
Mahler: Das Lied von der Erde - Budapest Festival Orchestra, Ivan Fischer
Am blauen Himmelssee
Label/Verlag: Channel Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Viel Klasse, viel Atmosphäre, doch zu wenig Biss. Iván Fischers Mahler-Linie setzt sich auch in 'Das Lied von der Erde' fort.
Jetzt fehlen nur noch die 'Sinfonie der Tausend' und die unvollendete Zehnte Sinfonie, dann ist Iván Fischers 2005 begonnener Mahler-Zyklus bei Channel Classics mit dem Budapest Festival Orchestra vollendet. Und der schon in den vorangegangenen Teilen entstandene Eindruck bestätigt sich auch hier mit 'Das Lied von der Erde' wieder. Im Herausarbeiten der Orchesterfarben und der damit immer noch Maßstäbe setzenden Instrumentationskunst Gustav Mahlers sind die Ungarn ganz weit vorne im weiten Feld der Mahler-Diskographie einzuordnen. Und das obwohl oder gerade weil jener Hybrid aus Lied und Sinfonie eine ausgedünnt lichtere Orchestration aufweist als manch andere Mahler-Sinfonie und mit seinen fernöstlichen Stimmungsbildern zugunsten eines ganz eigenen Impressionismus die dramatische Wucht zurückschraubt.
‚Der Vogel zwitschert: Ja!‘
Wer über eine entsprechende Surround-Anlage mit hochauflösenden Boxen plus SACD-Player verfügt, erlebt dank Channels vorbildlicher Klangtechnik bzw. Balance auch hier wieder mehr als ‚nur‘ eine breite Klangbühne, da man sich unter anderem durch Miteinbezug der hinteren Boxen mitten im Orchester wähnt, ohne dass Transparenz eingebüßt würde, im Gegenteil. So lässt sich ein heller Triangelton genauso greifbar im Raum verorten wie ein Solo der Bassklarinette. Unter Iván Fischer wirkt der Orchesterklang wieder einmal so ausbalanciert, dass wirklich rein gar nichts untergeht. Zudem bewegt sich Fischer mit ‚seinem‘ Budapest Festival Orchestra schon seit längerem auf Weltniveau, sodass sich jegliche Kritik an Spieltechnik oder ähnlichem eigentlich verbietet.
Allerdings setzt sich die in den vorigen Teilen gezeichnete interpretatorische Linie einmal mehr fort. Zugunsten maximaler Transparenz, Balance des Gesamtbildes und der Klangkultur werden der expressive, ironische wie auch der dynamische Gehalt eher zurückgeschraubt, ohne dabei natürlich ganz zu verschwinden. Wer krasse Ausbrüche, starke Kontraste und beißenden Humor erwartet, ist bei Bernstein, Gielen, Tennstedt, Kurt Sanderling oder anderen Größen besser aufgehoben. Man vergleiche alleine, wie lieblich wunderschön hier die Solo-Violine in 'Der Trunkene im Frühling' klingt, während man sich bei Klemperer vor Spott und Witz das Lachen kaum verkneifen kann. Gleiches gilt für die Gesangssolisten Gerhild Romberger und Robert Dean Smith, die Ansprechendes leisten, bei aller Klasse für manchen Geschmack allerdings zu wenig theatralisch lebendig klingen. Wo dieses 'Lied von der Erde' in der atmosphärischen Dichte also durchaus Maßstäbe zu setzen versteht ('Der Abschied'!) fehlt es in mancher Hinsicht an Biss. Das ändert aber nichts daran, dass auch dieser Teil von Iván Fischers Mahler-Zyklus mit dem Budapest Festival Orchestra weit oben mitspielt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mahler: Das Lied von der Erde: Budapest Festival Orchestra, Ivan Fischer |
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Label: Anzahl Medien: |
Channel Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
723385400202 |
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Mahler, Gustav |
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Channel Classics Channel Classics Records is a quality record label based in Holland. Director, producer and recording engineer is C. Jared Sacks. Having grown up in Boston Massachusetts, schooled at Oberlin Conservatory and the Amsterdam Conservatory of music with 15 years experience playing French Horn, Jared decided to make his hobby of recording a profession in 1987. The label started in 1990 with the name Channel Classics coming from the street he lived on in Amsterdam. (Kanaalstraat).
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