> > > Antonin Dvorak: String Quartets No. 8 & 10: Albion Quartet
Mittwoch, 29. November 2023

Antonin Dvorak: String Quartets No. 8 & 10 - Albion Quartet

Dvořák dystopisch


Label/Verlag: signum classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Turing-Test mit vier Streichern: Das Albion Quartet widmet sich Dvorak.

Das Albion Quartet hat Dvořáks Streichquartette E-Dur op. 80 und Es-Dur op. 51 aufgenommen (Signum Records). Als Ingenieur firmiert Mike Hatch. Das Klangbild: extra dry. Hall ist des Teufels. Beinahe nur hohe Frequenzen kommen zu Gehör. Selten ist Dvořák so körperlos erschienen: voce bianca. Was Transparenz betrifft, gibt es nichts zu bekritteln – keine Kunst bei vier Instrumenten. Ob Transparenz genutzt wird, Zusammenhänge sich zeigen zu lassen – das steht auf einem anderen Blatt.

Wie kann man es höflich formulieren? Wer Dvořák unter Romantik, Böhmen oder 19. Jahrhundert verbucht, macht einen schmerzhaften Lernprozess durch. Albion Quartet eliminiert die immanente Rhetorik dieser Musik. Agogik und Phrasierung werden buchhalterisch exakt ausgeführt. Rubato: programmiert. Hier atmen Plastiklungen. Dynamik? Flach. Akzente: unmotiviert. Gesten, Charaktere, Kontraste: ohne Deutlichkeit. So haben Übergänge keinen Sinn. Es bräuchte mehr Bass, mehr Vibrieren, freiere Phrasierung.

Steriles Musizieren

Man mag es als stilistisches Experiment abtun: Dvořák ganz anders. Schließlich ist nichts ‚falsch‘. Tamsin Waley-Cohen, Emma Parker (Violine), Rosalind Ventris (Viola) und Nathaniel Boyd (Cello) sind ehrenwerte Instrumentalisten, vorzüglich trainiert. An Disziplin und Technik fehlt es nicht. Manches Detail verrät, was sie können. Man höre das Finale des Es-Dur-Quartett. Möglich, dass sie sich zwingen mussten, nichts als den Notentext wiederzugeben. Ihnen selbst wird es am wenigsten Freude bereiten, so steril, wie mit Handschuh und Maske, zu musizieren. Wahrscheinlich können und wollen sie mehr. Der Raum tut ein Übriges: Britten Studio, Snape Maltings, Suffolk klingt wahrlich nach Studio. Nach Britten klingt es nicht.

Als historisches Dokument hat die Platte einigen Wert. Sie bezeugt den Stand der Dinge: Im Jahre des Herrn 2018 haben Computer die Seelen kolonisiert. Das Cover ist rosa und schwarz: vier Schemen vor Hochgebirge. Ein leeres Versprechen von Kitsch und Romantik. Roger Parker steuert einen kundigen, wohlabgewogenen Essay zum marktüblich magersüchtigen Booklet bei – die Seriosität der Produktion steht außer Frage. So muss man glauben, wenn es beteuert, Stradivari und Guarneri kämen zum Einsatz. Warum hört man es nicht?

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Daniel Krause Kritik von Daniel Krause,


Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Antonin Dvorak: String Quartets No. 8 & 10: Albion Quartet

Label:
Anzahl Medien:
signum classics
1
Medium:
EAN:

CD
635212059722


Cover vergössern

Dvorák, Antonín


Cover vergössern

signum classics

Signum Records is fuelled by the passion to produce great music recorded with integrity and creativity at the highest level.

Signum is a privately-owned and steadily-growing record label that benefits from the commitment and services of its sister company, Floating Earth, the leading production and engineering specialist service provider in Europe.

Having started the label in 1997 Signum now boasts a catalogue of nearly 150 titles and many of which are award winners, nominees or five star review recipients from around the world.

The small Signum team strives to provide a first class service at all times with clients, artists, suppliers and colleagues. Signum works with new and emerging artists and composers through to established artists, making available much-loved areas of repertoire as well as previously unheard, innovative recordings.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag signum classics:

  • Zur Kritik... Kurzsichtig: Emmanuel Despax hat sich bei der Programmauswahl zu der vorliegenden CD wenig Mühe gegeben. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Erhebend: Die neue CD des Choir of St. John's College Cambridge bietet britische Kathedralchorkunst vom Feinsten. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Liebesgrüße aus Windsor: The Queen's Six können es im leichten und populären Repertoire: Eine feine Platte, frische Arrangements – ein schöner Streifzug. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von signum classics...

Weitere CD-Besprechungen von Daniel Krause:

blättern

Alle Kritiken von Daniel Krause...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Shakespeare!: 'Sounds and Sweet Airs' heißt eine neue Platte, deren Inhalt durch den Untertitel 'A Shakespeare Songbook' konkretisiert wird. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
  • Zur Kritik... Feine Nuancen: Wolfgang Rihms Kammermusik mit Violoncello. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Pianistische Größe und Grenzen: Behzod Abduraimov überzeugt mit kanonischem Repertoire von Debussy, Chopin und Mussorgsky. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (4/2023) herunterladen (4868 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Jules Massenet: Elégie

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich