
Giuseppe Porsile: Naples 1680 - Vienna 1750 - La Cicala Baroque Ensemble
Ungedruckt
Label/Verlag: Passacaille
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das La Cicala Baroque Ensemble setzt sich überzeugend für den vergessenen Giuseppe Porsile ein.
Giuseppe Porsile (1680–1750) wirkte für kurze Zeit am Hof in Barcelona sowie ab 1713 in Wien, wo er unter anderem Gesangslehrer der Kaiserinwitwe war. Zahlreiche Solokantaten haben sich erhalten, von denen hier fünf vorgestellt werden, allesamt aus den Manuskripten neu erarbeitet (Porsiles Werke blieben ungedruckt). Die Kantaten (außer der ersten, die ohne Eröffnungsrezitativ beginnt) bestehen aus zwei Rezitativen mit folgender Arie unterschiedlichen Charakters und werden durch unterschiedliche konzertierende Instrumentalsoli bereichert. Die musikalische Intensität Porsiles zeigt sich besonders in 'E gia tre volte', den Ausgangspunkt des gesamten Projekts, das Inês d’Avena seit 2006 beschäftigt hatte. Hier (und nicht nur hier) haben wir einen kraftvollen Komponisten, der affektreiche, stimmungsstarke Musik schaffen konnte und der zeitlebens im Schatten anderer stand. Die Themen der Kantaten thematisieren die Liebe in allen möglichen Stadien, was dem Komponisten vielfältige Möglichkeit zur Charakterschilderung bietet.
Lebhafte Textausdeutung
Das Barockensemble La Cicala wurde 2011 durch die Blockflötistin Inês d’Avena gegründet und erkundet besonders die neapolitanische Barockmusik. Das Verständnis des Ensembles für die Musik ist uneingeschränkt hörbar, die interpolierten Instrumentalsätze zeugen ebenso von großem Stil- und Feingefühl wie die Begleitung der Sängerin, die aber leider nicht in der gleichen Liga anzusiedeln ist. Die Schwächen der Sopranistin Stefanie True kommen auf der vorliegenden CD leider in großer Vielfalt zur Geltung. Häufig intoniert sie unsauber (in Spitzentönen besonders stark), Haltetöne werden unstet, Triller unsicher, die Klanggestaltung ist unharmonisch – gut schattierte Töne erklingen neben offen angesetzten, und keineswegs immer mit intendiertem Affekt. Koloraturen werden durch erhöhtes Tempo mehr verwischt denn sauber ausgearbeitet. Immerhin ist ihre Textausdeutung zumeist lebhaft und imaginativ, ihr Engagement unüberhörbar. Dass ihr Stimmklang vornehmlich monochrom ist und so auf die Dauer ermüden kann, ist eine verhältnismäßig geringe Beeinträchtigung, zumal die Sängerin gerade im Piano durchaus der Differenzierung fähig ist.
Die Aufnahmetechnik der Produktion ist ebenso überzeugend wie das Booklet (wenn letzteres auch nur in Englisch). Trotz der genannten Einschränkungen eine wichtige Bereicherung der Repertoirekenntnis der Musik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Giuseppe Porsile: Naples 1680 - Vienna 1750: La Cicala Baroque Ensemble |
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Label: Anzahl Medien: |
Passacaille 1 |
Medium:
EAN: |
CD
5425004840615 |
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Passacaille Das belgische Label PASSACAILLE wurde 1995 gegründet und sollte von Anfang an eine Plattform für hochrangige belgische Künstler der historischen Aufführungspraxis sein. Das Barockorchester il Fondamento mit seinem Leiter Paul Dombrecht und der Hammerklavierspezialist Jan Vermeulen gehörten zu den ersten, die für das Label aufnahmen. Später erweiterte sich der Künstlerkreis um weitere prominente Namen wie Wieland Kuijken oder das Ensemble Octophorus. Bald erhielten die Aufnahme internationale Preise, was als zusätzlicher Anreiz gesehen wurde, sich im künstlerischen Bereich auch internationalen Künstlern und Ensembles zu öffnen. Ab 2000 begann die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen europäischen und transatlantischen Ländern. 2006 übernahm der belgische Traversflötist und Musikwissenschaftler Jan de Winne das Label und erweiterte den Künstlerkreis des Labels erneut um international renommierte Künstler wie zum Beispiel Graham O'Reillys Ensemble Européen William Byrd und Lorenzo Ghielmis Ensemble La Divina armonia, das hier erst kürzlich eine fulminante Aufnahme von Händels Orgelkonzerte Op.4 vorgelegt hat. Als weitere Neuzugänge seien noch der brasilianische Cembalist Nicolau de Figueiredo, der Cellist Sergei Istomin und der Fortepianist Alexei Lubimov zu nennen. Im Rahmen der Neuorganisation des Labels möchte Jan de Winne den bewährten ursprünglichen Schwerpunkt Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beibehalten, aber auch nach und nach Musik späterer Epochen in das Programm integrieren. Mehr Info... |
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