
Louise Farrenc: Symphony No.1 - Solistes Européenes Luxembourg, Christoph König
In jeder Hinsicht konkurrenzfähig
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Christoph König und die Solistes Européens engagieren sich erneut für die französische Komponistin Louise Farrenc, überzeugen können dabei vor allem die Erste Symphonie und die 'Gallenberg-Variationen'.
Zu Lebzeiten berühmt, posthum schnell vergessen und spätestens nach dem Ersten Weltkrieg völlig in der Versenkung verschwunden – dieses Schicksal teilt Louise Farrenc (1804 bis 1875) mit ihren männlichen Kollegen. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten ist ein gewisses Interesse am kompositorischen Werk der Französin erkennbar, einige ihrer Werke liegen mittlerweile auf Tonträgern vor. Die Pianistin Konstanze Eickhorst und der Dirigent Christoph König haben sich besonders um das Werk Farrencs verdient gemacht, König hatte im Jahr 2018 die Symphonien zwei und drei zusammen mit den luxemburgischen Solistes Européens bei Naxos vorgelegt. Auf vorliegender Silberscheibe folgt nun (mit dem gleichen Ensemble) die Erste Symphonie op. 32, mit der Farrenc im Jahr 1841 für erhebliches Aufsehen sorgte. Ergänzt wird die Symphonie durch zwei Ouvertüren (beide 1834 entstanden) und die Variationen für Klavier und Orchester op. 25, mit vollem Titel 'Grandes Variations sur un thème du comte Gallenberg', der Solist in diesem Werk ist der Pianist Jean Muller.
Inspiriert
Die Erste Symphonie folgt der traditionellen Viersätzigkeit, statt des im mittleren 19. Jahrhundert schon üblichen Scherzos steht an dritter Stelle allerdings ein Menuett. Formal und strukturell ist das Vorbild Beethoven erkennbar, der Klang des Werkes wirkt aber (trotz der Tonart c-Moll) angenehm undramatisch, stellenweise fast heiter; Erinnerungen an Schumann und (noch mehr) Mendelssohn werden wach. König wählt in den Ecksätzen ein straffes Tempo, das dem Werk gut bekommt – die eine oder andere Länge wird so elegant überspielt. Die Solistes Européens entpuppen sich als sehr gut aufgelegtes Orchester, das mit der Partitur keine Schwierigkeiten hat, besonders die von Farrenc mit mehreren Soli bedachten Holzbläser können sich auszeichnen. Die Erste Symphonie der Französin wird dem Hörer so als souverän instrumentiertes und inspiriertes Werk präsentiert, das keinen Vergleich mit der (männlichen) Konkurrenz fürchten muss. Dazu trägt auch ein angenehmes Klangbild bei, kein Hall stört den natürlich wirkenden Orchesterklang.
Die beiden Ouvertüren op. 23 und 24 können das Niveau der Symphonie nicht ganz halten, etwas zu starr wirkt hier das formale ‚Korsett‘ mit dem leicht überstrapazierten punktierten Rhythmus. Als solide, unspektakulär wirkende Einzelstücke hätten beide dennoch eine Chance im Konzertsaal verdient, vor allem die e-Moll-Ouvertüre op. 23 mit deutlichen Beethoven-Anklängen, in der die Streicher des Ensembles mit ihren präzisen Läufen herausragen. Ein gelungenes Stück sind schließlich auch die 'Gallenberg-Variationen', die weniger an Beethoven und mehr an Johann Nepomuk Hummel erinnern. Das an sich eher banale Thema erfährt durch die Variationen der Komponistin eine echte Veredelung, die Solist und Orchester reichlich Gelegenheit zur musikalischen Entfaltung bietet. Muller ist der pianistischen Herausforderung gewachsen und überzeugt in kecken Dialogen mit den einzelnen Instrumentengruppen, König hält das Geschehen souverän zusammen. Vor allem dieses Stück und die Symphonie zeigen Farrenc als in jeder Hinsicht konkurrenzfähige Tondichterin, deren Werke ebenso eine Chance verdient hätten wie diejenigen der vielen anderen vergessenen Romantiker – mögen sie nun Raff, Reinecke oder Draeseke heißen. Die vorliegenden Interpretationen sind jedenfalls ein gelungenes Plädoyer für die Werke der Französin.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Louise Farrenc: Symphony No.1: Solistes Européenes Luxembourg, Christoph König |
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Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313409471 |
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Farrenc, Louise |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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