> > > Schostakowitsch: Symphonie Nr.5: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons
Sonntag, 26. März 2023

Schostakowitsch: Symphonie Nr.5 - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons

Magie des Augenblicks: Mariss Jansons mit Schostakowitschs Fünfter


Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Im Rahmen des Schostakowitsch-Zyklus aus München ist die Live-Aufnahme der Symphonie Nr. 5 aus dem Jahr 2014 beim BR Klassik-Label erschienen.

Mit der Uraufführung seiner d-Moll-Symphonie gelang Dmitrij Schostakowitsch 1937 in der Leningrader Philharmonie so etwas wie ein Comeback – nachdem er im Jahr zuvor von der sowjetischen Staatsführung abgekanzelt worden war wegen eines zu ‚formalistischen‘ Stils, der angeblich unverständlich, elitär und zu modern sei. Und definitiv nicht den Idealen des Sozialistischen Realismus verpflichtet. Dann kam die 5. Symphonie mit ihrem jubelnden D-Dur-Finale, dröhnenden Pauken und breiten Fanfaren. Und alles war – zumindest vorübergehend – wieder gut.

Mariss Jansons musiziert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks diese ‚Schicksalssymphonie der anderen Art‘ mit großer Leidenschaft. Das Orchester spielt grandios und jedes noch so kleine Detail der Aufführung im Münchner Gasteig wird von der Tontechnik perfekt eingefangen und eingebettet in einen opulenten Gesamtklang, der restlos überzeugt.

Das Gespenstische bleibt unhörbar

Was fehlt, ist irgendeine Form von Doppelbödigkeit. Hier ist reine Musik zu erleben, losgelöst von historischen Kontexten und biografischen Brüchen. Das heißt, dass die tektonischen Klangmassen, die Schostakowitsch teils in Bewegung setzt, nie ernsthaft bedrohlich wirken, oder dass die mit Trompeten garnierten Marschmomente einen Hauch von beißender Ironie atmen. Dadurch bleibt das Gespenstische unhörbar, das typisch für die angespannte Situation unter Stalin in jenen Jahren war. Und dadurch wirkt der Triumph der Dur-Fanfaren am Schluss auch weniger wie ein Akt der verzweifelten Selbstbehauptung, sondern einfach nur wie ein etwas austauschbares Fortissimo-Finale.

Wie man darauf reagiert, ist in höchstem Maße abhängig davon, welche Dimension einem an Schostakowitschs Musik wichtig ist und womit man diese Aufnahme vergleicht. Es gibt von den Symphonien so unendlich viele geniale Interpretationen, neue wie alte, dass es schwer ist, dazwischen mit einem weiteren CD-Zyklus aufzufallen. Der passionierte Ansatz, den Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hören lässt, ist imposant. Gar keine Frage. Die Spielkultur des Orchesters überwältigt. Aber niemand läuft hier heiß. Dafür krachen die Pauken am Schluss atemberaubend, und der Applaus des Publikums explodiert. Das muss, ganz offensichtlich, ein großartiger Konzertabend gewesen sein, dessen Magie sich auf Tonträger vermittelt. Ein historisches Dokument für die Ewigkeit ist es nur bedingt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Schostakowitsch: Symphonie Nr.5: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
BR-Klassik
1
04.09.2020
044:25
2014
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
4035719001914
900191


Cover vergössern

Schostakowitsch, Dimitri


Cover vergössern

"Nachdem Schostakowitsch seine vierte Symphonie aufgrund von Formalismus-Vorwürfen in einem kritischen Prawda-Artikel hatte zurückziehen müssen (sie blieb bis nach Stalins Tod in der Schublade), wurde die 1937 entstandene fünfte zu einem ungeheuren Triumph: Am 21. November 1937 leitete der junge Dirigent Jewgeni Mrawinski die Uraufführung im Großen Saal der Leningrader Philharmonie. Während des nicht enden wollenden Beifalls schwenkte Mrawinski die Partitur eine gute halbe Stunde lang über seinem Kopf, um auszudrücken, dass der Beifall allein Schostakowitsch gelte. Offiziell wurde das Werk als Rückkehr des verlorenen Sohnes unter die Richtlinien der stalinistischen Kulturpolitik verstanden. Bis heute hat sich an der Faszination der Musik indes wenig geändert: seine fünfte Symphonie gilt als eines von Schostakowitschs bekanntesten Werken. Mariss Jansons, der als Fachmann für das slawische Repertoire ebenso, wie für die symphonische Musik des 19. und 20. Jahrhunderts galt, hatte sich immer wieder mit diesem Meisterwerk auseinandergesetzt – in Konzerten vom 30. April und 2. Mai 2014 aus der Philharmonie im Gasteig wurde die hier veröffentlichte Aufnahme mitgeschnitten. Unter Jansons Dirigat interpretieren die Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Schostakowitschs fünfte Symphonie, indem auch die Mehrdeutigkeit dieser Musik spürbar wird – schrieb Schostakowitsch doch später: „Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen. So als schlage man uns mit einem Knüppel und verlange dazu: Jubeln sollt ihr! Jubeln sollt ihr!“ Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons, Dirigent "


Cover vergössern

BR-Klassik

BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben.

Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr.

Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte.

Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa.

Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA.

BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. 


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...
Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag BR-Klassik:

  • Zur Kritik... Star ist der Chor: Aufnahmetechnisch nicht unproblematischer, aber wichtiger Beitrag zur Diskografie des BR-Rundfunkchors. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Suggestive Trauergesänge: Glagolitische Riten beeindruckten Igor Kuljerić seit seiner Jugend. In seiner Totenmesse sprengt er damit den Rahmen. Weiter...
    (Christiane Franke, )
  • Zur Kritik... Gelungene Kombination: Auch das dritte Mozart-Projekt des BR-Chors zum Abschluss der Amtszeit von Howard Arman überzeugt auf (fast) ganzer Linie Weiter...
    (Oliver Bernhardt, )
blättern

Alle Kritiken von BR-Klassik...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Kevin Clarke:

  • Zur Kritik... Traumverhangene Belle-Époque-Klänge : Bridge Records haben mit großer Verzögerung das Album des Kanadiers Robert Langevin auf CD veröffentlicht, das bereits 2012 aufgenommen wurde. Weiter...
    (Dr. Kevin Clarke, )
  • Zur Kritik... Donauwellen im Pandemierhythmus : Das Corona-Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker vom 1. Januar 2022 ist mit einer melodramatischen Katastrophenwarnung des Dirigenten Daniel Barenboim versehen – und verbreitet nur begrenzt Lebensfreude. Weiter...
    (Dr. Kevin Clarke, )
  • Zur Kritik... Deutsche Tonfilmschlager: Ernst Theis und das Münchner Rundfunkorchester wagen sich mit der CD 'Ich tanze mit dir in den Himmel hinein' auf vermintes Terrain. Weiter...
    (Dr. Kevin Clarke, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Kevin Clarke...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Pranken und Poesie: Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Gibt es ein 'fast zu schön'?: Christian Zacharias spielt vier mittlere Haydn-Sonaten. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Geistvoll: Karel Valter und Hadrien Jourdan breiten gehaltvolle Sonaten des großen Carl Philipp Emanuel Bach mit dem notwendigen Gewicht aus, verbunden mit gestalterischer Raffinesse und Klangeleganz. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (5000 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich