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Freitag, 2. Juni 2023

Beethoven Transcriptions - Mari Kodama, Klavier

Weltpremieren


Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Mari Kodama leistet einen besonders wertvollen Beitrag zum Beethoven-Jahr.

Beiträge zum Beethoven-Jahr gibt es zuhauf – allein schon inhaltlich hebt sich derjenige der Pianistin Mari Kodama, Ehefrau des Stardirigenten Kent Nagano, von vielen anderen ab: Gleich mehrere Weltersteinspielungen enthält ihr neues, bei Pentatone erschienenes Album mit Klaviertranskriptionen von Beethovenschen Streichquartettsätzen. Allesamt aus prominenter Feder stammen diese Arrangements, die am Beginn stehenden Versionen des zweiten Satzes aus dem Quartett op. 59/1 ('Rasumowsky I') und des zweiten Satzes aus op. 18/2 gehen auf das Konto von Camille Saint-Saëns.

Überzeugende Argumente

Nicht nur der erweist sich dabei als Meister der Satztechnik bei der herausfordernden Aufgabe einer Übertragung der Partitur aufs Klavier. Auch Kodama glänzt mit einer gut durchhörbaren Stimmführung und übersetzt die originäre Streicheressenz in eine mit plastischer Klarheit phrasierende, authentisch wirkende Klaviersprache. Skalen, Akkordfolgen und Ornamentik bildet sie pianistisch gestochen scharf ab, ihre Spielweise findet eine direkte, mit musikalischen Argumenten überzeugende Ansprache. Mili Balakirew zeichnet verantwortlich für die Klavierfassungen der Quartettsätze op. 59/2 ('Rasumowsky II') und der 'Cavatina' aus op. 130. Auch er versteht es, den kammermusikalisch kommunizierenden Gehalt ohne Einbußen zu transportieren – wiederum ist Mari Kodamas dezidiert aufgefächertes, stets überaus präsent wirkendes Spiel an diesem Eindruck maßgeblich beteiligt. Akzentuierungen der Streicherstimmen setzt sie mit instinktiv richtiger Diktion, Ritardandi bringt sie durchdacht an, kontrapunktische Passagen sind präzise ausgeformt.

Den Zugang zum komplexen Spätwerk findet sie hier wie in der folgenden Transkription Modest Mussorgskys des zweiten und dritten Satzes aus Opus 135 ohne Weiteres. Keine Frage: Ihren Interpretationen merkt man an, dass sie sich in ihrer Karriere bereits intensiv mit Beethoven beschäftigt hat. Ihre beim selben Label erschienene Gesamteinspielung der 32 Klaviersonaten zeugt davon ebenso wie ihre Zusammenarbeit mit ‚Beethoven-Papst‘ Alfred Brendel. All das hat ihren musikalischen Blick auf Beethoven hörbar geschärft und ermöglicht es ihr, bis in die existentiellen Tiefen des 'Lento assai' vorzudringen. Zum Abschluss des Albums beleuchtet sie dann auch noch die umgekehrte Seite: Beethoven als Bearbeiter des Schlusssatzes ('Allegretto con variazioni') aus Mozarts Klarinettenquintett KV 581. Auch hier bewegt sie sich mit stilsicherer Eleganz durch die spielerische Behandlung des Themas.

Neue Erfahrungen

Unbedingt hervorzuheben ist auch die exzellente Tonqualität. Aufschlussreiche Inhalte einschließlich eines ausführlichen persönlichen Geleitworts der Künstlerin bietet das Booklet – allerdings nur auf Englisch. Auf gleich zwei für sie persönlich neuen Ebenen habe sie sich mit dieser CD Beethoven nähern können, schreibt sie darin unter anderem: Einerseits, indem sie neue Teile von Beethovens Spätwerk nun selbst aktiv spielend erschließen konnte. Andererseits, indem sie durch die Augen anderer Komponisten deren Sichtweise auf die bearbeiteten Werke im Besonderen und auf Beethoven im Allgemeinen kennenlernen konnte. Neue Erfahrungen sind definitiv auch dem Hörer sicher. Dieser Beitrag zum Beethoven-Jahr gehört zu denen, die besondere Beachtung verdienen. Mit zu verdanken ist er übrigens dem japanischen Produzenten Yukihisa Miyayama, der die Transkriptionen ausgegraben und Kodama überhaupt erst zur Ansicht zugesandt hatte. Die wiederum hatte dann das richtige Gespür, dieses Projekt unbedingt realisieren zu wollen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Thomas  Gehrig Kritik von Thomas Gehrig,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Beethoven Transcriptions: Mari Kodama, Klavier

Label:
Anzahl Medien:
Pentatone Classics
1
Medium:
EAN:

CD
827949084164


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Balakirew, Milij
Beethoven, Ludwig van
Mussorgsky, Modest
Saint-Saens, Camille


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Pentatone Classics

PentaTone wurde im Jahr 2001 von drei ehemaligen Leitenden Angestellten der Philips Classics zusammen mit Polyhymnia International (dem ehemaligen Philips Classics-Aufnahmezentrum) ins Leben gerufen.
Die Gründer von PentaTone sind überzeugt, dass der 5-Kanal Surround-Sound allmählich den heute noch gängigen Stereo-Sound ersetzen wird, vor allem weil er die Hörerfahrung immens bereichert. Die Einführung der Super Audio-CD (SA-CD) durch Sony und Philips hat es dem Hörer ermöglicht, sich den Konzertsaal direkt ins eigene Wohnzimmer zu holen. Die SA-CD hat im Vergleich zur CD eine weitaus höhere Speicherkapazität und sie kann 5-Kanal-Informationen in hoher Auflösung aufnehmen. Deshalb bietet die SA-CD einen hochwertigen Surround Sound.
Alle PentaTone-Aufnahmen erscheinen auf sog. hybriden SA-CDs, die zwei miteinander verbundene Schichten haben. Die erste enthält das normale CD-Signal, während auf der zweiten das Surround-Sound-Signal abliegt. Diese hybriden Tonträger können mit Stereo-Effekt auf jedem normalen CD-Spieler abgespielt werden. Um den Surround Sound-Effekt zu erzielen, benötigt man einen SA-CD-Spieler.
PentaTone baut seit einigen Jahren mit den hervorragenden Aufnahmen von Polyhymnia International einen neuen Klassikkatalog auf, der die berühmtesten Werke der Musikgeschichte enthält, interpretiert von absoluten Weltklasseinterpreten. So wurden Symphonie-Zyklen von Beethoven, Bruckner, Schostakowitsch und Schumann begonnen. Ein Brahms-Zyklus mit Marek Janowski am Pult des Pittsburgh Symphony Orchestra ist bereits erschienen. Sämtliche Werke für Violine und Orchester von Mozart wurden mit Julia Fischer aufgenommen, dem "Gramophone Artist of the Year 2007". In seiner kurzen Geschichte hat PentaTone bereits zahlreiche renommierte Preise gewonnen, darunter einen Grammy, einen Gramophone Award, einen Preis der deutschen Schallplattenkritik, zwei Echos, zwei Diapason d'Ors de l'année und einen CHOC de l'année.
Neben den Neuaufnahmen veröffentlicht PentaTone auch historische Surround Sound-Aufnahmen auf SA-CD. Dafür hat PentaTone sämtliche, zwischen 1970 und 1980 von Philips Classics im Quadrophonie-Verfahren entstandenen Aufnahmen für die Herausgabe auf SA-CD lizenziert. Auf diesen Einspielungen sind die legendären Philips Classics-Künstler jener Epoche zu hören. Mit dem heutigen SA-CD-System kommen diese spektakulären und hochwertigen 4-Kanal-Aufnahmen so zur Geltung, wie man es ursprünglich geplant hatte. Die Serie trägt den Titel "RQR" (Remastered Quadrophonic Recordings).


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