
Beethoven Transcriptions - Mari Kodama, Klavier
Weltpremieren
Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mari Kodama leistet einen besonders wertvollen Beitrag zum Beethoven-Jahr.
Beiträge zum Beethoven-Jahr gibt es zuhauf – allein schon inhaltlich hebt sich derjenige der Pianistin Mari Kodama, Ehefrau des Stardirigenten Kent Nagano, von vielen anderen ab: Gleich mehrere Weltersteinspielungen enthält ihr neues, bei Pentatone erschienenes Album mit Klaviertranskriptionen von Beethovenschen Streichquartettsätzen. Allesamt aus prominenter Feder stammen diese Arrangements, die am Beginn stehenden Versionen des zweiten Satzes aus dem Quartett op. 59/1 ('Rasumowsky I') und des zweiten Satzes aus op. 18/2 gehen auf das Konto von Camille Saint-Saëns.
Überzeugende Argumente
Nicht nur der erweist sich dabei als Meister der Satztechnik bei der herausfordernden Aufgabe einer Übertragung der Partitur aufs Klavier. Auch Kodama glänzt mit einer gut durchhörbaren Stimmführung und übersetzt die originäre Streicheressenz in eine mit plastischer Klarheit phrasierende, authentisch wirkende Klaviersprache. Skalen, Akkordfolgen und Ornamentik bildet sie pianistisch gestochen scharf ab, ihre Spielweise findet eine direkte, mit musikalischen Argumenten überzeugende Ansprache. Mili Balakirew zeichnet verantwortlich für die Klavierfassungen der Quartettsätze op. 59/2 ('Rasumowsky II') und der 'Cavatina' aus op. 130. Auch er versteht es, den kammermusikalisch kommunizierenden Gehalt ohne Einbußen zu transportieren – wiederum ist Mari Kodamas dezidiert aufgefächertes, stets überaus präsent wirkendes Spiel an diesem Eindruck maßgeblich beteiligt. Akzentuierungen der Streicherstimmen setzt sie mit instinktiv richtiger Diktion, Ritardandi bringt sie durchdacht an, kontrapunktische Passagen sind präzise ausgeformt.
Den Zugang zum komplexen Spätwerk findet sie hier wie in der folgenden Transkription Modest Mussorgskys des zweiten und dritten Satzes aus Opus 135 ohne Weiteres. Keine Frage: Ihren Interpretationen merkt man an, dass sie sich in ihrer Karriere bereits intensiv mit Beethoven beschäftigt hat. Ihre beim selben Label erschienene Gesamteinspielung der 32 Klaviersonaten zeugt davon ebenso wie ihre Zusammenarbeit mit ‚Beethoven-Papst‘ Alfred Brendel. All das hat ihren musikalischen Blick auf Beethoven hörbar geschärft und ermöglicht es ihr, bis in die existentiellen Tiefen des 'Lento assai' vorzudringen. Zum Abschluss des Albums beleuchtet sie dann auch noch die umgekehrte Seite: Beethoven als Bearbeiter des Schlusssatzes ('Allegretto con variazioni') aus Mozarts Klarinettenquintett KV 581. Auch hier bewegt sie sich mit stilsicherer Eleganz durch die spielerische Behandlung des Themas.
Neue Erfahrungen
Unbedingt hervorzuheben ist auch die exzellente Tonqualität. Aufschlussreiche Inhalte einschließlich eines ausführlichen persönlichen Geleitworts der Künstlerin bietet das Booklet – allerdings nur auf Englisch. Auf gleich zwei für sie persönlich neuen Ebenen habe sie sich mit dieser CD Beethoven nähern können, schreibt sie darin unter anderem: Einerseits, indem sie neue Teile von Beethovens Spätwerk nun selbst aktiv spielend erschließen konnte. Andererseits, indem sie durch die Augen anderer Komponisten deren Sichtweise auf die bearbeiteten Werke im Besonderen und auf Beethoven im Allgemeinen kennenlernen konnte. Neue Erfahrungen sind definitiv auch dem Hörer sicher. Dieser Beitrag zum Beethoven-Jahr gehört zu denen, die besondere Beachtung verdienen. Mit zu verdanken ist er übrigens dem japanischen Produzenten Yukihisa Miyayama, der die Transkriptionen ausgegraben und Kodama überhaupt erst zur Ansicht zugesandt hatte. Die wiederum hatte dann das richtige Gespür, dieses Projekt unbedingt realisieren zu wollen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Beethoven Transcriptions: Mari Kodama, Klavier |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Pentatone Classics 1 |
Medium:
EAN: |
CD
827949084164 |
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Balakirew, Milij |
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Pentatone Classics PentaTone wurde im Jahr 2001 von drei ehemaligen Leitenden Angestellten der Philips Classics zusammen mit Polyhymnia International (dem ehemaligen Philips Classics-Aufnahmezentrum) ins Leben gerufen.
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