
Hans Eklund: Symphonies - Norrköping Symphony Orchestra, Hermann Bäumer
Nicht nervös genug
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Hans Eklunds Sinfonik ist für die Interpreten offenbar noch schwieriger als für den Hörer.
Der Schwede Hans Eklund (1927–1999) gehörte zu jenen Komponisten in der Nachfolge Lars-Erik Larssons, denen es ein wenig an extremer Eigenart mangelte. In einer Zeit, da die Entwicklungen in ambitionierten Kreisen immer weiter weg gingen von Musik als klingender Fluss von Konsonanzen und Dissonanzen (oder selbst nur Dissonanzen), haben wir hier einen Komponisten, dem es um die Fortführung von Traditionen, nicht um ihre Zerbrechung ging. Die Dritte Sinfonie (1967/68) mit dem Beititel 'Sinfonia rustica' wurde durch die Insel Gotland, auf der sie entstand, mit inspiriert. Dargeboten wird sie hier als deskriptives Tableau voller starker Farben, mit klaren Konturen und hoher Virtuosität. Warum aber reißt die Musik nicht vollständig mit? Fehlt es Eklund an präzisem Personalstil, den man jederzeit erkennen könnte, an ungenügender Identifikation des Norrköpings Symfoniorkester mit dem durchaus vorhandenen Personalstil (der nur vielleicht jenseits der Noten zu entdecken ist)? Vielmehr scheint die Dritte Sinfonie musikalisch tatsächlich schwer durchdringbar zu sein – auch in der Uraufführungsinterpretation unter Stig Westerberg gibt es Momente der Schwäche.
Unterschwellige Zitatelemente
Die 1977 uraufgeführte Fünfte Sinfonie 'Quadri' ('Gemälde') ist kaum weniger außermusikalisch inspiriert (durch Gemälde von Richard Bergh, Bengt Nordquist und Gunnar Jonsson). Hier ist die gelegentliche Nähe zu mancher Schostakowitsch-Partitur kaum zu überhören, doch auch die schon in der Dritten Sinfonie wahrnehmbaren unterschwelligen Zitatelemente finden sich hier wieder. Hier fallen gelegentlich ganz geringfügige Unschärfen im Orchesterspiel auf (besonders bei den Blechbläsern), doch insgesamt ist die Aufnahmetechnik (trotz einer durchaus etwas halligen Raumakustik der Geerhallen in Norrköping) klug gestaffelt, wenn auch mit etwas zu geringer Tiefenperspektive. Während die Streicher farblich wenig differenzieren, überzeugen besonders die Holzbläser.
Die Elfte Sinfonie 'Sinfonia piccola' (1994/95), die umfänglichste Komposition der CD, ebenso wie die beiden anderen Sinfonien dreisätzig, ist dem Gedächtnis Lars-Erik Larssons gewidmet – eben jener wichtigen Lehrerfigur, die die Musikentwicklung Schwedens entscheidend mitgeprägt hat. Stilistisch ist der Unterschied zur 25 Jahre zuvor entstandenen Dritten zu vernachlässigen – doch ist der Klang insgesamt lichter, dadurch konziser. Obschon vom Schwedischen Rundfunk in Auftrag gegeben, erfolgte die Ersteinspielung erst 1998 – die Erstsendung erlebte der Komponist nicht mehr. Im Konzert war das Werk noch nie zu hören.
In der Literatur wird Eklund gelegentlich mit Pettersson vergleichen – möchte man solchen Vergleich konsequent durchsetzen, braucht es aber kantigere, kompromisslosere Interpretationen, als wir hier von allen drei Sinfonien erhalten. Am gelungensten darf man wohl die Einspielung der Elften nennen – eben weil hier die Ausbrüche ‚intim expressiv‘ bleiben. Auch hier wünscht man sich zwar noch mehr unterschwellige nervöse Energie, doch kann man erahnen, welches Potenzial der Musik innewohnt, das hier aber nicht rundum ausgeschöpft ist.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Hans Eklund: Symphonies: Norrköping Symphony Orchestra, Hermann Bäumer |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203508723 |
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Eklund, Hans |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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