
Beatles go Baroque 2 - Orchester Peter Breiner
Mit Liebe zum Detail
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Orchester von Peter Breiner präsentiert die Musik der Beatles im Gewand Alter Musik und gibt ihr damit eine neue Form, die vor Charme und Enthusiasmus nur so sprüht. Das Ergebnis ist eine klangliche Rarität, die sich hören lassen kann.
Der Versuch, verschiedene musikalische Epochen und Stile miteinander zu verschmelzen, ist nicht neu, und die Interpreten scheinen sich mit außergewöhnlichen, extravaganten Ideen gegenseitig zu übertreffen. Interessanterweise ist es besonders die Barockmusik – vor allem jene von Johann Sebastian Bach –, die offenbar eine besondere Anziehungskraft auf Crossover-Interpreten ausübt. Jacques Loussier mit seinen Jazz-Versionen von Bachs Musik ist hierfür nur eines der berühmtesten Beispiele. Immer wenn eine neue CD mit Crossover-Arrangements dieser Art veröffentlicht wird, steht eine Frage im Raum, die entweder laut ausgesprochen wird oder sich nur insgeheim stellt: Darf man die Musik von großen Komponisten in derartiger Weise benutzen und ihr ein völlig anderes Gewand geben?
Selbstverständlich bleibt die Beantwortung dieser Frage letztlich immer subjektiv, und es wird die unterschiedlichsten Ansichten geben. Interessanter als die Frage nach der Legitimation eines solchen Projektes ist doch eher jene, wie die Interpreten mit der Herausforderung umgehen, zwei in der Regel gegensätzliche Genres so zu verbinden, dass ein homogen klingendes Ergebnis dabei herauskommt. Gelingt es ihnen, nicht nur eine Verbindung, sondern gleichzeitig etwas vollkommen Neues zu erschaffen, oder fühlt man sich als Hörer in seiner Klangerwartung gestört, da ein Stil den anderen dominiert?
Charmant und originell
Das Experiment, das Peter Breiner und die Musiker seines Orchesters eingegangen sind, bestand darin, die Musik des Barock mit jener der Beatles zu kreuzen – ein Wagnis, das einen auf den ersten Eindruck hin nach Luft schnappen lässt. Wie kann es möglich sein, aus zwei so gänzlich verschiedenen und gleichzeitig so klanglich charakteristischen Musikrichtungen ein einheitliches Klangergebnis zu machen? Peter Breiner jedoch kann bereits auf eine erfolgreiche, ebenfalls im Label Naxos erschienene Erstveröffentlichung zurückblicken – die CD 'Beatles go Baroque' entstand im Jahr 1993 und erfreute sich solcher Beliebtheit, dass nun im Jahr 2019 eine ebenso gelungene Fortsetzung erschienen ist. Berühmte Hits der Beatles wie 'Blackbird', 'Yesterday' oder 'I Want To Hold Your Hand' erklingen hierbei im Gewand barocker Concerto-grosso-Manier. Wer sich ein wenig in diesem Genre auskennt, wird schnell die eine oder andere Melodie wiedererkennen, z. B. die 'Vier Jahreszeiten' von Vivaldi, die Brandenburgischen Konzerte von Bach oder sein 1. Violinkonzert. Wer beim Hören der CD versucht, seine Hörgewohnheiten außer Acht zu lassen und sich möglichst unvoreingenommen auf die Musik einzulassen, wird musikalisches Neuland entdecken, das ihm sowohl die Beatles als auch die Barockkomponisten in einem anderen, ungeahnten Licht präsentiert – eines, das sicherlich völlig anders ist als die Originalmusik, aber auch gerade deswegen etwas Neu- und damit Einzigartiges, Unvergleichliches bietet.
Virtuosität und Spielfreude
Unabhängig davon, ob man das klangliche Ergebnis dieser ungewöhnlichen Verschmelzung befürwortet oder ablehnt, steht die Leistung der beteiligten Musiker außer Frage. Von Anfang an durchzieht die Aufnahme ein Ausmaß an Leidenschaft und Energie, das den Hörer mitreißt und seine Neugierde entfacht. Während in erster Linie die Instrumente des Streichorchesters beteiligt sind, stechen besonders bei der Mischung aus Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 2 und den Songs 'Nowhere Man', 'While My Guitar Gently Weeps' und 'Ob-La-Di, Ob-La-Da' die Solo-Blasinstrumente Flöte, Trompete und Oboe in erfrischender Weise hervor, ebenso wie die Solo-Violine, die ohnehin in manchen Stücken einen besonderen Part übernimmt. Sie ist es, die in Stücken wie 'Blackbird' und 'I Want To Hold Your Hand' die Melodie spielt, was im ersten Fall melancholisch, nachdenklich und auch wehmütig klingt, im zweiten Fall jedoch einen einzigartigen klanglichen Charme mit sich bringt, zumal es der Violine spielend möglich ist, zahlreiche Verzierungen einzubauen, die die Eleganz und Anmut der Melodie noch mehr hervorheben.
Abschließend bleibt zu sagen: Wer die CD in der Erwartung hört, die Musik der Beatles bzw. jene von Bach oder Vivaldi zu hören, so wie er sie kennt, wird sicherlich enttäuscht werden. Wer sich jedoch überraschen lassen will und seine Ohren auf unbekanntes klangliches Terrain vorbereitet, das weder die Beatles noch die Barockkomponisten lediglich kopiert, dürfte musikalisch auf seine Kosten kommen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Beatles go Baroque 2: Orchester Peter Breiner |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313407873 |
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Bach, Johann Sebastian |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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