
Mahler, Gustav: Sinfonie Nr. 1 in D-Dur - Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons
Klanglicher Reichtum
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks glänzt mit Mahler.
Im Jahr 2007 entstand der vorliegende Live-Mitschnitt aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz von Mahlers Symphonie Nr. 1 D-Dur, am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks stand dessen schon damals amtierender Chefdirigent Mariss Jansons. Gespielt wird die heute überwiegend gängige Fassung ohne 'Blumine'. Den Beinamen 'Titan' hatte Mahler seinem Erstling dieser Gattung vorübergehend hinzugefügt, ihn dann aber später wieder verworfen. Nach Einführung des bunten Allerlei imitierter, präzise intonierter und herrlich charakteristisch eingefärbter Naturlaute erheben sich im Kopfsatz mit edler Wärme die Cello-Stimmen, um alsbald filigran geschichtet in komplexere Regionen von ganz anderem klanglichem Kaliber vorzudringen. Jansons peilt mit weitsichtig aufgebauten Steigerungen die groß angelegten Tutti-Sphären an und lässt die robusten Blech-Spitzen grell aufscheinen.
Unverzerrte Klarheit
Die Staccato- und Marcato-Bezeichnungen haben Biss, ohne künstlich aufgesetzt zu wirken. Wo Mahler die schwierige Aufgabe ‚alle Betonungen zart‘ stellt, bekommt Jansons das mit geschickt gesetzten Artikulationsspitzen hin. Seine Phrasierung wirkt schwungvoll und entwickelt einen kontinuierlichen Fluss. Bis zu vierfach vorgeschriebene dynamische Anweisungen sind bei Mahler keine Seltenheit – das BRSO hat mit seiner Klasse keinerlei Mühe, derlei subtile Abstufungen darzustellen. Agogische Beschleunigungen entwickeln geballte Zugkraft, notierte Ritardandi werden überlegt verwaltet. Der zwischenzeitliche Flageolett-Dauerzustand in den Streicherstimmen bleibt bemerkenswert unverzerrt klar. Der tänzerisch-derbe zweite Satz versprüht originellen Spielwitz, die Phrasen des Trios sind weich gefedert. Energische Entschlossenheit trifft auf klug dosierte, musikalisch konstruktive Verzögerungen.
Selbsterklärend
Die einzelnen Instrumentalisten des BRSO erweisen sich als gewohnt souveräne Meister ihres Fachs. Das gilt exemplarisch für das exzellent ausformulierte, im Trio des zweiten Satzes angestimmte Horn-Motiv oder die knurrenden Fagott-Linien zu Beginn des dritten Satzes. Jansons hat keine Probleme, gleichermaßen einen Zugang zur hintersinnig parodistischen wie zur schicksalsschwer ernsten Seite der Musik zu finden. Die volksliedhafte Melodik lässt er sich selbstbewusst fordernd behaupten. Im Schlusssatz öffnen sich nochmals alle Klangschleusen, ohne dabei zu lärmen, abruptes Ritenuto setzt markante Zäsuren. Das kantable Streichermotiv hat samtweiches Timbre, zur finalen Apotheose surft das BRSO mit blecherner Schärfe auf einer zwingend mitreißenden Klangwelle. Zum besseren Verständnis für damals überforderte Zuhörer hatte Mahler zwischenzeitlich dezidierte programmatisch erläuternde Hinweise ausgearbeitet, die er dann allerdings wieder zurückzog. Mariss Jansons sind diese mit Sicherheit geläufig – ohnehin hat man aber das Gefühl, er bräuchte sie gar nicht, so selbsterklärend und voller klanglichem Reichtum wirkt seine Interpretation.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mahler, Gustav: Sinfonie Nr. 1 in D-Dur: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
BR-Klassik 1 06.09.2019 054:25 2007 |
Medium:
EAN: BestellNr.: Booklet |
CD
4035719001792 900179 |
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Mahler, Gustav |
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"GUSTAV MAHLER SYMPHONIE NR. 1 D-DUR Eigentlich ist schon in der Ersten Symphonie alles da, was ihn charakterisieren wird; hier schon klingt seine Lebensmelodie an, die er zur höchsten Entfaltung bringt: Die Hingabe an die Natur und Todesgedanken, so urteilte Komponistenkollege Schönberg über den Symphoniker Gustav Mahler (18601911). Diese Lebensmelodie fand Mahler jedoch schon vor seinem symphonischen Erstling, nämlich in den Liedern eines fahrenden Gesellen, die er zum Teil in seiner Ersten Symphonie wiederverwendete einem Werk, das bei seiner Uraufführung 1889 in Budapest zunächst nicht den erhofften Erfolg erzielte. Bei weiteren Aufführungen fügte Mahler ihm deshalb programmatische Erklärungen und den Titel Titan hinzu. Seinen Siegeszug in die Konzertsäle der Welt trat die Symphonie schließlich ohne Titel, Programm und unter Verzicht auf einen Bluminenkapitel betitelten Teil als viersätziges Werk an. Die Symphonien des österreichischen Komponisten an der Schwelle der musikalischen Moderne gehören seit der Begründung der Mahler-Tradition beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Beginn der 1960er Jahre durch Rafael Kubelík zum festen Repertoire des Klangkörpers. Bei der nun von BR-KLASSIK neu vorgelegten Aufnahme von Mahlers Erster Symphonie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung seines Chefdirigenten Mariss Jansons von 2007 handelt es sich insofern um eine CD-Premiere, als dass diese Aufnahme bislang lediglich als Bonus-CD innerhalb der Hörbiografie über Gustav Mahler Welt und Traum (BR-KLASSIK 900901) veröffentlicht wurde. Die Neuveröffentlichung (BR-KLASSIK CD 900179) richtet sich also in erster Linie an all jene, die Mahlers Erste Symphonie unter der Leitung von Mariss Jansons erleben, und die das Orchesterwerk separat ohne Hörbiographie erwerben möchten. " |
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BR-Klassik Herausragende Musikaufnahmen der drei Klangkörper des Bayerischen Rundfunks werden unter einer gemeinsamen Marke den Musikfreunden angeboten. Das Label heißt BR-KLASSIK. Zum Start sind acht Tonträger sowie eine DVD am 18. September 2009 veröffentlicht worden. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 150 Aufnahmen. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks genießen sowohl in der Region als auch international einen außergewöhnlichen Ruf in Bezug auf Qualität, künstlerische Kreativität und die Vermittlung von klassischer Musik. Im Konzertsaal und in Hörfunk- und Fernsehübertragungen sind die drei Klangkörper regelmäßig zu hören. Herausragende Konzerte, besonders gelungene Interpretationen und selten zu hörende Werke werden nun unter der gemeinsamen Marke BR-KLASSIK auf dem hauseigenen Label dokumentiert. Das CD-Label BR-KLASSIK ist organisatorisch bei der BRmedia Service GmbH angesiedelt, dem für die Zweitverwertungen zuständigen Tochterunternehmen des Bayerischen Rundfunks, und wird von Stefan Piendl als Label-Manager geleitet. Mit ihm konnte der Bayerische Rundfunk einen erfolgreichen, externen Experten mit umfassender, internationaler Erfahrung für die Mitwirkung an seinem neuen Label BR-KLASSIK gewinnen. In der Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE bringt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks historische Aufnahmen des Labels zu Gehör. Z.B. war an zwei denkwürdigen Konzertabenden die Pianistin Martha Argerich zu Gast, 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 unter Seiji Ozawa. Im Vertrieb werden die Neuerscheinungen von BR-KLASSIK weltweit durch NAXOS betreut. Damit ist eine bestmögliche Präsenz auf allen wichtigen internationalen Märkten gewährleistet. Zu einer modernen Vertriebsstruktur gehört selbstverständlich auch die Möglichkeit des digitalen Downloads über Musikportale wie iTunes, Spotify u.a.. Auch dieser Vertriebsweg wird über die Firma NAXOS erschlossen. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit Tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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