
Schubert Symphonies 2 & 3 - B'Rock Orchestra, René Jacobs
Ziehende Wolken
Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Jacobs dirigiert wieder Schubert. Das macht Laune!
Rund zwei Jahre ist es bereits her, dass René Jacobs mit dem Originalklangensemble B'Rock Orchestra bei Pentatone in einen Zyklus der Schubert-Sinfonien startete. Nach den Sinfonien Nr. 1 und 6 nun also die beiden im Jahr 1814 und 1815 entstandenen Sinfonien Nr. 2 in B-Dur und Nr. 3 in D-Dur. Wer bereits an der ersten SACD seine Freude hatte, wird sich auch hier wieder die Hände reiben. Denn die Überkoryphäe aus Gent drückt dem 2005 genau dort gegründeten Klangkörper wieder seinen höchst verlässlichen Stempel auf, und das mit einem schwungvollen Druck, der ganz nebenbei die Tore ins 19. Jahrhundert weit aufstößt.
Romantische Expansion
Nicht umsonst findet sich auf dem Cover der SACD also Caspar David Friedrich, denn auch wenn diese Zweite und Dritte bei Schubert gleichsam das Beste aus Beethoven und Rossini vereinen, weist allein die luftige Breite im Tutti eher auf Schumann voraus als auf Mozart zurück. Wer bei Jacobs die Da-Ponte-Opern und die späten Mozart-Sinfonien im Kopf hat, erkennt bei diesem Schubert zwar vieles wieder, wird sich jedoch auch immer wieder verwundert die Ohren reiben, so romantisch zieht Jacobs die weit gedachten Gesangslinien in die Länge und so sehr gewittert es erhaben im Tutti. Nicht umsonst kommt die Zweite in D-Dur schon vom zeitlichen Ausmaß her direkt hinter der ‚Großen‘ in C-Dur-Sinfonie. Auch von der Besetzung her lässt man mit 14 Geigen und immerhin 4 Kontrabässen die Wiener Klassik zwar nicht hinter sich, winkt aber schon mal der in den Startlöchern stehenden Frühromantik zu.
Für die historische Aufführungspraxis ist Schubert zwar schon längst kein Unbekannter mehr, doch was Jacobs und das B'Rock Orchestra hier hinlegen, lässt schon von der spieltechnischen Souveränität und vom gestischen Reichtum her die Konkurrenz hinter sich. Dass all das im Wohnzimmer so gut ankommt, liegt an der bewährten Klangtechnik, die sich bei Pentatone vor allem im Surround-Modus – SACD sei Dank – bezahlt macht. Hier entsteht im Surround der Eindruck, der Hörer würde direkt vor und über dem Orchester schweben. Alles ist ganz nah und trotzdem überschaubar, wobei der Orchesterklang wunderbar körperlich bleibt. Da die Zweite und die Dritte an verschiedenen Orten aufgenommen wurden, klingt die Dritte ein wenig ‚spitzer‘ als die ‚weichere‘ Zweite, diese Abweichungen halten sich jedoch noch im Rahmen. Im von Jacobs selbst verfassten Booklettext gibt er ausführlich Einblick in seine originelle Sichtweise auf Schubert (ein Lektorat hätte nicht geschadet). So bleibt nur zu hoffen, dass bis zum nächsten Teil dieses Gesamteinspielungsprojekts nicht wieder zwei Jahre vergehen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert Symphonies 2 & 3: B'Rock Orchestra, René Jacobs |
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Label: Anzahl Medien: |
Pentatone Classics 1 |
Medium:
|
CD SACD
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Schubert, Franz |
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Pentatone Classics PentaTone wurde im Jahr 2001 von drei ehemaligen Leitenden Angestellten der Philips Classics zusammen mit Polyhymnia International (dem ehemaligen Philips Classics-Aufnahmezentrum) ins Leben gerufen.
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