
Animam gementem cano - Pluto-Ensemble, Hathor Consort
Seufzende Seele
Label/Verlag: Ramée
Detailinformationen zum besprochenen Titel
'Ich besinge die seufzende Seele', dieser Titel der vorliegenden CD weist schon darauf hin: Es geht um die Grenzerfahrung und Endlichkeit der menschlichen Seele und damit des ganzen Menschen.
Zum Thema der seufzenden Seele sind vokale und instrumentale Werke aus der Blütezeit des Barocks und des Spätbarocks versammelt. Sämtliche Werke sind zur Zeit auf dem bisherigen Plattenmarkt nicht zu haben; zwei Komponisten sind zudem eher wenig bekannt, Andreas Christophorus Clamer (1633-1701) und František Tuma (1704-1774). Das hier aufgenommene Stabat Mater ist eines von fünf Vertonungen des Komponisten; eine andere Vertonung liegt in drei anderen Aufnahmen vor. Es ist ein besonderes Verdienst der CD, mit dieser ansonsten unbekannten Version aufzuwarten.
Abgesehen von den Novitäten besticht diese CD durch mustergültige Aufführungen. Schon bei dem Requiem von Biber überrascht sie mit einer unübertrefflichen Verschmelzung der Vokalstimmen mit dem Instrumentalensemble. Das Zusammenspiel ist äußerst ausgewogen. Die Stimmen des Pluto-Ensembles füge sich nahtlos ein in das orchestrale Geschehen. Das ausgezeichnete Klangbild setzt sich dort fort, wo einzelne Sänger des Vokalensembles gleichsam im vokalen Concertino solistische Aufgaben zu lösen haben. Sparsames Vibrato, unangestrengte Stimmführung – hinzu kommen Instrumentalisten von hohen Graden. Oft hört man eine Art Legato, das Raum lässt für die Resonanzen. Der Charakter der Instrumente kommt dadurch unauffällig, aber gut hörbar zur Geltung.
In vorzüglicher Verfassung
Auch die instrumentalen Werke von Schmelzer, Clamer und Biber zeigen das Ensemble in vorzüglicher Verfassung. Eindringlich werden die verschiedenen Charaktere der Sonata in G-Dur von Schmelzer dargestellt. Von getragenen, sozusagen seufzenden Partien gelingt der Übergang zum Tänzerischen in anderen Teilen nahtlos. Das Werk von Clamer beginnt mit schneidenden Dissonanzen im Lamento, durch Vorhalte und Septimenakkorde hervorgerufen. Die Gigue überrascht mit fast jazzigen Rhythmen. Nach der nachdenklichen Sarabande, die mit erlesenen Akkordverbindungen aufwartet, erklingt ein überaus optimistisches, höchst lebendiges und quirliges Saltarello. Die Sonata von Biber verfestigt noch diesen vorteilhaften Eindruck.
Das Stabat Mater von Tuma beginnt ebenfalls als eine Art Lamento mit dissonanten Klängen, deren Wirkung auch heute noch nicht verblasst ist. Auch lebhaftere Teile sind enthalten, doch wird der melancholische Charakter auch dort nicht verleugnet. Die CD-Hülle ist geschmackvoll gestaltet, das Booklet bringt Hinweise für die einzelnen Kompositionen und weist darauf hin, dass die Texte im Internet verfügbar sind. Vor uns liegt eine CD, die in jeder Hinsicht bemerkenswert und hörenswert, geradezu beglückend ist. Eine Referenzaufnahme.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Animam gementem cano: Pluto-Ensemble, Hathor Consort |
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Label: Anzahl Medien: |
Ramée 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4250128519144 |
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Biber, Heinrich Ignaz Franz |
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Ramée Das Label RAMÉE wurde im Jahre 2004 von Rainer Arndt gegründet. Mehr Info... |
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