
Bach Sons - Controcorrente Orchestra
Vier Bäche und die Sinfonie
Label/Verlag: Passacaille
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine wahrhaft funkensprühende Konstellation, die das Controcorrente Orchestra wunderbar ausspielt.
Werke der vier berühmten Bach-Söhne Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian miteinander zu koppeln, ist zweifellos reizvoll: Der Name des – zumindest heute – berühmteren Vaters in Verbindung mit der von diesem ausgehenden Ausbildung, erweitert um die sehr verschiedenen deutschen und europäischen Prägungen, die aus den vieren das machte, was sie schließlich wurden – all das deckt die reichen Qualitäten dieser Komponisten auf, lässt deren ästhetisch auf vorderster Stuhlkante platzierte Musik erkennbar werden. Es wird eben mehr als Familiengeschichte transportiert: Auch die Entwicklung der jungen Gattung Sinfonie wird mit dieser programmatischen Gemeinsamkeit beschrieben. Die attraktiven, fein gearbeiteten Dreisätzer der mittleren 1750er bis späten 1760er Jahre, neben Haydn und knapp vor Mozart, zeigen, an wie vielen Orten in Europa, von wie vielen künstlerisch vermögenden Akteuren gleichzeitig die innovative, eben erst aus älteren Vorbildern sich emanzipierende Gattung der Sinfonie erprobt, mit ästhetischer Energie versehen und in ihrem Rang schrittweise emporgehoben wurde.
Das deutet die aktuelle Platte des Controcorrente Orchestra beim belgischen Label Passacaille mehr als nur an: Sprudelnd eloquente Eleganz ziert die Werke der Jüngeren Johann Christoph Friedrich und Johann Christian, eigenwillig-kantiger geht es bei Wilhelm Friedemann zu, großzügig-erratisch beim sicher diskografisch am besten erschlossenen Carl Philipp Emanuel. Manches ähnelt sich, die Anteile des väterlichen Erbes an der Musik der Söhne differiert; vor allem die beiden älteren Söhne schreiben ihrer Musik markante Eigenheiten ein.
Farbiges Spiel
Eine lohnende, eine an Farben reiche Spielwiese für ein motiviertes Ensemble. Das Controcorrente Orchestra löst das in Johann Joachim Quantz‘ kammerorchestraler Besetzung mit drei ersten und zweiten Violinen, einer Bratsche und einem Violoncello, dazu Kontrabass und Fagott, außerdem je nach Bedarf je zwei Oboen, Traversflöten und Hörner, mit einem Cembalo als Basis. Diese Besetzung spielt federnd und kraftvoll, mit akzentuierten Gesten, auf der Basis homogener Violin-Register, die wie das gesamte Ensemble sehr präzis organisiert sind. Die Interaktion ist wach; dazu gesellt sich eine insgesamt schöne, anmutige Klanggestalt ohne jede Süße. Die Bläser glänzen, indem sie ihre an Farben reichen Klänge genüsslich ausspielen. Tempofragen werden entschieden beantwortet, ohne dass gehetzt oder unzulässig gedehnt würde. Dynamische Gesten sind klar gesetzt, ohne Force oder erzwungene Äußerlichkeiten. Intoniert wird makellos, auch in den heiklen Hornpartien offenbaren sich keine Schwächen. Die Artikulation ist aktiv ausformuliert – detailliert, aber nicht in kleine Einheiten atomisiert, agil, aber nicht nervös. Das Klangbild schließlich ist von Präzision getragen, gut ausgeleuchtet, bestimmt von klarer Struktur und räumlicher Noblesse. Vier Bäche und die Sinfonie – eine wahrhaft funkensprühende Konstellation, die das Controcorrente Orchestra wunderbar ausspielt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bach Sons: Controcorrente Orchestra |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Passacaille 1 |
Medium:
EAN: |
CD
5425004840745 |
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Bach, Carl Philipp Emanuel |
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Passacaille Das belgische Label PASSACAILLE wurde 1995 gegründet und sollte von Anfang an eine Plattform für hochrangige belgische Künstler der historischen Aufführungspraxis sein. Das Barockorchester il Fondamento mit seinem Leiter Paul Dombrecht und der Hammerklavierspezialist Jan Vermeulen gehörten zu den ersten, die für das Label aufnahmen. Später erweiterte sich der Künstlerkreis um weitere prominente Namen wie Wieland Kuijken oder das Ensemble Octophorus. Bald erhielten die Aufnahme internationale Preise, was als zusätzlicher Anreiz gesehen wurde, sich im künstlerischen Bereich auch internationalen Künstlern und Ensembles zu öffnen. Ab 2000 begann die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen europäischen und transatlantischen Ländern. 2006 übernahm der belgische Traversflötist und Musikwissenschaftler Jan de Winne das Label und erweiterte den Künstlerkreis des Labels erneut um international renommierte Künstler wie zum Beispiel Graham O'Reillys Ensemble Européen William Byrd und Lorenzo Ghielmis Ensemble La Divina armonia, das hier erst kürzlich eine fulminante Aufnahme von Händels Orgelkonzerte Op.4 vorgelegt hat. Als weitere Neuzugänge seien noch der brasilianische Cembalist Nicolau de Figueiredo, der Cellist Sergei Istomin und der Fortepianist Alexei Lubimov zu nennen. Im Rahmen der Neuorganisation des Labels möchte Jan de Winne den bewährten ursprünglichen Schwerpunkt Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beibehalten, aber auch nach und nach Musik späterer Epochen in das Programm integrieren. Mehr Info... |
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