
Richard Strauss: Rosenkavalier-Suite, Till Eulenspiegel, Vier letzte Lieder - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons
Akribische Arbeit
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das BRSO mit wertvollen Strauss-Dokumenten aus der frühen Jansons-Ära.
Aus den Jahren 2006 bis 2009 datieren die vorliegenden Live-Mitschnitte aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz bzw. der Philharmonie im Münchner Gasteig. Ausschließlich mit Werken von Richard Strauss ist das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons an seinen beiden Hautspielstätten zu hören, am Beginn steht die 'Rosenkavalier-Suite' AV 145. Souverän deckt der Bayerische Edelklangkörper alle Facetten zwischen ausgelassener Spielfreude, Sentimentalität und walzerseliger Eleganz ab, durchweg trifft man auf glänzend intonierende instrumentale Soli. Jasons legt gewohnt hohen Wert auf akribisch herausgearbeitete Klangdetails, holt dabei allerdings nicht ganz den Schwung und das überbordende Temperament aus der finalen Walzer-Explosion heraus wie etwa Yannick Nézet-Séguin aus dem BRSO Orchester bei den letztjährigen Salzburger Festspielen. Auch das chromatisch absteigende Leitmotiv besitzt nicht ganz den silbrigen Glanz von Nézet-Séguins Dirigat.
Luft nach oben
'Till Eulenspiegels lustige Streiche' op. 28 eröffnen mit zart schwebenden Streichersphären, die darauffolgend flatterhaften und flackernden motivischen Spielereien könnten noch etwas mehr dynamischen Zündstoff vertragen. Jansons stellt zwar durchaus immer wieder die schalkhafte Originalität des programmatischen Inhalts heraus, dieser Eulenspiegel gebärdet sich aber mitunter etwas zu brav und nicht frech genug. Im pizzicato-unterlegten, mit ‚gemächlich‘ überschriebenen Abschnitt schlägt Jansons eine illustrativ anschauliche, schleppende Gangart ein. Dynamisch arbeitet er gewohnt genau, wo die Partitur ein dreifaches Pianissimo fordert, bekommt man auch eines. Strauss‘ exakte stimmungserläuternde Spielanweisungen (etwa ‚schelmisch‘, ‚wütend‘) setzt er im Ansatz zwar um, es wäre aber noch kapriolenhaft ausgelassene Luft nach oben.
Rhythmische Raffinessen stellt Jansons mit musikalischem Charme dar, ein hellwach geschärftes Profil verleiht er den launisch umherwirbelnden Staccato-Achteln. Wo es laut Vortragsanweisung ‚immer ausgelassener und lebhafter‘ wird, darf die Titelfigur sich klanglich so richtig austoben. Messerscharf geschliffenes, voluminöses Blech im Anschluss an den mit der Spielaufforderung ‚Gleichgültig‘ überschriebenen Abschnitt unterstreicht die beeindruckend punktgenaue Ausdrucksfähigkeit der BRSO-Musiker. Die kurz darauf folgende Ruhe vor dem Sturm des Epilogs bringt Jansons zum beredten Klingen, nach nochmals intensiv ausgekosteten Streicherkantilenen holt er gekonnt zum knallig beißenden dreifachen Schluss-Fortissimo aus.
Direkter Vergleich
Prominente Solistin in den 'Vier letzten Liedern' AV 150 ist Anja Harteros. Wie im anfangs genannten Fall der 'Rosenkavalier-Suite' lässt sich auch hier ein interessanter direkter Vergleich ziehen: Setzt man den vorliegenden Mitschnitt in Relation zu der Interpretation, die das BRSO noch 2019 unter Jansons zusammen mit Diana Damrau im Herkulessaal dargeboten (und anlässlich dessen auch aufgezeichnet) hat, so legt letztere stellenweise noch ein wenig mehr Wärme und emotionales Kolorit in die musikalische Illustration der Hesse- und Eichendorff-Texte. Exemplarisch im dritten Lied 'Vor dem Schlafengehen' – was wiederum Harteros‘ unterm Strich weitgehend überzeugendes Licht nicht unter den Scheffel stellen soll. Daneben glänzt im selben Lied Andreas Röhn an der Solo-Violine. Ungewohnt schwach im Vergleich zu den sonstigen BR-Klassik-Produktionen ist der Inhalt des Booklets, das lediglich über die Protagonisten, leider aber so gut wie nicht über die gespielten Werke Auskunft gibt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Richard Strauss: Rosenkavalier-Suite, Till Eulenspiegel, Vier letzte Lieder: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 13.09.2010 063:33 2006 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4035719007077 900707 |
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Strauss, Richard |
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"Seit 2003 ist Mariss Jansons Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Mit ihm erlebt das Orchester eine der erfolgreichsten Phasen seiner Geschichte, die nicht zuletzt durch das Ranking auf Platz sechs der besten Orchester der Welt in der Zeitschrift Gramophone dokumentiert wurde. Seine Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben lang und berührt mich immer wieder sehr tief, so Mariss Jansons über Richard Strauss. Das vorliegende Programm umfasst drei der bekanntesten Kompositionen von Strauss, angefangen mit der Rosenkavalier-Suite über das farbige Spektakel um Till Eulenspiegel bis hin zu den Vier letzten Liedern. Hier führt Mariss Jansons eine der gefeiertsten Sopranistinnen der jüngsten Zeit mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zusammen. " |
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BR-Klassik Herausragende Musikaufnahmen der drei Klangkörper des Bayerischen Rundfunks werden unter einer gemeinsamen Marke den Musikfreunden angeboten. Das Label heißt BR-KLASSIK. Zum Start sind acht Tonträger sowie eine DVD am 18. September 2009 veröffentlicht worden. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 150 Aufnahmen. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks genießen sowohl in der Region als auch international einen außergewöhnlichen Ruf in Bezug auf Qualität, künstlerische Kreativität und die Vermittlung von klassischer Musik. Im Konzertsaal und in Hörfunk- und Fernsehübertragungen sind die drei Klangkörper regelmäßig zu hören. Herausragende Konzerte, besonders gelungene Interpretationen und selten zu hörende Werke werden nun unter der gemeinsamen Marke BR-KLASSIK auf dem hauseigenen Label dokumentiert. Das CD-Label BR-KLASSIK ist organisatorisch bei der BRmedia Service GmbH angesiedelt, dem für die Zweitverwertungen zuständigen Tochterunternehmen des Bayerischen Rundfunks, und wird von Stefan Piendl als Label-Manager geleitet. Mit ihm konnte der Bayerische Rundfunk einen erfolgreichen, externen Experten mit umfassender, internationaler Erfahrung für die Mitwirkung an seinem neuen Label BR-KLASSIK gewinnen. In der Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE bringt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks historische Aufnahmen des Labels zu Gehör. Z.B. war an zwei denkwürdigen Konzertabenden die Pianistin Martha Argerich zu Gast, 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 unter Seiji Ozawa. Im Vertrieb werden die Neuerscheinungen von BR-KLASSIK weltweit durch NAXOS betreut. Damit ist eine bestmögliche Präsenz auf allen wichtigen internationalen Märkten gewährleistet. Zu einer modernen Vertriebsstruktur gehört selbstverständlich auch die Möglichkeit des digitalen Downloads über Musikportale wie iTunes, Spotify u.a.. Auch dieser Vertriebsweg wird über die Firma NAXOS erschlossen. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit Tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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