
Jacques Offenbach: Pomme d'Api, Sur un volcan - Kölner Akademie, Michael Alexander Willens
Offenbach im Doppelpack
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Zum Ende des Offenbachjahrs kredenzt Michael Alexander Willens mit der Kölner Akademie und einem Gesangstrio die Weltpremiere des Einakters 'Sur un volcan'.
Das Offenbach-Jahr 2019 hat so manche Entdeckung hervorgebracht. Im Mittelpunkt des Interesses standen große Bühnenwerke, Gesellschafts- und Politiksatiren wie 'Roi Karotte', 'Die Prinzessin von Trapezunt' oder 'Barkouf oder Ein Hund an der Macht'. Doch gibt es neben ihnen auch zahlreiche hörenswerte Petitessen des französischen Operettenmeisters. Beispielsweise die beiden Einakter 'Pomme d‘Api' und 'Sur un volcan', die das Label cpo am Ende der Feierlichkeiten auf CD veröffentlicht hat.
Harmlos und aberwitzig
'Pomme d‘Api', zu Deutsch ‚rotes Äpfelchen‘, ist eine inhaltliche Harmlosigkeit aus dem Jahr 1874. Ein Pensionär will seinem Neffen die Geliebte, mit Spitznamen Pomme d‘Api, abwerben. Die aber arbeitet bereits bei ihm inkognito als Dienstmagd. Ein gemeinsames Festmahl bringt alles ins rechte Liebeslot. Aberwitzig hingegen ist der Plot der halbstündigen Komödie 'Sur un volcan', die 1855 nach nur einer Aufführung vom Spielplan verschwand und erst kürzlich vom Offenbachforscher Jean-Christophe Keck wiederentdeckt wurde. Im irischen Dublin haben sich zwei Marineoffiziere aus Napoleons geschlagenen Truppen in einem Haus verbarrikadiert und drohen die Stadt in die Luft zu sprengen, um dadurch den Ausbruch eines unterirdischen Vulkans auszulösen. Eine Schauspielerin flüchtet just dorthin und bringt die Soldaten zur Vernunft, in dem sie dem einen den Ertrag einer Hamlet-Aufführung, in der sie mitspielt, und dem anderen ihre Hand verspricht.
Offenbach im Kleinformat
Musikalisch sind beide Einakter waschechter Offenbach, nur eben in Kleinformat. Da gibt es charmante Romanzen, witzige Couplets und pikante Ensembles, etwa ein absurdes Trio über das Grillen von Koteletts in 'Pomme d’Api'. Ganz so recht überspringen will der Funke allerdings in der Neuaufnahme nicht. Denn Michael Alexander Willens am Pult der Kölner Akademie dirigiert insgesamt zu pauschal und dynamisch wenig differenziert. Das Gesangstrio Magali Léger, Florian Laconi und Marc Barrad macht es ihm nach, nicht so sehr in den pointierten Dialogen als in den Gesangsnummern, die mehr vokale Akzentuierung vertragen könnten. So wie es im Vergleich Mady Mesplé, Jean-Philippe Lafont und Léonard Pezzino 1983 in einer von Manuel Rosenthal dirigierten 'Pomme d’Api'-Einspielung exemplarisch demonstriert haben.
Das klanglich ausgewogene Album ist wegen der Premiere von 'Sur un volcan' ein Gewinn. Wie sich die Recherche und die komplizierten Umstände des Revivals gestalteten, davon gibt Keck im Booklet detailliert Auskunft. Auf den Abdruck der Libretti und die Sängerbiographien wurde hingegen verzichtet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Jacques Offenbach: Pomme d'Api, Sur un volcan: Kölner Akademie, Michael Alexander Willens |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203521821 |
![]() Cover vergössern |
Offenbach, Jacques |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Aufgetürmter Neubau: Telemanns Michaelis-Oratorium 1762 zeigt den Hamburger Komponisten auch in seinem letzten Lebensjahrzehnt auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kammeroper in milder Dramatik: Roland Wilson hat mit seinen Ensembles einen so interessanten wie lohnenden Versuch unternommen, klingendes Leben in das Rätselraten um Heinrich Schütz' Oper 'Dafne' zu bringen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Köstliche Perlen: Die Reihe mit Musik aus Schloss Wolfenbüttel von Manfred Cordes und Weser-Renaissance Bremen bringt immer wieder kostbare Platten hervor – hier ein wunderbares Kombinationsprogramm mit Musik von Praetorius und Schütz. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Karin Coper:
-
Rachmaninov vokal: Das Label Profil Hänssler bringt eine verdienstvolle Edition mit den Vokalkompositionen von Sergej Rachmaninov heraus. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Im Walzerschritt in die Prärie: Eine Auswahl mit Kompositionen von Samuel Coleridge-Taylor bringt Schmuckstücke der gehobenen Unterhaltungsmusik ans Licht. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Exzentrik im Dreivierteltakt: Mit den Einspielungen von 'Les Sirènes' und 'Cupid and Psyche' findet der dreiteilige Zyklus mit den Balletten von Lord Berners seinen krönenden Abschluss. Weiter...
(Karin Coper, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Mendelssohns Feuerwerkmusik aus Paris: Lars Vogt verpasst den beiden Mendelssohn-Klavierkonzerten eine dramatische Wucht, die den Werken eine überraschend düstere Aura geben. Weiter...
(Dr. Kevin Clarke, )
-
Aufgetürmter Neubau: Telemanns Michaelis-Oratorium 1762 zeigt den Hamburger Komponisten auch in seinem letzten Lebensjahrzehnt auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Zwei Komponisten des Hochbarocks begegnen einander: Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat lebten etwa zur selben Zeit und könnten sich in Salzburg begegnet sein. Dora Szilágyi und Flóra Fábri spüren Verwandtes und Unterschiede in der Kammermusik beider Komponisten auf. Weiter...
(Diederich Lüken, )
Portrait

Das Klavierduo Silver-Garburg über Leben und Konzertieren im Hier und Heute und eine neue CD mit Werken von Johannes Brahms
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich