> > > Beethoven, Ludwig van: Triple Concerto, Piano Concerto No.2: Lars Vogt, Maria Joao Pires, Tim Hugh, London Symphony Orchestra, Bernard Haitink
Mittwoch, 29. November 2023

Beethoven, Ludwig van: Triple Concerto, Piano Concerto No.2 - Lars Vogt, Maria Joao Pires, Tim Hugh, London Symphony Orchestra, Bernard Haitink

Haitink dirigiert Beethoven


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Label LSO live nutzt Haitinks Beendigung seiner Dirigentenlaufbahn zur Konservierung außerordentlicher Live-Konzerte. Daran müssen sich neue Einspielungen messen.

Nach 65 Jahren beendete Bernard Haitink seine außergewöhnliche Dirigentenlaufbahn. Das war im September 2019 beim Lucerne Festival am Pult der Wiener Philharmoniker mit Anton Bruckners 7. Symphonie. Plattenlabels nahmen das Ende dieser außergewöhnlichen Dirigentenlaufbahn zum Anlass und gruben mit Blick auf das Beethovenjahr 2020 aus, was zu bewahren lohnt. Dazu zählen Live-Mitschnitte im Barbican Centre in London von Beethovens Tripelkonzert in C-Dur op. 56 in der legendären Aufführung mit den Solisten Gordan Nikolitch (Violine), Tim Hugh (Cello) und Lars Vogt (Klavier) im November 2005 und von Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur op. 19 mit der portugiesischen Pianistin Maria João Pires (Februar 2013). Beide Interpretationen tragen deutlich die Handschrift Haitinks: unaufdringlich, schnörkellos, minutiös ausbalanciert, in jedem Moment ganz im Dienst der Musik. Das macht dieses Tondokument im Reigen der zahlreichen Einspielungen zum Beethovenjahr 2020 so außerordentlich.

Sein Klavierkonzert Nr. 2 komponierte der damals knapp 18-jährige Beethoven noch in Bonn, also vor der Nr. 1. Das Werk veröffentlichte Beethoven jedoch erst, als er in Wien als Pianist auftrat. Stilistisch betrachtet ist das Werk ein Sonderfall. Beethovens Früh- und Spätstil treffen hier aufeinander, denn das Konzert fertigte er um 1788, aber erst 1801 vollendete er es und komponierte 1809 die Kadenz.

Empfindsam

Maria João Pires spürt in ihrer Interpretation dem Konversationszauber des jugendlichen Beethoven nach. Keine überzogenen Tempi, keine überbordende Opulenz, stattdessen Ausloten in einem Maß, das an Intensität nicht zu überbieten ist. Der erste Satz sprüht von in sich ruhender Leichtigkeit und Frische, die Pires auch in der Kadenz beibehält und damit die eigentliche Schwere mildert. Träumerisch zart beginnt Pires den folgenden Variationensatz, ein Adagio. Die Rezitative, versehen mit dem Aufführungshinweis ‚con gran espressione‘, spielt sie mit größtmöglicher Empfindsamkeit, rhythmisch frei atmend, und lanciert dadurch eine spannungsgeladene Konversation mit dem London Symphony Orchestra, das unter Anleitung des zum Zeitpunkt der Aufführung bereits 84-jährigen Bernard Haitink hochsensibel agiert. Solche Momente gelingen nur in Ausnahmeaufführungen. Fein ausmusiziert und virtuos sprühend folgt das Rondo.

Großartige Spielfreude

Die Soloparts im Tripelkonzert hat Beethoven auf die Fertigkeit der Finger seiner Freunde und Gönner zugeschnitten: Erzherzog Rudolph am Klavier, Carl August Siedler an der Violine und der Komponist Anton Kraft am Cello. Entsprechend ungleichgewichtet sind die Anforderungen. Erzherzog Rudolph spielte bescheiden, Anton Kraft war ein brillanter Virtuose, für den sogar Haydn ein Konzert komponiert hatte. So wundert es nicht, dass man das Tripelkonzert oft auch als verkapptes Cellokonzert bezeichnet. Doch nicht nur deswegen attestiert die Wissenschaft diesem Werk Mängel, die hinsichtlich der Entstehungszeit um 1803/04 zeitgleich mit der 'Eroica' schwer nachvollziehbar sind.

An Beliebtheit hat das Werk, das in dieser einzigartigen instrumentalen Solistenbesetzung seinesgleichen sucht, nie eingebüßt. Originelle Themen, überraschende Wendungen, eine gute Mischung zwischen lyrischem Ton und tänzerischer Ausgelassenheit, vital und frisch in jedem Moment, verbreiten vor allem Spielfreude. Dafür sorgen die jungen Solisten. Haitink bietet ihrem Stürmen und Drängen ungehindert Raum und hält mit einem überaus empfindsam agierenden Orchester alles zusammen. So klingt das Tripelkonzert, wenn Jugend und Reife sich musikalisch zusammenfinden.

Die Sorgfalt dieser Edition spiegelt sich auch im Booklet wider. Die Texte sind in englischer, französischer und deutscher Sprache abgefasst. Die Autoren werfen ein Blitzlicht auf Beethoven, bieten mit fundiertem Wissen Einführungen in die Werke und stellen umfassende Hinweise zu jedem Künstler und dem Orchester bereit.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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    Beethoven, Ludwig van: Triple Concerto, Piano Concerto No.2: Lars Vogt, Maria Joao Pires, Tim Hugh, London Symphony Orchestra, Bernard Haitink

Label:
Anzahl Medien:
LSO Live
1
Medium:
EAN:

CD SACD
822231174523


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LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


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