
Anton Rubinstein: String Quartets op.47 No.1 & 3 - Reinhold Quartett
Mit russischem Tiefgang
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Anton Rubinsteins Streichquartette sind allemal die Entdeckung wert.
Für seine Kammermusik ist der Russe Anton Rubinstein, Gründungsdirektor des Sankt Petersburger Konservatoriums, kaum bekannt – ein Musiker, der sich primär als Interpret (Pianist und Dirigent), Musikfunktionär und auch Komponist von Musik mit Orchester (inklusive weltlichen und geistlichen Opern) profiliert hatte. Dass auch sein kammermusikalisches Schaffen aller Beachtung wert ist, erweist die vorliegende CD mit den Streichquartetten op. 47 Nr. 1 und 3, 1857 veröffentlicht. Wir haben hier einen geradlinigen Komponisten, der nicht Mendelssohn‘schen oder Schumann‘schen Feinheiten folgte, sondern einen kraftvoll-erdigeren Klang bevorzugte. Dass die beiden Quartette handwerklich vorzüglich gearbeitet sind, ist bei einem ‚Akademisten‘ selbstredend, doch entbehren die Werke eben auch nicht der emotionalen Tiefe. Die Nähe zum Musikzentrum Leipzig, in dem sich Rubinstein häufiger aufhielt, sollte nicht den Eindruck vermitteln, der Komponist habe ungefiltert den dortigen Musikgeschmack aufgegriffen.
Virtuoses Spiel
Die ersten drei von Rubinsteins zehn Streichquartetten entstanden 1852, gefolgt von der weiteren Trias op. 47; auch die vier restlichen in Zweiergruppen veröffentlichten opp. 90 und 106 erschienen in Leipzig im Druck – und dies mag zwar einerseits Rubinsteins Affinität zum Leipziger Musikleben spiegeln, vor allem aber die internationale verlegerische Bedeutung der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben Anverwandlungen eines wie auch immer gearteten ‚Leipziger Zeitstils‘ hat Rubinsteins Musik klares eigenes Profil: nicht nur durch den immer wieder durchblitzenden ‚russischen‘ Ton in der einen oder anderen Melodiegestaltung, sondern auch in seinen kontrapunktischen Techniken (oder eben auch dem Verzicht auf diese). Das virtuose Spiel mit Referenzen zeichnet den Kammermusiker Rubinstein gleichermaßen aus, und es muss als Überraschung gelten, dass eine Einspielung der Werke bislang auf dem Tonträgermarkt noch fast komplett fehlte (nur die ersten beiden Quartette hatten es 1992 auf CD geschafft).
Das Reinhold-Quartett (Mitglieder des Leipziger Gewandhauses, das sich aber aus offenkundigen Gründen nicht selbst Gewandhausquartett nennen kann), das sich schon mit Werken von Carl Reinecke, Eugen d‘Albert, Arnold Mendelssohn und anderen als vorzüglicher Anwalt des Vergessenen profiliert hat, macht diesem Ruf nun abermals Ehre. Rubinsteins Texturen werden durch sehrende Intensität durchzogen, dramatisch durchpulst, mit einem durchaus eigenen Quartettton, der heute keineswegs jedem Klangkörper in überzeugender Weise inhärent ist. Die Wiedergaben stellen weit mehr als eine Ehrenrettung der beiden Werke dar; sie lassen hoffen, dass die Erkundung von Anton Rubinsteins Kammermusik eine nachhaltigere werden wird.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Anton Rubinstein: String Quartets op.47 No.1 & 3: Reinhold Quartett |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203770922 |
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Rubinstein, Anton |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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