
Logroscino, Nicola: Stabat Mater, Concerto per flauto traverso, Cantata - Talenti Vulcanici, Stefano Demicheli
Erkundenswertes Süditalien
Label/Verlag: Arcana
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nicola Logoscino bereichert die Musikgeschichte Neapels und Sizilens.
Nicola Logroscino (1698–1764) gehört selbst unter den Eingeweihten nicht gerade zu den bekanntesten ‚Kleinmeistern‘ der neapolitanischen Musikszene der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er hatte am dortigen Konservatorium seine Ausbildung genossen und war von 1728 bis 1731 Organist des Erzbischofs von Conza. In den folgenden Jahren profilierte er sich als Komponist vornehmlich komischer Opern in Neapel und wechselte 1758 als Kapellmeister an das Konservatorium von Palermo, ein einträglicher Posten, der ihm (wie auch Baldassare Galuppi) anspruchsvolle Kompositionsaufträge einbrachte. Die vorliegende CD erkundet drei Aspekte von Logroscinos Schaffen – die Solokantate, das Konzert und die geistliche Musik.
Ergreifend
Das Stabat Mater in Es für zwei Solostimmen und Streicher und Basso continuo entstand 1760 und zeigt einen reifen Komponisten, der trotz gewisser theatralischer Gesten zu ergreifen weiß. Leider aber mischen sich die Stimmen von Giulia Semenzato (Sopran) und Raffaele Pe (Countertenor) nicht hinreichend, und auch von der Stimmproduktion stehen sie der vorgestellten Musik im Grunde eher fern; Pe verfügt über eine ‚trompetenhafte‘, zumeist eher monochrome Stimme, und Semenzatos Darbietung ist für das Werk immer wieder zu dramatisch aufgeladen. Auch die Talenti Vulcanici unter Stefano Demicheli kann man nicht gerade als Italiens bestes historisch informiertes Ensemble bezeichnen – zu hemdsärmelig ist gelegentlich die instrumentale Arbeit. Dass dem nicht immer so sein muss, beweist das Flötenkonzert G-Dur aus den 1720er-Jahren – ein frisches, attraktives Werk, das die Talente der Talenti Vulcanici wie jene des Solisten Marcello Gatti bestens zur Geltung bringen.
Die Kantate 'Ecco l‘ara, ecco il nume' g-Moll (im Booklettext ohne Datierung) bringt Semenzatos dramatische Fähigkeiten gut zur Geltung – auch wenn diese vom interpretatorischen Ansatz her wenig historisch informiert sind. Doch auch die Instrumentalisten verfallen hier wieder in die interpretatorischen Unarten, die sie auch im Stabat Mater an den Tag gelegt haben; das klingt mehr nach Interpretationen der frühen 1980er-Jahre als nach heutigem State of the art. Wen dies nicht stört, kann einen Komponisten entdecken, der – auch in der traditionell gebundenen Komposition des Stabat Mater für zwei Singstimmen und Begleitung – eine durchaus eigene Farbe zeigt, die unsere Kenntnis der italienischen Musikgeschichte im 18. Jahrhundert wieder einmal um eine weitere Facette erweitert.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Logroscino, Nicola: Stabat Mater, Concerto per flauto traverso, Cantata: Talenti Vulcanici, Stefano Demicheli |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Arcana 1 03.05.2019 |
Medium:
EAN: |
CD
3760195734551 |
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