
Igor Kuljeric: Glagolitisches Requiem - Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Ivan Reposic
Suggestive Trauergesänge
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Glagolitische Riten beeindruckten Igor Kuljerić seit seiner Jugend. In seiner Totenmesse sprengt er damit den Rahmen.
Schwermut liegt auf den Stimmen, die im satten Unisono emporsteigen. Zunächst rein a cappella, dann eingebettet in warmes Blech, in hoher Lage gestützt vom satten Streicherklang, entfaltet sich der melodiensatte Rausch in apotheotischer Verklärung. Ausgelöst durch den Gong, gefolgt von Paukenschlägen über strahlkräftigen Posaunen- und Trompetenklängen und Glockenläuten gipfelt der gesamte Klangapparat im imposanten Finale. So klingt die Hymne an die Freiheit auf einen Text des aus Dubrovnik gebürtigen Dichters Ivan Gundulić, 1926 vertont von Jakov Gotovac. Beim Sommerfestival in Dubrovnik sorgt sie bis heute für Gänsehaut.
Das schafft auch der Chor des Bayerischen Rundfunks auf seiner jüngsten Einspielung mit dem Münchner Rundfunkorchester und seinem Chefdirigenten Ivan Repušić. Die Hymne wirkt aufwühlend trostreich nach dem rund einstündigen Glagolitischen Requiem von Igor Kuljerić. Der 1938 geborene Komponist durchlief die nationale Schule in seiner Studienstadt Zagreb, beschäftigte sich mit experimenteller und elektronischer Musik sowie kroatischer Volks- und Kunstmusik. Sein Requiem basiert auf einer intensiven Beschäftigung mit der Musiktradition der katholischen Kroaten und seiner Prägung. Die suggestive Kraft seiner Musik resultiert aus der Verschränkung zweier Ebenen. Zusehens meldet sich in den einzelnen Sätzen der Totenmesse eine imaginäre Trauergemeinde zu Wort, die sich in enger Anlehnung an orthodoxe Gesänge zu einem kraftvollen Unisono verbindet, um sich an andere Stelle über einem ätherisch mutenden Klanggewebe in frei gestaltende Soli aufzufasern. Das wundersame Echo glagolitischer Riten wollte er hier einfangen. Auf drastische Weise ist es ihm gelungen.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Igor Kuljeric: Glagolitisches Requiem: Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Ivan Reposic |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 03.07.2020 057:12 2020 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4035719003314 900331 |
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Gotovac, Jakov |
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"IGOR KULJERIĆ KROATISCHES GLAGOLITISCHES REQUIEM (Hrvatski glagoljaki rekvijem) JAKOV GOTOVAC: HIMNA SLOBODI (BONUSTRACK) Daran, dass die Musik des kroatischen Komponisten und Dirigenten Igor Kuljerić (19382006) außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes noch nicht weiter bekannt ist, dürfte die vorliegende Aufnahme einiges ändern: bei dem 1995/1996 entstandenen Kroatischen glagolitischen Requiem, das seine Uraufführung im Juli 1996 im kroatischen Zadar mit Chor und Symphonieorchester des Kroatischen Rundfunks unter Leitung des Komponisten erlebte, handelt es sich um ein ebenso eindrucksvolles wie ergreifendes Beispiel zeitgenössischer geistlicher Musik. Das Requiem entstand, so Kuljerić, aus dem tiefen Wunsch, etwas zum Klingen zu bringen, das ich schon in meiner Jugend gehört und von da an in mir getragen habe, als die glagolitischen Riten ein wundersames Echo in mir fanden. Die Kirchenmusik der mehrheitlich katholischen Kroaten, die ihre Gottesdienste schon seit dem Mittelalter in ihrer Landessprache feiern durften, geht auf mündlich weitergegebene Melodien zurück, die auch Einflüsse aus der Volksmusik aufweisen. Kuljerić hat sich mehrfach mit dieser Tradition auseinandersetzt. Sein Glagolitisches Requiem ist gleichsam ein symbolhaft aufgeladenes musikalisches Bekenntnis zur Kulturnation geschrieben zu einer Zeit, in der Kroatien den Schlussstrich unter einen blutigen Unabhängigkeitskrieg setzen konnte. Ein Requiem in einer Zeit, in der Trauerarbeit in Kroatiens Bevölkerung zum Alltag gehört haben dürfte. Vertont sind Gesänge der Glagoliza, der ersten slawischen Schrift. Glockenklänge und psalmodierende Chöre sorgen bereits im Introitus für eine sakrale Grundstimmung, ein tief empfundenes musikalisches Totengebet. Mystische Klangfarben schaffen neben den Glocken Harfe, Orgel und Vibrafon. In sechs Abschnitten vertont Kuljerić die üblichen Teile der Totenmesse. Die große Kraft der suggestiven Bildersprache seiner Komposition fand großen Zuspruch; das Werk erlebte nach seiner Premiere verschiedene weitere Aufführungen und wurde als herausragendste Leistung der zeitgenössischen Musik des Jahres 1996 ausgezeichnet. Auch die Münchner Aufführung vom 14. Februar 2020, eine Kooperation mit der Stadt Zagreb, der Konzerthalle Vatroslav Lisinski, mit dem Kulturministerium der Republik Kroatien und dem Bayerischen Rundfunk, fesselte das Publikum und wurde von der Fachkritik begeistert aufgenommen. Jetzt wird es bereits bei BR-KLASSIK als CD veröffentlicht. Zusätzlich enthält die CD eine Aufnahme der Himna Slobodi (Hymne an die Freiheit, auch Friedenshymnus) des kroatischen Komponisten Jakov Gotovac (18951982) auf einen Text des Barockdichters Ivan Gundulić. Die Studioaufnahme mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Ivan Repuić entstand im Januar/Februar 2019. Igor Kuljerić: Glagolitisches Requiem (Live-Aufnahme: München, Herz-Jesu-Kirche, 12.-14.02.2020) Jakov Gotovac: Himna Slobodi (Studio-Aufnahme: München, BR-Studio, 27.01. 1.02.2019) Kristina Kolar, Annika Schlicht, Eric Laporte, Ljubomir Pukarić Chor des Bayerischen Rundfunks Münchner Rundfunkorchester Ivan Repuić, Leitung " |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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