
Moniuszko, Stanislaw: The Haunted Manor - Choirs and Symphony Orchestra of the Stanislav Moniuszko Academy of Music
Engagiert
Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nichts ist hier beiläufig in dieser Neueinspielung der polnischen 'Nationaloper' 'Das Spukhaus' und trotzdem ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend.
'Straszny dwór' ('Das Spukhaus') gilt als die polnische Nationaloper, obwohl die etwas verworrene Handlung des 1865 uraufgeführten Werkes einer weiteren Verbreitung ebenso entgegenstehen dürfte wie ihr etwas altmodischer Humor. 2019 ist das Bizentenarium von Stanisław Moniuszkos Geburtstag – die vorliegende Live-Montage zweier konzertanter Aufführungen im Mai 2018 bereitete dieses Jubiläum an der nach dem Komponisten benannten Musikakademie in Gdańsk würdig vor. Die solistische Besetzung besteht vornehmlich aus in Polen durchaus bekannten Sängerinnen und Sängern, unter ihnen auch eine international renommierte Interpretin.
Die Handlung kreist um die zwei Soldaten Zbigniew (Stanisław Daniel Kotliński) und Stefan (Paweł Skałuba), die sich wider ihren Willen in die junge Damen Hanna (Anna Fabrello) und Jadwiga (Karolina Sikora) verlieben – eigentlich wollten sie unvermählt bleiben, um jederzeit dem Waffenruf folgen zu können. Kompliziert wird die Situation durch den Vertrauten der beiden Brüder, Maciej (Krzysztof Bobrzecki), ihre Tante, die Truchsessin (Stefania Toczyska), den ‚modegeckischen‘ Juristen Damazy (Ryszard Minkiewicz), der nicht den Vorstellungen des Vaters der beiden Mädchen, des Marschalls (Leszek Skrla), entspricht, und dessen Torwächter Skołuba (Piotr Lempa). Leider überzeugen weder Skałuba noch Kotliński durch jugendliche Frische oder gestalterische Fantasie – der Bariton Kotliński verfügt nicht über das beste Timing und ist häufig um einige Nuancen zu laut, der Tenor Skałuba verfügt über keinerlei freie Höhe (von der viel gefordert wird), so dass jedweder lyrischer Schmelz zu kurz kommt.
Wer ist wer?
Wer wer ist, kann man anhand des Booklets kaum erahnen – ein Libretto fehlt, die Inhaltsangabe reicht nicht aus. Da ist die Unterscheidung zwischen den beiden Schwestern leichter. Die Mezzosopranistin Sikora verfügt über eine große, vibratoreiche Stimme, aber auch hörbare Spielfreude, die Sopranistin Fabrello über gestalterische Frische und vom Primarii-Quartett wohl auch die passendste, gestaltungsfähigste Stimme. So wie Skrla bedauerlich ähnlich intonatorisch undifferenzierte Charakterkunst wie Kotliński bietet, steht Minkiewicz seinem Tenorkollegen Skałuba in allen gesanglichen Mängeln nahe. Überraschend überzeugend gerät der Beginn des dritten Aktes, die große Szene zwischen Maciej und Skołuba – Lempa ist sicher der beste Bassist unter den Solisten, Bobrzecki weiß auch vokal die Buffo-Elemente seiner Partie ohne Übertreibung zu transportieren und gemahnt fast an den legendären Geraint Evans, wenn auch mit ganz anderem Stimmklang. Neben Fabrello kann nur eine weitere Interpretin wirklich positiv überzeugen: die große Stefania Toczyska, die schon 15 Jahre zuvor in der EMI-Studioproduktion mitwirkte, ist, wenn sie auch ein wenig zu leicht in derartiger Gesellschaft wirkt, immer noch überraschend frisch und koloraturengewandt.
‚Viel hilft viel‘, scheint Dirigent Zygmunt Rychert gedacht zu haben und greift, wo immer es geht, ‚in die Vollen‘. Musikalische Raffinesse ist Sache seines jugendlich-unbekümmerten Orchesters und seines Chores nur selten, und so sehr man sich über die Frische, mit der musiziert wird, freuen kann, so reichen diese Zutaten doch nicht, um einen aus der Mode gekommenen Komponisten international ins Gedächtnis zurückzurufen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Moniuszko, Stanislaw: The Haunted Manor: Choirs and Symphony Orchestra of the Stanislav Moniuszko Academy of Music |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
DUX 1 15.02.2019 |
Medium:
EAN: |
CD
5902547015002 |
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DUX Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt. Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles. Mehr Info... |
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