
Fanny & Felix Mendelssohn - Zwei Leben für die Musik - Münchner Rundfunkorchester
Begegnung mit Fanny und Felix
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Auch Folge 10 der hörbiographischen Reihe von BR-Klassik unterstreicht den hohen Wert des bewährten Formats.
Die inzwischen zehnte Folge der Reihe 'BR-Klassik Wissen' mit Hörbiographien berühmter Komponisten liegt nun beim Label BR-Klassik vor. Als Besonderheit dieser Ausgabe handelt es sich gewissermaßen eine Doppel-Biographie – Leben und Werk Felix Mendelssohns und seiner Schwester Fanny werden auf vier CDs in insgesamt zehn Kapiteln porträtiert. Gewohnt verantwortlich für das Manuskript zeichnet der Musikwissenschaftler, Autor und Kritiker Jörg Handstein. Weiterer Mitwirkender der ersten Stunde: Udo Wachtveitl, in diesem Kontext nicht als 'Tatort'-Ermittler im Einsatz, dennoch in Sachen Wahrheitsfindung unterwegs im Dienst der Musikgeschichte. Er selbst hat in einem Interview über das Projekt gesagt: ‚Die große Stärke der Reihe ist, dass man nicht nur die Musik dargeboten bekommt, sondern dass die Menschen, über die berichtet wird, sehr plastisch dargestellt werden. Die Komponisten werden einem sehr nahegebracht.‘ Und genau so ist es: Anhand zahlreicher Zitate, Anekdoten und wissenschaftlich fundierter Fakten erwachen die Protagonisten und ihre Zeit zum Leben.
Kritische Beleuchtung
Sorgfältig nachgezeichnet wird die Chronologie von Felix‘ künstlerischem Schaffen und Wirken von unbeschwert glücklichen Kindertagen über seine Verdienste um die Wiederbelebung der Bach-Rezeption bis hin zur Entwicklung der Meisterschaft seiner eigenen Tonsprache. Gleichzeitig wird die Rolle Fannys im Spannungsfeld der Entfaltung ihrer immensen eigenen Begabung auf der einen und ihrer Unterwerfung unter seinerzeit herrschende gesellschaftliche Zwänge auf der anderen Seite kritisch beleuchtet. Für ihre Rolle konnte als Sprecherin die renommierte Schauspielerin Martina Gedeck gewonnen werden, die der Persönlichkeit Fannys auch im Schatten des ungleich berühmteren und produktiveren Bruders individuelles Charisma verleiht. Auch wenn dieser insgesamt naturgemäß thematisch mehr Raum einnimmt, ist Fanny dank des klug konzipierten Manuskripts irgendwie doch stets präsent. Sabin Tambrea verkörpert mit lebendiger Sprachgestik die Rolle des Felix. Parallel zu den Lebensläufen der Geschwister entsteht ein präzises Bild der damaligen Gesellschafts- und Geschichtsordnung. Auch negative Zeitströmungen wie antisemitische Tendenzen, mit denen die beiden sensiblen Künstlerpersönlichkeiten durchaus konfrontiert wurden, werden thematisiert.
Handverlesene Qualität
Namen wie Claudio Abbado, Hilary Hahn, Mariss Jansons oder Michael Korstick verbürgen sich für das Niveau der Werkausschnitte – aber auch da, wo die Interpreten weniger prominent sind, trifft man auf gewohnt handverlesene musikalische Qualität. Die Klangbeispiele sind kompetent und im Kontext sinnfällig ausgewählt, alle Werkgattungen werden repräsentativ gestreift. Auf der vierten CD gibt es als Bonustracks zwei Streichersymphonien, einen Symphoniesatz für Streicher sowie die Choralkantate 'Verleih uns Frieden gnädiglich' vollständig zu hören – allesamt Jugendwerke und damit ein interessanter Einblick in Felix‘ weniger bekanntes, frühes Schaffen als erfrischender Kontrast zu den sonst gern herangezogenen ‚Hits‘.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Fanny & Felix Mendelssohn - Zwei Leben für die Musik: Münchner Rundfunkorchester |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 4 25.10.2019 290:36 2019 |
Medium:
EAN: BestellNr.: Booklet |
CD
4035719009255 900925 |
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Hensel, Fanny |
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"Die beiden ältesten Kinder des musikbegeisterten Bankiers Abraham Mendelssohn (Sohn des Philosophen Moses Mendelssohn) und seiner Ehefrau Lea waren hochmusikalisch: die Ende 1805 geborene Fanny und der dreieinhalb Jahre jüngere Felix. Die Glückskinder verbrachten eine unbeschwerte Jugend, in welcher die Musik eine wesentliche Rolle spielte. Während Felix ein berühmter Komponist und Dirigent wurde, musste Fanny ihre kompositorische Begabung den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend einer Rolle als Ehefrau und Mutter nachordnen. Die musikalischen Kompositionen der geschätzten Konzertpianistin werden erst seit den 1970er-Jahren wieder stärker beachtet, neu ediert und tauchen seitdem häufiger in Konzertprogrammen auf. In seiner neuen Hörbiografie, die neben Felix ganz bewusst auch Fanny Mendelssohn in den Fokus der Betrachtung rückt, beschreibt Jörg Handstein die Lebensgeschichte dieser beiden bedeutenden Kreativen des frühen 19. Jahrhunderts, die im Jahre 1847 leider allzu früh verstarben (Felix wurde nur 38, Fanny nur 41 Jahre alt). Der Titel der Hörbiografie lautet denn auch: Zwei Leben für die Musik. Die Verknüpfung der durchaus wohlbekannten Lebensstationen und Kompositionen Felix mit denjenigen seiner älteren Schwester Fanny eröffnet andere und neuartige Einblicke in die Zeit- und Musikgeschichte. Die enge Verbindung der beiden Geschwister zueinander, ihre ähnlich große musikalische Begabung ist plastisch mitzuerleben: in den biographischen Fakten ebenso, wie in zahlreichen Musikbeispielen von Werken Felix und Fannys. Beider Lebensgeschichte(n) wie gewohnt auf Grundlage originaler Quellen erarbeitet und begleitet von zahlreichen Beispielen beeindruckender Musik widmet sich die ausführliche Hörbiografie: spannend erzählt, lebendig gesprochen und inspiriert musiziert. Als Bonustracks wurden einige der erstaunlichen Jugendwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy ausgewählt: Die Streichersymphonien Nr. 8 und 12 hat er mit 13 bzw. 14 Jahren komponiert. Sie entstanden 1822/23 für Konzerte in Mendelssohns Berliner Elternhaus, wo er sie selbst einstudierte und leitete. Seine musikalischen Vorbilder wie Bach oder Händel sind ebenso herauszuhören wie das eigene kreative Experimentieren. Der am 29. Dezember 1823 vollendete Symphoniesatz in c-Moll wird mit zu seinen Jugendsymphonien gerechnet. Ergänzt werden diese Jugendwerke durch die Choralkantate Verleih uns Frieden gnädiglich (1831) basierend auf dem Text des traditionsreichen Luther-Chorals. " |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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