
Berlioz, Hector: Roméo et Juliette op.17 - Orchestre National de Lyon, Leonard Slatkin
Brisant zugespitzt
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine lebendig packende Berlioz-Interpretation ist dem Orchestre National de Lyon mit seiner neuen CD unter Leonard Slatkin gelungen.
Mit einer farbigen, spielerisch äußerst agilen und dramatisch immer wieder brisant zugespitzten CD-Aufnahme von Hector Berlioz‘ dramatischer Sinfonie 'Roméo et Juliette' empfiehlt sich das Orchestre National de Lyon unter seinem letzten Dauer-Chefdirigenten Leonard Slatkin. Lange stand der Anfang der 1970er Jahre von Serge Baudo aufgebaute ‚große‘ Lyoner Klangkörper, als sich das Lyoner Opernorchester unter Sir Eliot Gardiner mit seiner transparenten Spielkultur selbstständig machte, im Schatten dieses Orchestre de l‘Opéra de Lyon. Emmanuel Krivine, David Robertson und zuletzt – vor dem Amerikaner Slatkin – der feinsinnige deutsche Eurasier Jun Märkl pflegten im Auditorium Maurice-Ravel ohne viel Aufsehen das große sinfonische Repertoire mit dem verbliebenen Konzertorchester.
In der 2014 eingespielten, jetzt bei Naxos erschienen Shakespeare-Doppel-CD besticht das Orchestre National de Lyon mit einem griffigen, flüssigen und transparenten Klangaufriss. Die in der Liebesszene der dramatischen Sinfonie vielfach geteilten Streicher spielen voller Intonationskraft. Betörende Klänge werden vollmundig ausgesungen. In der Trauerszene Romeos überzeugt der präzise rhythmische Duktus der Triolen und der punktierten kleinen Werte. Feinste Klanggewebe werden gesponnen. Die Berliozschen Mischlänge sind ausgewogen balanciert. Klangtechnisch ist das alles akkurat hörbar gemacht.
Pathetische Versöhnung
Präzise gestanzt erlebt man die knatternden Triolen der kämpfenden Parteien der Montagues und Capulets. Straff und grell, vielleicht zu gellend ausmusiziert, gerät der Trauermarsch im dritten Teil. Volle Breitseiten mobilisieren Slatkin und sein voller Lyoner Konzertorchester-Apparat zum abschließend pathetisch aufgeblendeten Versöhnungsschwur. Flüssig und elegant bleibt das Musizieren in den Scherzo-Episoden der Fee Mab. Spielerische Leichtigkeit dominiert hier allenthalben. Voller Feinsinn steuert Slatkin auch die sakralen Trauergesten mit ihren gregorianischen Tonfolgen an. Ergriffene Klagen psalmodiert der behutsam intonierende Choeur de Lyon von Bernard Tétu, dessen Aufwallungen stets kontrolliert getragen bleiben. Seine Versöhnungsaufrufe haben dann am Ende aber bezwingende Durchschlagskraft.
Hier hat auch der Pater Lorenzo von Frédéric Caton in eindringlicher Bass-Diktion große Momente. Voll rhythmischer Leichtigkeit lässt Tenor Julien Behr die Fee-Mab-Erzählung aufblitzen. Elegant phrasiert Marion Lebègue das Mezzo-Strophenlied 'O süsse Wonne' ('Premiers transports'). Hier hätte der leider nur französisch und englisch beigeifügte Begleittext doch einige Erläuterungen zum Einbezug der Fee-Mab-Strophen in die Szenen nach Shakespeare geben sollen.
Agil und launig
Die Romeo-und-Julia-CD aus Lyon enthält noch die beiden ebenfalls um Shakespeare kreisenden Berlioz-Ouvertüren 'Béatrice et Bénédict' und 'Le roi Lear'. Bei letzterer geraten die die Verwirrtheit des exzentrischen Königs ausmalenden eruptiven Turbulenzen doch etwas ruppig, während die Cordelia-Oboensentenzen geschmeidig einfließen. Spielerisch sehr agil, schlagfertig ohne Schärfen und launig gelingt dem Orchestre National de Lyon die Lustspiel-Ouvertüre 'Béatrice et Bénédict' (nach 'Viel Lärm um nichts').
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Berlioz, Hector: Roméo et Juliette op.17: Orchestre National de Lyon, Leonard Slatkin |
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Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313344970 |
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Berlioz, Hector |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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