
Hercules - Stadtsingerchor Halle, Händelfestspielorchester Halle, Clemens Flämig
Zu Bachs und Händels Schaden
Label/Verlag: Querstand
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine etwas betuliche Hercules-Doppelkantate aus Halle.
In Gestalt einer ineinander verschachtelten Pastete (Pasticcio) werden hier Bachs Kantate ‚Lasst uns sorgen, lasst uns wachen‘ BWV 213 und Händels dramatische Kantate ‚The Choice of Hercules‘ auf 2 CDs präsentiert. Dabei ist das harmonische Miteinander beider Werke nach einer Idee von Clemens Flämig einigermaßen gelungen, wenn auch diverse etwas gewalttätig nachgeschaffen wurden. Händels Rezitative wurden ins Deutsche übersetzt (dies folgt einer in der Vergangenheit besonders in Ostdeutschland üblichen Praxis), nicht aber alle Accompagnati oder Arien etc., so dass sich kein logisches und harmonisches Ganzes ergibt; im Gegenteil klingen manche Passagen regelrecht betulich. Die Problematik, dass die Tugend bei Bach vom Tenor, bei Händel von einem zweiten Sopran gesungen wird, wurde nicht harmonisiert, so dass Bachs und Händels Gestalten nicht voll überlappen.
Leider muss man zwischen der Interpretation der Händel-Kantate und jener der Bach-Kantate unterscheiden. In der Händel-Kantate zeigen sich die drei Solisten allesamt als äußerst matt in der englischen Sprache, als auch in der Expression weit hinter den Möglichkeiten zurückstehend, während die Bach-Kantate zumeist weit besser ausgeformt ist. Dass Christina Roterberg (Pleasure/Wollust) mit klarer, fast keuscher Sopranstimme dennoch auch Bachs ‚Schlafe, mein Lieber‘ auf klangliche Effekte reduziert, statt überzeugende Emotion übermittelt; in den Rezitativen zeigt Roterberg, dass sie auch dramatischer Attacke fähig ist. Auch Susanne Langner stattet die Virtue zwar mit Wohlklang, aber wenig Überzeugungskraft aus – ausgenommen auch hier die in deutscher Sprache gesungenen Rezitative. Da hat es Tobias Hunger leichter, sein Beitrag ist weit idiomatischer und auch im Detail sorgfältig ausgearbeiteter dargeboten (hervorragend in der Arie ‚Auf meinen Flügeln sollst du schweben‘). Der Countertenor Kaspar Kröner ist ein akzeptabler, wenn auch kein höchstrangiger Hercules, auch sein Beitrag eher instrumental denn dramatisch involviert angelegt. Der Stadtsingechor zu Halle bleibt nicht minder zahm und an viel zu vielen Stellen nicht exakt, textunverständlich und matt (auch bedingt durch ungenügende Aufnahmetechnik). Das Händelfestspielorchester Halle unter Clemens Flämig zeigt sich weit unter Form – nicht zuletzt weil Flämig bislang offenbar noch viel zu wenig Erfahrung im typischen Händel-Idiom hat.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Hercules: Stadtsingerchor Halle, Händelfestspielorchester Halle, Clemens Flämig |
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Label: Anzahl Medien: |
Querstand 2 |
Medium:
EAN: |
CD
4025796020014 |
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Bach, Johann Sebastian |
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Querstand Mit viel Liebe zum Detail bringt das querstand-Label dem interessierten Hörer die Vielfalt und Schönheit der klassischen Musik auf wenig ausgetretenen Pfaden näher. Das Label hat sich seit 1994 durch die Produktion hochwertiger klassischer CDs einen ausgezeichneten Ruf erworben. Über 500 Produktionen werden weltweit vertrieben, wobei ein Augenmerk auf Orgelmusik liegt. Die Gesamteinspielung der Orgelwerke von Johann Ludwig Krebs (bisher 11 CDs) und des Kantaten- und Orchesterwerkes des berühmten Bachschülers bilden ein Glanzlicht des Labels, dem mit der Serie ?Die Orgeln von Gottfried Silbermann? (8 CDs) ein weiteres zur Seite gestellt wurde (Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2003). Auch im kammermusikalischen und sinfonischen Bereich wurden zahlreiche CDs veröffentlicht, etwa mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Mit der Aufnahme des Passionsoratoriums ?Der Tod Jesu? von Carl Heinrich Graun mit dem MDR Rundfunkchor und dem MDR Sinfonieorchester unter Howard Arman gewann das Label 2005 einen ECHO Klassik-Award. Im Jahre 2013 erhielt die 9-CD-Box mit allen Sinfonien Anton Bruckners, eingespielt von Herbert Blomstedt mit dem Gewandhausorchester Leipzig, den ICMA (International Classical Music Award). Mit Verlagssitz im Thüringischen Altenburg kann querstand von der einzigartigen Vielfalt der mitteldeutschen Musiklandschaft profitieren, die sich auch im Verlagsprogramm niederschlägt. Neben den vielseitigen Einflüssen der fantastischen Orgellandschaft der Region, ist es auch die Nähe zur Musikstadt Leipzig mit ihrer wunderbaren Tradition und facettenreichen Szene, auf die das Label besonderes Augenmerk richtet. Mehr Info... |
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