
Bach in Lübeck - Arvid Gast, Orgel
Bachs Frühwerke in gültiger Interpretation
Label/Verlag: Querstand
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Oft etwas vernachlässigte Frühwerke J. S. Bachs werden in dieser Aufnahme versammelt und mit großem Ernst und Können musiziert.
Wesentliche Impulse für sein Orgelschaffen erhielt Johann Sebastian Bach durch seine Auseinandersetzung mit der Norddeutschen Orgelschule. Ihr bedeutendster Vertreter war Dietrich Buxtehude, zu dem Bach auch folgerichtig pilgerte – dabei hatte er seinen vierwöchigen Urlaub von seinen Dienstherren in Arnstadt um mehr als drei Monate überzogen. Die künstlerische Ausbeute war bedeutend. Unter anderem übernahm er die ausgedehnten Pedalsoli der Norddeutschen – noch in der berühmten Toccata in F-Dur ist dieser Einfluss nachweisbar. Auch die Choralbearbeitung erhielt wesentliche Impulse von Buxtehude.
Arvid Gast, selbst Titularorganist an der Jakobi-Kirche zu Lübeck, hat sich nun die verdienstvolle Aufgabe gestellt, die Spuren Lübecks im Frühwerk des ganz jungen Bach zu ermitteln und darzustellen. Verdienstvoll ist seine Absicht deswegen, weil die Werke zumeist in Gesamtaufnahmen ein Schattendasein fristen, also kaum einmal in dem Maße ernstgenommen werden wie die großen Werke des reifen Meisters. Dabei leben sie von dem Charme des Anfangs und sind überaus hörenswert – nicht nur als Dokumente eines verheißungsvollen Anfangs, sondern als durchaus eigenständige und hörenswerte Kompositionen.
Edler Klang
Gast nun versammelt etliche von ihnen auf dieser einen Aufnahme und vermittelt so einen Einblick in die Entwicklung des jungen Komponisten. Er lässt den Werken sein ganzes Wissen und Können angedeihen. Sein Spiel ist lebendig, nicht ohne Virtuosität. Er stellt diese aber völlig in den Dienst der jeweiligen Komposition. Der Organist nimmt sie ernst und gestaltet sie mit spürbarer Lust. Bemerkenswert ist seine Behandlung, die er den Taktschwerpunkten angedeihen lässt. Durch minimale Rubati gibt er ihnen das ihnen nach barocker Spielweise zukommende Gewicht. Darin wird seine Kenntnis historisch informierter Spielweise hörbar. Ein besonderes Anerkennung gilt auch seinen Registrierungen. Bei der Darstellung der Choralbearbeitungen legt er den Cantus firmus wie vom Komponisten vorgeschlagen auf ein anderes Manual. Doch er tut es nicht so, dass dabei die Begleitstimmen zu Nebenstimmen verkommen, die von der Hauptstimme überlagert werden, wie in so vielen anderen Aufnahmen. Haupt- und Nebenstimmen unterscheiden sich vor allem in der Klangfarbe. Und die erklingen edel aus den historischen Orgeln.
Zur Gestaltung der Klangfarben hat der Organist zwei Orgeln in St. Jakobi zu Lübeck zur Verfügung. Beide Orgeln sind von herausragender Qualität. Die kleinere wurde 1637 auf den noch heute erkennbaren Stand gebracht. Sie allein würde jeder Kirche zur Zierde gereichen. Die große Orgel erhielt ihre Gestalt 1673 durch Joachim Richborn. Die kleinere Orgel erklingt in der Stimmung Werckmeister 1, die den Tonarten die unterschiedlichen Charaktere gibt. Die große Orgel ist gleichstufig gestimmt. Beide Orgeln haben einen überaus klaren, aber wandlungsfähigen Klang. Das Begleitheft gibt Aufschluss über das Thema ‚Bach in Lübeck‘ und enthält Beschreibungen der Orgeln, ihre Dispositionen und die Registrierungen der einzelnen Stücke. Das Fazit: Besser kann man es nicht machen.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bach in Lübeck: Arvid Gast, Orgel |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Querstand 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4025796020076 |
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Bach, Johann Sebastian |
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Querstand Mit viel Liebe zum Detail bringt das querstand-Label dem interessierten Hörer die Vielfalt und Schönheit der klassischen Musik auf wenig ausgetretenen Pfaden näher. Das Label hat sich seit 1994 durch die Produktion hochwertiger klassischer CDs einen ausgezeichneten Ruf erworben. Über 500 Produktionen werden weltweit vertrieben, wobei ein Augenmerk auf Orgelmusik liegt. Die Gesamteinspielung der Orgelwerke von Johann Ludwig Krebs (bisher 11 CDs) und des Kantaten- und Orchesterwerkes des berühmten Bachschülers bilden ein Glanzlicht des Labels, dem mit der Serie ?Die Orgeln von Gottfried Silbermann? (8 CDs) ein weiteres zur Seite gestellt wurde (Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2003). Auch im kammermusikalischen und sinfonischen Bereich wurden zahlreiche CDs veröffentlicht, etwa mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Mit der Aufnahme des Passionsoratoriums ?Der Tod Jesu? von Carl Heinrich Graun mit dem MDR Rundfunkchor und dem MDR Sinfonieorchester unter Howard Arman gewann das Label 2005 einen ECHO Klassik-Award. Im Jahre 2013 erhielt die 9-CD-Box mit allen Sinfonien Anton Bruckners, eingespielt von Herbert Blomstedt mit dem Gewandhausorchester Leipzig, den ICMA (International Classical Music Award). Mit Verlagssitz im Thüringischen Altenburg kann querstand von der einzigartigen Vielfalt der mitteldeutschen Musiklandschaft profitieren, die sich auch im Verlagsprogramm niederschlägt. Neben den vielseitigen Einflüssen der fantastischen Orgellandschaft der Region, ist es auch die Nähe zur Musikstadt Leipzig mit ihrer wunderbaren Tradition und facettenreichen Szene, auf die das Label besonderes Augenmerk richtet. Mehr Info... |
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