian Bach selbst sind zwei Stücke vertreten, 'Nun komm der Heiden Heiland' BWV 659 und Fantasie a-Moll BWV 561. Bei letzterer Komposition ist die Urheberschaft Bachs strittig; sie wurde auch kaum einmal auf CD eingespielt. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Jugendwerk des Komponisten und es sprüht geradezu vor Lebenslust und Feuer. Die Verwandtschaft mit Pachelbel ist unverkennbar, ebenso der Einfluss der norddeutschen Orgelschule. Es finden sich aber auch schon erste Anzeichen für den italienischen Einfluss, der später so bedeutsam wird. Eine umfangreiche Choralpartita über 'Freu dich sehr, o meine Seele' stammt von Georg Böhm. Diesen Komponisten lernte Bach während seiner Schulzeit in Lüneburg kennen. Es finden sich weitere Preziosen von Pasquini, Neufville und Krebs. Das jüngste Werk ist eine Bearbeitung des Adagios für Glasharmonika KV 356 von Mozart. Er hatte die Klaviere von Späth und Johann Andreas Stein, der an dem Bau der Orgel mitbeteiligt war, in einem Brief lobend erwähnt. Deshalb ist sein Erscheinen auf dieser CD durchaus sachgerecht.
Tiefsinnige Unterhaltung
Roman Emilius ist der Organist dieser CD. Es ist erstaunlich, mit welcher Könnerschaft er die ausgewählten Werke darbietet. Die Fantasia a-Moll geht er mit ungewöhnlicher Registrierung an. In ihrem Verlauf wird die Komposition immer virtuoser. Mit untadeligem Anschlag eilt der Organist durch das Werk, bringt hier noch einen Triller, dort noch eine Verzierung an – wahrhaft meisterhaft gespielt. Seine Registrierungskunst bietet er vor allem in der Choral-Partita auf; bei dem merkwürdigen Registerangebot dieser Orgel gar nicht so einfach. Von Pasquini erklingt die überaus reizvolle Toccata con lo Scherzo del Cucco, also ein Stück über den Kuckucksruf. Auch hier wird abwechslungsreich musiziert mit offensichtlichem Humor – ein Paradestück für tiefsinnige musikalische Unterhaltung. Mit ähnlichem Verve werden auch die Stücke von Krebs gespielt. So ist eine hochinteressante CD entstanden, ein spannendes Orgelporträt mit meist unbekannten Kompositionen, meisterhaft und virtuos dargeboten von einem sehr guten Organisten – ein Ohrenschmaus in jeder Hinsicht.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Die Späth-Orgel in St. Oswald Regensburg: Roman Emilius, Orgel |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
TYXart 1 64:32 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4250702801443 TXA19144 |
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"CD "Die Späth-Orgel in St. Oswald Regensburg" |
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