> > > Manfred Trojahn: Streichquartett Nr.2: Minguet Quartett
Montag, 2. Oktober 2023

Manfred Trojahn: Streichquartett Nr.2 - Minguet Quartett

Klanglich zerrissen


Label/Verlag: WERGO
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Diese Einspielung von Manfred Trojahns zweitem Streichquartett hat Referenzcharakter.

Die Idee eines Kanons verbotener Klänge, weil historisch überholt, ist absurd, denn in notwendiger Konsequenz müsste dieses Tabu irgendwann auch die Klanggebilde atonaler Prägung treffen. Der Kanon des Verbotenen würde dann konsequent verfolgt, irgendwann einmal auch zur Negation von Musik schlechthin führen. Komponisten wie Manfred Trojahn war dies schnell klar. Er hat dann auch wie selbstverständlich moderne und historische Stilmittel miteinander verbunden, ohne deshalb in die stilistische Nachbarschaft eines verschmähten Neoklassizismus zu geraten.

Bestes Beispiel ist hierfür sein zweites Streichquartett mit Klarinette und Mezzosopran mit drei Gedichte von Georg Trakl, das er während eines Aufenthaltes in der die Villa Massimo in Rom in den Jahren 1979/80 komponierte. Trojahn befand sich damals in einer schwierigen Lebensphase, was sich auch in diesem klanglich zerrissenen Werk widerspiegelt. Gleichwohl ist es Werk der Synthese, von Erinnerung an die Gattung des Streichquartettes, verbunden mit eigenen Klangvorstellungen. Von bildhaft theatralischer Wirkung und ganz zurückgenommenen intimer Atmosphäre, mit zum Teil enormen Schwierigkeiten für alle Interpreten. All das ist aber für die Musiker des Minguet Quartetts mit Thorsten Johanns (Klarinette) und Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran) kein Problem. Das Ergebnis ist unerhört fesselnd, gestalterisch, plastisch und glänzend realisiert. Für Freunde der Musik Trojahns eine unumgängliche Publikation.


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Manfred Trojahn: Streichquartett Nr.2: Minguet Quartett

Label:
Anzahl Medien:
WERGO
1
Medium:
EAN:
CD
4010228738322

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Trojahn, Manfred


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WERGO

Als 1962 die erste Veröffentlichung des Labels WERGO erschien - Schönbergs "Pierrot lunaire" mit der Domaine musicale unter Pierre Boulez -, war dies ein Wagnis, dessen Ausgang nicht abzusehen war. Werner Goldschmidt, ein Kunsthistoriker, Sammler und Enthusiast im besten Sinne, war es, der - gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Helmut Kirchmayer - den Grundstein zu dem Label legte, das seit inzwischen 50 Jahren zu den führenden Labels mit Musik unserer Zeit zählt.
Noch immer hält WERGO am Anspruch, unter den Goldschmidt seine "studioreihe neue musik" gestellt hatte, fest: die hörende wie lesende Beschäftigung mit der neuen Musik anzuregen und in Produktionen herausragender InterpretInnen und von FachautorInnen verfassten ausführlichen Werkkommentaren zu dokumentieren.
Auf mehr als 30 Schallplatten kam die Reihe mit roter und schwarzer Schrift auf weißem Cover, dann wurde die Unternehmung zu groß für einen Einzelnen. Seit 1967 engagierte sich der Musikverlag Schott zunehmend für das Label, 1970 schließlich nahm Schott das Label ganz in seine Obhut. Seither wurden mehr als 600 Produktionen veröffentlicht, die ungezählte Preise erhalten haben und ein bedeutendes Archiv der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts darstellen.
Kaum einer der arrivierten zeitgenössischen Komponisten fehlt im Katalog. Ergänzt wird dieser Katalog seit 1986 durch die inzwischen auf über 80 Porträt-CDs angewachsene "Edition Zeitgenössische Musik" des Deutschen Musikrats, die mit Werken junger deutscher KomponistInnen bekannt macht. Neben dieser Zusammenarbeit bestehen Kooperationen mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe ("Edition ZKM") und dem Studio für Akustische Kunst des Westdeutschen Rundfunks ("Ars Acustica"). Im Bereich "Weltmusik" kooperiert WERGO eng mit dem Berliner Haus der Kulturen der Welt und der Abteilung Musik des Ethnologischen Museums Berlin. Die "Jewish Music Series" stellt die vielfältigen Musiktraditionen der jüdischen Bevölkerungen der Kontinente in ihrer ganzen Bandbreite vor. Zahlreiche Veröffentlichungen mit Computermusik sind in der Reihe "Digital Music Digital" erschienen. Neue Editionen wie die legendäre "Contemporary Sound Series" des Komponisten Earle Brown oder die des Ensembles musikFabrik kamen in den vergangenen Jahren hinzu.
Die Diversifizierung, die das Programm von WERGO seit seiner Gründung erfahren hat, ist der Weitung des zeitgenössischen musikalischen Bewusstseins ebenso geschuldet wie sie zu dieser stets beitrug - eine Aufgabe, der sich WERGO auch in Zukunft verpflichtet fühlt.


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