
Telemann, Georg Philipp: Christmas Oratorios - Kölner Akademie, Michael Alexander Willens
Weihnachts-Telemann
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Beseelter, erfüllter, begeisterter kann man diese köstliche Musik von Telemann kaum singen und spielen. Das Weihnachtspräsent von Michael Alexander Willens und seiner Kölner Akademie ist in dieser Saison exzellent geraten.
Die alljährliche Weihnachtsgabe, mit der Michael Alexander Willens und seine Kölner Akademie das Repertoire bereichern und die eigenen Fähigkeiten präsentieren, ist in diesem Jahr ganz Georg Philipp Telemann gewidmet. Im Programm sind drei Oratorien genannte, dramatisch grundierte weihnachtliche Festkantaten aus dem 'Oratorischen Jahrgang' des Kirchenjahres 1730/31 auf Texte von Albrecht Jacob Zell, hier erstmals eingespielt. Die Kompositionen sind ganz den Wünschen des Hamburger Publikums entsprechend gestaltet: Die mild-dramatische Form in der Kirchenmusik mit all den historischen Figuren und vor allem allegorischen Größen, die miteinander in lebhaften Austausch treten, hatte offenbar entschiedene Anhänger. Dazu kommt eine 'Kirchenmusik zum 3. Weihnachtstag' aus der Sammlung 'Musicalisches Lob Gottes' von 1744. Auch das ist eine wunderbare Kantate auf einen Text von Erdmann Neumeister, mit dem Telemann eine langjährige Zusammenarbeit verband.
In allen Kompositionen sind kleinteilige Satzformen zu erleben, mit für Telemann typisch schlicht harmonisierten Chorälen, arios vielfältig, im chorischen Bereich von intensiver Textinspiration und -deutung geprägt. Die Soli sind in das Geschehen mit Eleganz und Eloquenz integriert, selten in dominanter Ausdehnung und Geste. Eine wahrlich bezaubernde, hörbar inspirierte Mischung, die kennenzulernen deutlich lohnt.
Beseelt
Michael Alexander Willens hat dafür ein sehr harmonisches Vokalquartett aus der Sopranistin Monika Mauch, der Altistin Nicole Pieper, dem Tenor Georg Poplutz und dem Bass Klaus Mertens formiert, ergänzt um die kleinere solistische Rollen übernehmenden Bässe Raimonds Spogis, Manfred Buhl und Joel Urch. Der ‚Stammvierer‘ glänzt mit üppigen Qualitäten und starker Präsenz. Technisch, lyrisch und in Sachen Diktion werfen die Vokalisten ihr ganzes stimmliches Vermögen in die Waagschale. Monika Mauch brennt ein technisch brillantes Feuerwerk ab, Nicole Pieper nimmt mit perfekt ineinander verblendeten Registern und schönem Stimmstrom für sich ein, Georg Poplutz balanciert wie stets behände auf dem schmalen Grat von lyrischer Schönheit und klarer, erzählerisch starker Sprache. Und schließlich Klaus Mertens: Der hat die größten ariosen Anteile und nutzt diese Chance zu einer souveränen Deutung im besten Sinne, mit beeindruckender stimmlicher Präsenz, nach wie vor unangefochten.
Den Chor bilden die vier Solisten mit jeweils einer weiteren Ripieno-Stimme. Ergebnis ist ein wunderbar luzides Musizieren, technisch anspruchsvoll, in einem ungemein leichten Klangideal und höchst erstaunlicher Sprachmacht – dank klarster Diktion. Im schlank besetzten Orchester vollzieht sich ungemein vielfarbiges Spiel, mit etlichen prägnanten Facetten: Manches wirkt keusch und gedeckt, anderes strahlend und lebensprall. Insgesamt ist viel behändes, durchsichtiges, auf Agilität setzendes Spiel zu erleben – was der Faktur und Ästhetik der Kompositionen Telemanns deutlich entspricht. Die orchestrale Artikulation ist eine Ohrenweide, voller sinnerfüllter Kleinteiligkeit, die so nah an der Sprache siedelt wie irgend möglich. Die nahezu ideal gestaltete vokale Sphäre wird instrumental nahtlos fortgesetzt. Intoniert wird durchweg makellos; die fließenden Tempi unterstreichen das Moment des Luziden. Genauso das Klangbild: Das ist blitzblank, expliziert die feine Substanz klar und in stimmiger Balance.
Beseelter, erfüllter, begeisterter kann man diese köstliche Musik von Telemann kaum singen und spielen. Das Weihnachtspräsent von Michael Alexander Willens und seiner Kölner Akademie ist in dieser Saison exzellent geraten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Telemann, Georg Philipp: Christmas Oratorios: Kölner Akademie, Michael Alexander Willens |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203525423 |
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Telemann, Georg Philipp |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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