
Giovanni Girolamo Kapsperger: Intavolutara di chitarone - Jonas Nordberg, Theorbo
Gezupfte Größe
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Es ist ein höchst lebendiges Porträt der zauberhaften Musik Kapsbergers: Jonas Nordberg ist auf der Theorbe ein bemerkenswert klangorientierter Interpret.
Giovanni Girolamo Kapsberger (ca. 1580–1651) avancierte im Rom der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einer prägenden Größe des musikalischen Lebens; neben dem Tastenmeister Girolamo Frescobaldi war es Kapsberger, der für die Welt des gezupften Tons ähnliche Eminenz beanspruchen konnte. Er trat, ganz einem ambitionierten Selbstverständnis verpflichtet, mit gedruckten Sammlungen seiner Musik selbstbewusst hervor – Konvolute, die seine Kunst bis heute gültig dokumentieren und seinen musikhistorischen Rang unterstreichen. Auf der aktuell bei BIS erschienenen Platte des schwedischen Theorbisten Jonas Nordberg sind es Auszüge aus zweien der Tabulatur-Drucke: Das erste Buch wurde 1604 in Venedig gedruckt, das vierte, aus dem hier gleichfalls substanzielle Teile erklingen, 1640 in Rom.
Die Sätze beider Sammlungen zeigen Kapsberger als Meister der weit ausgreifenden, betont frei räsonierenden Toccata; hinzu treten Passacaglien, deren strengen Formverlauf er ein offenkundiges Maximum an Varietät abzugewinnen versteht – linear immer wieder merkwürdig gebrochen, rhythmisch und vor allem harmonisch geradezu kühn in ihrer Wirkung. Es gibt Sätze von leichterer Wirkung, wie Gagliarden oder eine hochvirtuose Corrente. Die 'Aria di Fiorenza' greift in etlichen Variationen den Abschlusstanz der historisch gewordenen Intermedien Emilio de Cavalieris anlässlich der Florentiner Fürstenhochzeit von 1589 auf. Dazu sind echte Charakterstücke zu hören, die durchaus auch der Gegenwart bekannt sind – wie die 'Toccata Arpeggiata', eine charaktervolle Battaglia und vor allem ein Satz, der schlicht mit den Namen des Komponisten als 'Kapsberger' betitelt ist.
Klangorientiert und mit Substanz
Der junge schwedische Theorbist Jonas Nordberg spielt auf dem klangprächtigen, bemerkenswert ausgewogen registrierten Jönsson-Nachbau einer 14-chörigen Tieffenbrucker-Theorbe, die voluminös im Klang ist, substanzreich und vollkommen gerundet in ihrer Wirkung. Nordberg formt einzelne Sätze zu kleinen musikalischen Zusammenhängen, beinahe Suiten, und verleiht ihnen damit zusätzlich innere Logik und Deutungspotenzial. Und er unterstreicht das mit seinem ungemein plastischen Spiel, das reich an Klanggestalten ist, zuzeiten mit geradezu sanglichen Qualitäten prunkt. Nordberg ist ein begnadeter Techniker, der sich auf dieser mehr als soliden Basis ganz seinem durchaus nicht kleinen Ausdruckswillen öffnen und hingeben kann. Die Tempi fließen frei, drängen gelegentlich, dann in deutlicher Zeichnung eines auch dynamisch erstaunlich kontrastreichen Zugriffs, der klare Profile herauszuarbeiten geeignet ist. All diese Qualitäten korrespondieren mit einem ungemein wachen, konzentrierten Klangbild, das glasklar ist und doch von angemessener Räumlichkeit geprägt: Kammermusik von Substanz und mit Luft zum Atmen.
Es ist ein höchst lebendiges Porträt der zauberhaften Musik Kapsbergers: Jonas Nordberg ist auf der Theorbe ein bemerkenswert klangorientierter Interpret. Und er erweist sich als unbedingt beachtenswerte Stimme der jüngeren Generation historischer Zupfinstrumente.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Giovanni Girolamo Kapsperger: Intavolutara di chitarone: Jonas Nordberg, Theorbo |
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Label: Anzahl Medien: |
BIS Records 1 |
Medium:
|
CD SACD
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Kapsberger, Giovanni Girolamo |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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