
Brahms, Johannes: Complete Intermezzi - Evgeni Koroliov, Klavier
"Wiegenlieder meiner Schmerzen"
Label/Verlag: Tacet
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Evgeni Koroliovs Interpretationen sämtlicher Brahms-Intermezzi hinterlassen gemischte Eindrücke.
Das Label Tacet hat Evgeni Koroliov eine eigene CD-Serie gewidmet, die dem Hörer einen interessanten Querschnitt aus dem breiten Repertoire des russischen Pianisten bieten. Gegenstände des vorliegenden Volumes 21 bilden sämtliche Intermezzi von Johannes Brahms, die 2019 als Doppel-CD herausgegeben wurden. Das vorläufige Urteil fällt gemischt aus: Zweifellos gelingen Koroliov wunderbar eindringliche Momente der Darbietung, wie etwa in den drei Intermezzi op. 117 („Wiegenlieder meiner Schmerzen“, so Brahms). Interpretatorische Höhepunkte bilden die Intermezzi op. 118, Nr. 1, 4 und 6.
Für den Großteil der übrigen Stücke bleibt hingegen der Eindruck zurück, dass insbesondere die Wahl allzu gesetzter bis schleppender Tempi nicht gerade dazu beiträgt, die von Brahms tonal, rhythmisch und metrisch changierend angelegten Klavier-Monologe angemessen darzustellen. Die Langsamkeit der Interpretationen Koroliovs wirkt mitunter äußerst statisch und übertüncht die so reiche Entwicklungslogik der Stücke mit all ihren dissonanten Härten, kontrapunktischen Finessen und metrischen Vexierspielen. Hört man vergleichend etwa die ältere Referenzaufnahme Wilhelm Kempffs, so merkt man sogleich, wie stark allein eine etwas schnellere Tempowahl dazu führt, den natürlichen „Flow“ der Werke hervorzuheben.
Am Ende fällt die Bewertung also verhalten aus: Denjenigen, die noch nicht viele Aufnahmen der Intermezzi kennen, werden die Beiträge Koroliovs sicherlich gefallen. Wer aber bereits einige Erfahrungen mit Einspielungen anderer großer Brahms-Pianisten hat, wird hier aus den genannten Gründen einiges vermissen.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms, Johannes: Complete Intermezzi: Evgeni Koroliov, Klavier |
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Label: Anzahl Medien: |
Tacet 1 |
Medium:
EAN: |
CD
4009850025603 |
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Brahms, Johannes |
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Tacet Das Wort TACET kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "er/sie/es schweigt". Es steht in den Noten, wenn ein Musiker für ein ganzes Stück nichts zu spielen hat. In einem solchen Fall steht in den Noten "TACET". Ein paradoxer Name für eine Plattenfirma? Der Produzent des Labels, Andreas Spreer, liebt das Paradox. Im April 1989 gründete der Diplom-Tonmeister die Musikfirma TACET in Stuttgart/Germany. Seither produziert TACET Musik für höchste Ansprüche auf den verschiedensten Tonträgern (CD, LP, SACD, DVD-Audio, Blu-ray). Von Beginn an erhielten die Aufnahmen herausragende Rezensionen und höchste Auszeichnungen (u. a. mehrere Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik, Cannes Classical Award, Echo, Diapason d'or, Grammy-Nominierung und viele mehr; stöbern Sie ein wenig in den Kritiken auf den Produktseiten), aber was noch wichtiger ist, sie erfreuen sich größter Beliebtheit beim Publikum. Dabei ist noch kein Ende abzusehen: Die Zahl der TACET-Fans wächst immer weiter. Woher kommt dieser langandauernde große Erfolg? Vielleicht liegt es daran: TACET arbeitet konsequent an der Synthese von zwei Ebenen, die häufig als sehr unterschiedlich oder sogar gegensätzlich angesehen werden: dem musikalischen Gehalt und der aufnahmetechnischen Qualität. Als Begriff, der sowohl die musikalischen als auch die aufnahmetechnischen Vorzüge der TACET-Aufnahmen umfasst, bietet sich das Wort "Klang" an. Klang entsteht in einem Instrument, der Musiker bringt ihn daraus hervor, doch ob gewollt oder nicht - die nachfolgenden Apparaturen und Personen beeinflussen den Klang auch. Wenn alle Beteiligten, Musiker, Instrumente, Raum, Aufnahmegeräte und "Tonbearbeiter" gut zusammenpassen bzw. zusammenarbeiten, wächst in der Mitte zwischen ihnen wie von selbst etwas Neues empor, das dem Wesen einer Kompositon sehr nahe kommt. Davon handelt unser Slogan "Der TACET-Klang - sinnlich und subtil". "This is one of the best sounding records you'll ever hear" schrieb das US-Magazin "Fanfare" über die TACET-LP L207 "oreloB". György Ligeti äußerte über die Kunst der Fuge "... doch wenn ich nur ein Werk auf die "einsame Insel" mitnehmen darf, so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, doch bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.". "Entscheidend aber ist die Gemeinsamkeit des Geistes. Die Auryn-Leute beseelt die gleiche Kunstgesinnung..." (Rheinische Post). Stöbern Sie ein wenig in den Kritiken auf den Produktseiten oder noch besser hören Sie sich TACET-Aufnahmen an und überprüfen, was die Kritiker schreiben. Bei uns darf Musik all das anrühren und ausdrücken, was das Leben ausmacht. Sie erlaubt dem Hörer Gefühle zu empfinden, ohne sentimental zu werden. Sie kann witzig sein und zum Lachen bringen. Sie kann auf ehrliche Weise "romantisch" sein, ohne den Hörer in einen Kaufhausmief von Wohlfühlklängen zu versenken. Sie darf in unendlichen Variationen geistreich sein. Sie darf zum Denken und zum Erkennen anregen, ohne musikalische Vorbildung zu erfordern. Sie darf effektvoll sein und um die Ohren fliegen, wenn es dem Wesen der Werke entspricht. Sie kann Revolutionen im Kopf auslösen, ohne ein einziges Wort. Sie kann widersprechen und korrigieren. Musik kann Verzweiflung wecken, aber auch trösten. Und und und. Die vollständige Liste wäre endlos. Der TACET-Inhaber und -Gründer Andreas Spreer erhielt u. a. die Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik. Mehr Info... |
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