
Bartok, Bela: The Wodden Prince, The Miraculous Mandarin - Helsinki Philharmonic Orchestra, Susanna Mälkki
Der finno-ugrische Prinz
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Insgesamt eine überzeugende Interpretation der beiden Bartók-Ballette, denen ein wenig mehr Schmackes jedoch nicht geschadet hätte.
Die finnische und die ungarische Sprache gehören bekanntlich zur gleichen Sprachfamilie. Ob die eher grammatikalischen als lexikalischen Ähnlichkeiten dem Helsinki Philharmonic Orchestra bei der Interpretation von Béla Bartóks Tanzpantomime 'Der holzgeschnitzte Prinz' von 1917 geholfen haben, wird sich freilich kaum nachweisen lassen. Dies zumal das rund 50 Minuten umfangreiche Ballett zwar reichlich tänzerischen Schwung aufweist, dabei jedoch weniger folkloristische Züge zeigt als andere Werke des ungarischen Nationalkomponisten der Moderne. So oder so aber ist dem finnischen Traditionsorchester unter seiner aktuellen Chefdirigentin Susanne Mälki eine ansprechende Deutung gelungen, die auf dieser hybriden SACD durch die Konzertsuite des wenige Jahre später entstandenen 'Wunderbaren Mandarins' op. 19 ergänzt wird.
Übersicht statt Expressivität
Schon im organisch aus dem Nichts anwachsenden Crescendo der Introduktion des 'Prinzen' wird deutlich, dass Susanna Mälki hier weniger den Bürgerschreck Bartók mit seinen drastischen Modernismen in den Vordergrund stellt, sondern eher den raffinierten Instrumentator und Erschaffer orchestraler Tableaus. Besonders im Surroundmodus reiht sich so ein farblich schillerndes Szenario an das nächste, sodass der Hörer sich immer wieder verblüfft fragt, wie Bartók die orchestrale Bühne derart mit ungeahnt sinnlichen Instrumentalkombinationen zu füllen versteht. Ermöglicht wird dies in erster Hinsicht durch Mälkis souverän ausbalancierte Gestaltung, durch die jeder Instrumentengruppe und jedem Solo genug Platz eingeräumt wird, sowie durch das Klangbild, das den imaginären Sitz des Hörers im Helsinki Music Centre in übersichtlicher Distanz vom Orchester verortet. Vergleicht man Mälkis Zugriff jedoch mit dem eines Zoltán Kocsis oder Iván Fischer, beide mit renommierten ungarischen Klangkörpern, merkt man jedoch, dass dieser ‚Logensitz‘ eine gewisse Einbuße an Expressivität mit sich bringt.
Wo die Lesart der Ungarn auch vor der Forcierung von Bartóks drastischen Modernismen nicht zurückscheut, bleibt es beim Helsinki Philharmonic Orchestra eher zurückhaltend bis zahm. Anders als in der 'Mandarin'-Suite bleiben im 'Prinzen' auch die Violinen im Tuttiklang gegenüber den Holz- und Blechbläsern zu blass. Gleichwohl agiert das Orchester stets wach und vollzieht dank Mälki die zahlreichen rhythmischen Verschiebungen, Schlenker und Wendung stets mit, sodass die tänzerische Komponente in beiden Werken nie zu kurz kommt. Insgesamt also eine überzeugende Interpretation der beiden Bartók-Ballette, denen ein wenig mehr Schmackes jedoch nicht geschadet hätte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bartok, Bela: The Wodden Prince, The Miraculous Mandarin: Helsinki Philharmonic Orchestra, Susanna Mälkki |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
BIS Records 1 02.05.2019 |
Medium:
EAN: |
CD SACD
7318599923284 |
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Bartók, Béla |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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