
Elgar, Sir Edward: String Quartet, Piano Quintet - Brodsky Quartet, Martin Roscoe
Selbstverloren
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der neuen Einspielung von Elgars später Kammermusik mangelt es an wirklichem Interesse am Notentext.
Von Edward Elgars Kammermusik sind nur die letzten drei substanziellen Werke aus den Jahren 1918/19, die Violinsonate e-Moll op. 82, das Streichquartett e-Moll op. 83 und das Klavierquintett a-Moll op. 84 einem größeren Publikum bekannt, obschon das Werkverzeichnis seit 1877 eine große Menge kleinerer und größerer Werke listet, diverse von ihnen unvollständig oder unveröffentlicht. Klavierquintett und Streichquartett werden gerne auf einer CD gekoppelt, und viele der Einspielungen sind von beachtlicher Qualität. Die Neueinspielung mit dem Brodsky Quartet verfügt über eine überraschende Koinzidenz – das Streichquartett ist dem damaligen Brodsky Quartet gewidmet, das natürlich mit den 1972 neugegründeten Ensemble nichts gemein hat.
Voller Verve
Leider bedeutet der große Name nicht, dass wir es hier mit Referenzeinspielungen des vielfach vorgelegten Repertoires zu tun haben. Ganz ohne Frage, wir haben hier sehr gute Musiker, die sich voller Verve auf ihre Aufgabe stürzen. Aufnahmetechnisch ausgezeichnet und mit sehr guten Booklettexten, ignoriert das Ensemble aber nicht nur im Streichquartett allzu häufig Elgars Angaben, sowohl was Tempo- als auch was Dynamikangaben angeht. Elgar fordert nicht selten scharfe dynamische Kontraste und verbietet jedwedes ‚romantisches Trödeln‘ – und im direkten Vergleich gehören die Brodskys zu jenen, die sich mit am meisten Zeit lassen. Auch sonst haben viele Interpreten diese Besonderheit von Elgars Spätstil nicht wirklich ausgespielt, den Notentext vielmehr bei allem Engagement in einer Art geglätteter Form dargeboten, und dennoch sind viele Interpreten der Vergangenheit denn doch näher am Notentext als die hier vorliegende Neuveröffentlichung.
Auch beim Klavierquintett ist die Balance zwischen Streichern und Klavier vielfach zwar gut gemeint, das Ensemble herrlich aufeinander bezogen, aber gleichfalls nicht immer mit einem scharfen Blick auf den Notentext, sondern vielmehr nicht selten denn doch zu Gunsten der Streicher verschoben. Es gibt Momente, in denen das Klavier hervortreten soll (Martin Roscoe), und umgekehrt solche, in denen die Streicher prominenter sein sollen; leider ist diese Balance etwas egalisiert. Überdies sind auch hier Elgars Tempoangaben nicht wirklich ernst genommen. Ein wenig fragt man sich, warum das Label Chandos ein weiteres Mal an dieses doch insgesamt reichlich verfügbare Repertoire berücksichtigt und sich nicht einmal Elgars bislang zahlreichen aus verschiedenen Gründen nicht erkundeten Kammermusikwerken widmet. Das wäre in Punkto Repertoirewert wahrscheinlich um ein Vielfaches verdienstvoller.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Elgar, Sir Edward: String Quartet, Piano Quintet: Brodsky Quartet, Martin Roscoe |
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Label: Anzahl Medien: |
Chandos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
095115198025 |
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Elgar, Edward |
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Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
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