
Kuula. Toivo: Works for Violin & Piano - Nina Karmon, Oliver Triendl
Unakademisch
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Kraftvolles Plädoyer für einen unbekannten Finnen.
Toivo Kuula (1883–1918) gehörte zu der schmalen Schülerschar Jean Sibelius‘, und wenn Kuulas stilistischer Charakter insgesamt konventioneller ist denn jener des Lehrers, so haben wir doch attraktive Kammermusikwerke für Violine und Klavier. Beide Violinsonaten entstanden 1906/07 noch während seiner Studienzeit, so dass Konventionalität in gewissem Grad quasi noch Pflicht ist. Gerade die Sonate e-Moll op. 1 – das zentrale Werk innerhalb Kuulas Kammermusikschaffen für Violine und Klavier – überzeugt aber nicht nur durch voll ausgereifte Handwerklichkeit bezüglich der Anforderungen an beide Musiker, sondern auch durch klares Bewusstsein für Form, Steigerung, motivisch-thematische Arbeit und harmonische Entwicklungen.
Der ein Jahr zuvor komponierte Kopfsatz einer nicht weitergeführten F-Dur-Sonate ist im Vergleich noch stärker dem späten 19. Jahrhundert verpflichtet, bestätigt aber schon die oben bereits angesprochen Qualitäten. Kuula erwarb sich neben der Unterweisung durch Sibelius eine fast kosmopolitische musikalische Bildung u.a. durch die Lehrer Martin Wegelius, Victor Novácek, Marco Enrico Bossi, Luigi Torchi, Hans Sitt und Marcel Labey, und dass Kuula dennoch durchaus als finnischer Komponist einzuordnen ist, ist nicht nur in seiner umfangreichen Auseinandersetzung mit südostbottnischer Volksmusik (insgesamt trug er nicht weniger als 262 Lieder und 34 Tänze zusammen) begründet. Auch der immer wieder eher verhangen-melancholische Duktus des einen oder anderen Charakterstücks für Violine und Klavier (Tuula nutzt eine beachtliche Anzahl an Gattungsbezeichnungen, ‚Notturno‘ ebenso wie ‚Lied ohne Worte‘) lässt sich möglicherweise als ausgesprochen landestypisch bezeichnen.
Unter anderen Händen hätte Kuulas Musik einen zu salonhaften Zugriff erfahren können – diese Gefahr besteht bei Oliver Triendl, diesmal mit der Geigerin Nina Karmon, nicht. Triendl reißt mit durch seinen Ernst, seine Musikalität, seine Liebe zur nachromantischen Musik. Karmon verfügt über den passenden ‚blühenden‘, dennoch schlanken ‚runden‘ Ton, der mit Triendls Zugriff gut harmoniert, so dass von einem Glücksfall einer Kammermusikeinspielung gesprochen werden kann.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Kuula. Toivo: Works for Violin & Piano: Nina Karmon, Oliver Triendl |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203514823 |
![]() Cover vergössern |
Kuula, Toivo |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Großes Violinkonzert – großartig interpretiert: Ewelina Nowicka und das Polish National Radio Symphony unter Zygmunt Rychert meistern (unbekannte) Violinwerke von Ludomir Różycki. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Mehr Fantasie als Ordnung: Federico Colli fasziniert und irritiert mit Klavierwerken W. A. Mozarts. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich