
Olga Neuwirth: ...miramondo multiplo... - Hakan Hardenberger, ORF Radio-Symphonieorchester, Wiener Philharmoniker
Menschenton
Label/Verlag: Kairos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Vorbildliche Aufführungen dreier Orchesterwerke der wichtigen österreichischen Komponistin Olga Neuwirth.
Die suggestive Kraft und technische Ausgereiftheit der Kompositionen Olga Neuwirths hat der Österreicherin zwar viele Auszeichnungen eingebracht, aber nur ausgewählte Aufführungen ihrer Musik an ausgewählten Orten (vornehmlich in Österreich und gelegentlich in Deutschland). Dabei darf Neuwirth zu den stärksten Komponist*innen unserer Zeit überhaupt gezählt werden.
Poetische Tiefe
Die vorliegende CD fasst drei zentrale Orchesterwerke Neuwirths zusammen, das Trompetenkonzert '...miramondo multiplo...' (2006), die 'Remnants of Songs ... An Amphigory' für Viola und Orchester (2009) sowie das den Wiener Philharmonikern gewidmete 'Masaot/Clocks without Hands' (2013). Der ‚tief in uns liegende „Menschenton‘ (Neuwirth) ist zentraler Aspekt ihrer kompositorischen Tätigkeit, die alle möglichen Aspekte, von der Collage bis zum Jazzanklang, integriert. Die Dichte und Vielschichtigkeit ihrer Kompositionen, ihre poetische Tiefe und ethisch-philosophische Dimension, ihre existenzielle Bedeutung und ihre technische Souveränität werden im vorzüglichen Booklettext von Therese Muxeneder ebenso offenkundig wie ihre Persönlichkeit – ein rarer Fall der Verbindung von persönlicher Bekanntschaft und wissenschaftlicher Durchdringung der Materie.
Von ihren Soloinstrumenten fordert Neuwirth eine große Vielfalt an Klangvaleurs, ohne aber die Natur der Instrumente zu vergewaltigen; es gibt Momente überwältigender Wärme und Klangschönheit, aber auch krasse oder unterschwellige Übergänge zum Brutal-Existenziellen oder zurück. Die besonderen Qualitäten der Uraufführungsinterpreten werden offenkundig ‚einkomponiert‘, so dass die Kompositionen zum ‚signature piece‘ dieser Interpreten werden.
Von '...miramondo multiplo...' liegen bereits mehrere Einspielungen vor, auch eine Studioproduktion mit dem Uraufführungsinterpreten Håkan Hardenberger. Der vorliegende ORF-Mitschnitt aus dem Wiener Musikverein unter Ingo Metzmacher mit dem Gustav Mahler Jugendorchester ist von großer Frische und hoher Professionalität. Die besondere Qualität des Live-Erlebnisses ist auch bei der Aufführung von 'Remnants of Songs ... An Amphigory' aus dem Wiener Konzerthaus mit Antoine Tamestit und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien (die beide bei der Uraufführung mitwirkten) unter Susanna Mälkki zu hören – die Spannung der Aufführung wirkt sich spürbar auf die Intensität der Wiedergabe aus.
In Höchstform
Auch 'Masaot/Clocks without Hands' mit den Wiener Philharmonikern unter Daniel Harding (drei Tage nach der Kölner Uraufführung im Wiener Konzerthaus mitgeschnitten) zeugen von unleugbarer Autorität. Die starke Identifikation der Musiker mit dem Werk zeigt die Wiener Philharmoniker in Höchstform. Während bei den beiden konzertanten Kompositionen der ORF-Aufnahmeklang als nahezu optimal bezeichnet werden kann – ein wenig hätte man sich Surroundsound gewünscht, der die orchestralen Facetten noch klarer hätte abbilden können –, ist die Aufnahmetechnik bei 'Masaot' deutlich dichter am Orchester, wodurch zwar die klangliche Durchdringung vorbildlich ist, nicht aber die räumliche Staffelung des Klanges. Ein gleichwohl kaum trübender Einwand.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Olga Neuwirth: ...miramondo multiplo...: Hakan Hardenberger, ORF Radio-Symphonieorchester, Wiener Philharmoniker |
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Label: Anzahl Medien: |
Kairos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
9120040735104 |
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Neuwirth, Olga |
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