
Il giardino dei sospiri - Magdalena Kozena, Collegium 1704, Vaclav Luks
Hochdramatisches im Garten der Seufzer
Label/Verlag: Pentatone Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Magdalena Koená präsentiert gemeinsam mit dem Collegium 1704 unter ihrem Leiter Václav Luks drei hochdramatisch musizierte italienische Kammerkantaten, teilweise als Ersteinspielungen.
Mit dem Album 'Il giardino dei sospiri', 'der Garten der Seufzer' also, präsentiert uns Magdalena Koená gemeinsam mit dem Collegium 1704 unter seinem Leiter Václav Luks italienische Kammerkantaten aus dem 18. Jahrhundert. Die drei Kantaten von Benedetto Marcello, Leonardo Leo und Georg Friedrich Händel, die ursprünglich wohl für eine kleine Schar geladener Gäste in den Palästen adeliger Sponsoren aufgeführt worden sind, werden durch ein Thema miteinander verbunden: Jede Kantate stellt uns vor eine hochdramatische Situation, die mit dem Verlust von und der Trauer um einen geliebten Menschen verbunden ist.
Marcellos 'Arianna abbandonata' erzählt den fassungslosen Schmerz der Arianna, die von Theseus verlassen wurde; in Leos Kantate 'Or ch‘è dal sol difesa' oder 'Angelica e Medoro' erholt sich das Liebespaar von grausamer Verfolgung. Händels 'Qual ti riveggio, oh Dio' HWV 150 erzählt erschütternd von Ero, einer Priesterin der Aphrodite, die den Leichnam ihres geliebten Leandro am Strand findet. Angereichert ist die Aufnahme mit einer Sinfonie von Leonardo Vinci, die die Trauer der Gottesmutter Maria zum Thema hat, der Ouvertüre zu Händels Oper 'Agrippina' (weil der Komponist eine Arie aus der eingespielten Kantate in dieser Oper wiederverwendet hat) und einer Arie von Gasparini. Immerhin: Über 80 Minuten Spielzeit sind da zusammengekommen.
Enormer Schwung
Und es ist keine Minute zu viel, denn es macht große Freude, der Musik zuzuhören, wenn auch vielleicht ein oder zwei ruhigere Stücke der Aufnahme gut getan hätten, damit man etwas ausruhen kann. Die Dramatik ist schon etwas überwältigend. Mit enormem Schwung, sehr direkt, hochenergetisch und mit großem ‚Drive‘ begleitet das Collegium 1704 die Mezzosopranistin. Dabei werden auch die Stücke, die nur für Orchester komponiert worden sind, nie zu grob und hart gespielt, obwohl Václav Luks durchaus seine Freude an effektvollem Musizieren hat und Steigerungen auf Höhepunkte bestens herausarbeitet.
Koená meistert die Dramatik der verschiedenen Frauengestalten bewundernswert. Gegenüber früheren Aufnahmen ist ihre Stimme voller, etwas metallischer, aber nicht härter im Klang geworden, was den eingespielten Kantaten sehr gut tut. Hier leiden, zürnen, verzweifeln und trauern Frauen aus Fleisch und Blut. Die Koloraturen meistert sie nach wie vor brillant, obwohl die Schwierigkeit der gewählten Stücke nicht so sehr auf der anspruchsvollen Technik, sondern eher auf den unterschiedlichen Nuancierungen der zum Ausdruck gebrachten Emotionen liegt. Die Aufnahmequalität lässt nichts zu wünschen übrig, das Booklet bringt eine Einführung und die Texte, aber leider nur auf Englisch und Italienisch.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Il giardino dei sospiri: Magdalena Kozena, Collegium 1704, Vaclav Luks |
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Label: Anzahl Medien: |
Pentatone Classics 1 |
Medium:
EAN: |
SACD
827949072567 |
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Gasparini, Francesco |
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Pentatone Classics PentaTone wurde im Jahr 2001 von drei ehemaligen Leitenden Angestellten der Philips Classics zusammen mit Polyhymnia International (dem ehemaligen Philips Classics-Aufnahmezentrum) ins Leben gerufen.
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