
Wilms, Johann Wilhelm: Piano Quartets op.22, op.30 - Valentin Klavierquartett
Farbenfroh
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Stilistisch nicht ganz sichere Würdigung zweier wirkungsvoller Klavierquartette des frühen 19. Jahrhunderts.
Spätestens seit der fulminanten Einspielung zweier Sinfonien durch Concerto Köln ist der vornehmlich in den Niederlanden erfolgreiche Beethoven-Zeitgenosse Johann Wilhelm Wilms (1772–1847) kein Unbekannter mehr. Die Frische und Farbigkeit seiner Kompositionen hat schon mehrfach die Kritik zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Die hier vorgelegten Klavierquartette C-Dur op. 22 und F-Dur op. 30 entstanden vor 1808 bzw. 1812, stehen aber Mozart oder Hummel zumeist näher als Beethoven (die langsamen Sätze zeigen, dass Wilms aber keineswegs in die eine oder andere Richtung festgelegt werden kann) – gerade der innovative Zug, der Wilms‘ Position zwischen der Wiener Klassik und der Romantik so spannend macht, ist hier nicht vorhanden. Das bedeutet nicht, dass die beiden viersätzigen Werke nicht von höchster technischer Fertigkeit sind, mit flüssiger Melodieerfindung, reizvollen harmonischen Wendungen und vor allem ausgezeichneter kammermusikalischer Verarbeitung.
Diese reizvolle Musik wird durch das Valentin Klavierquartett mit viel Liebe, aber gelegentlich stilistisch etwas undifferenziert dargeboten. Da gibt es einerseits weitgehenden Verzicht auf Vibrato, andererseits aber auch Tempi, die zu einem historisch informierten Aufführungsstil nicht recht passen. Auch gerät der Klang denn doch allzu häufig etwas dick und nicht ganz durchhörbar, während andererseits die hohen Streicherlagen nicht immer ganz sicher wirken. Vor allem aber haben wir hier eine an der üblichen Art Beethoven zu spielen geschulte Spielweise, mit betont ‚bekenntnishaftem‘ Ton, der das Verständnis der Musik keineswegs unbedingt befördert.
Verfestigte Perspektiven
Bei aller Differenziertheit im Spiel gibt es doch immer wieder Momente, da man sich fragt, wie intensiv die Musiker sich von der tradierten ‚romantischen‘, teilweise fast das Sentimentale streifende Sichtweise lösen können oder ob nicht doch gewisse verfestigte Perspektiven dem intendierten Ziel entgegenstehen; so überzeugen den Rezensenten gelegentlich auftauchende Anklänge an Portamenti ebenso wie eine konsequente Anwendung von wenig/viel Vibrato durch nicht hinreichende Einbindung in den Gesamtduktus der Interpretation nur bedingt. Das Valentin Klavierquartett pflegt einen warmen Mischklang, der von einem nicht zu brillant gestimmten Flügel hörbar profitiert. So haben wir auf jeden Fall sympathische, das Herz erwärmende Interpretationen der beiden Werke, die aber nicht in letzter Konsequenz überzeugen. Solches kann man vom Booklettext nicht sagen, der in seiner Klarheit sowohl was die Einordnung in die Gattungsgeschichte als auch in Wilms‘ Schaffen betrifft vorbildlich ist.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wilms, Johann Wilhelm: Piano Quartets op.22, op.30: Valentin Klavierquartett |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203524723 |
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Wilms, Johann Wilhelm |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
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