
Max Reger: Orgel works Vol.6 - Gerhard Weinberger, Orgel
Große und kleine Dimension
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Gerhard Weinberger beweist seine Meisterschaft in Regers monumentalem Opus 127 wie in den feinen Choralvorspielen.
Für Regers große Introduction, Passacaglia und Fuge e-Moll op. 127 hat Gerhard Weinberger das ‚Mannheimer Wunderwerk‘, die Steinmeyer-Orgel (1911) der dortigen Christuskirche gewählt. Das Instrument war schon 1920 legendär, und es spiegelt perfekt den orchestral-symphonischen Effekt, den Regers rund halbstündige Komposition machen kann. Weinberger erkundet die große Vielfalt der Möglichkeiten des bis 2018 grundlegend restaurierten Instrumentes – ist hierzu doch gerade die Passacaglia mit nicht weniger als 26 Variationen über das Bassthema mehr als nur vorzüglich geeignet (gleiches mag Reger intendiert haben, als er die Komposition 1913 zur Einweihung der Orgel der Jahrhunderthalle Breslau schuf).
Weinberger, der zu den renommiertesten Reger-Organisten unserer Zeit zählt, hat in seinem Leben vielfach das ganze Reger-Organiversum durchschritten und findet für Opus 127 so einen Ton, der doch ganz anders ist als etwa jener, den er für die Phantasien und Fugen op. 46 oder 57 oder die Choralphantasien op. 27, 30, 40 und 52 gefunden hatte. Nicht zuletzt bedingt durch die transparente SACD-Aufnahmetechnik hat Weinbergers Opus 127 eine Klarheit, die der Komponist seinerzeit für so spezifisch in diesem Werk sah, ‚die ‚Frucht Meiningens‘‘ (d. h. seiner Tätigkeit als Hofkapellmeister, während der er die Feinheiten einer breiten Orchesterpalette bis ins Detail erkundete).
Spirituelle Qualitäten
Ergänzt wird das Mannheimer Programm durch drei Orgelstücke aus der 1902 und 1904 entstandenen Sammlung op. 80 und acht 1900-02 entstandene Choralvorspiele aus op. 67 und op. 79b (leider ist hier der sonst vorzügliche Booklettext in der Darstellung etwas verkürzend). Hier wie dort nutzt Weinberger die vielfältigen Möglichkeiten der Mannheimer Orgel und vermittelt die organistischen wie die spirituellen Qualitäten der Kompositionen in schöner Vollkommenheit. Die drei Stücke aus op. 80 setzen einen substanziellen Akzent an den Schluss der ersten SACD.
Auf der zweiten SACD bietet Weinberger, gerahmt und strukturiert durch Präludien, Fugen und Postludium ohne Opuszahl aus 1900-03, die dreißig Choralvorspiele op. 135a, die Reger in den ersten Monaten des Weltkrieges nicht zuletzt für die damaligen Kriegsandachten schuf. Die verinnerlichte Spiritualität, die Reger in jener Zeit erkundete und die ihn nach vielen Jahren der Pause zu Choralvorspielen zurückkehren ließ, resultiert keineswegs in grundsätzlich schlichteren Kompositionen – vielmehr fordert Reger auch hier, wenngleich ‚en miniature‘, sorgfältigste Vorbereitung und Realisierung. Weinberger spielt hier auf einer 1913 entstandenen, bis 2012 restaurierten dreimanualigen Bittner-Orgel in St. Walburga in Beilngries bei Eichstätt, deren beachtliche Größe den formgebundenen Stücken Kraft und Tiefe verleiht, die aber auch feiner Pianissimo-Nuancen fähig ist.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Max Reger: Orgel works Vol.6: Gerhard Weinberger, Orgel |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 2 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
761203753925 |
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Reger, Max |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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