
Bartok, Bela: Le Chateau de Barbe Bleue - Paris Opera Orchestra, Esa-Pekka Salonen
Schönheit und symbolische Tiefe
Label/Verlag: Monarda Music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Krzysztof Warlikowski verband in Paris Bartóks 'Herzog Blaubarts Burg' mit Poulencs Telefon-Oper 'La voix humaine'.
Béla Bartóks 'Herzog Blaubarts Burg' und Francis Poulencs 'La voix humaine' an einem Abend? Krzysztof Warlikowski verband die zwei Einakter 2015 in Paris. Auf den zweiten Blick ist das gar nicht so abwegig, wie es zunächst scheint. Schließlich schildern beide Opern das Scheitern einer Beziehung. 'Herzog Blaubarts Burg' (1911) vertieft einen Märchenstoff nach Charles Perrault in symbolischen Bildern: Judith folgt Blaubart auf seine Festung und will die Geheimnisse des Herzogs lüften, die sich hinter sieben Türen verbergen. Mit jeder Tür, die sie öffnet, wächst die Entfremdung des Paares. Krzysztof Warlikowski versetzt die Handlung (Text: Béla Balázs) in ein zeitgenössisches Appartement mit viel Chrom, Glas und flimmernden Bildschirmen. Der Regisseur öffnet diese moderne Welt punktuell der Dimension des Märchenhaften, schränkt diese aber wieder ein, wenn er psychologisierend den Ursprung der Geheimnisse in Blaubarts Kindheit verorten will. Der kanadische Bass-Bariton John Relyea und die russische Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova lassen stimmlich und darstellerisch wenig Wünsche offen. Trotzdem springt – zumindest am heimischen Bildschirm – nicht so recht der Funke über.
Beeindruckende sängerdarstellerische Leistung
Anders bei Poulencs Mono-Oper (1959), die das letzte Telefonat einer Frau mit ihrem ehemaligen Geliebten schildert. Im Appartement, in dem zuvor Bartóks 'Blaubart' gezeigt wurde, lässt Warlikowski die Protagonistin nicht telefonieren. Stattdessen führt sie ein wahnhaftes Selbstgespräch, nachdem sie offenbar ihren Liebhaber angeschossen hat. Barbara Hannigan leuchtet nicht nur stimmlich sämtliche Gefühlsnuancen der Protagonistin aus. Unter Warlikowskis Regie muss sie das Drama ihrer Figur regelrecht durchleiden. Wie sie sich mit vollkommen zerlaufener Schminke über die Bühne schleppt, sich windet und immer wieder zusammenbricht, ist schlicht erschütternd. Und dennoch ist Hannigans großartige darstellerische Leistung fast ein Problem. Sie ist nämlich ein Grund dafür, dass das Regiekonzept es nahezu schafft, die Feinheiten des Textes und der Musik in den Hintergrund zu drängen. Da hätte sich die Regie zurücknehmen müssen!
Im Orchestergraben entfaltet Esa-Pekka Salonen Bartóks impressionistische Klangbilder in feinsten Farbschattierungen. In den Momenten höchster Zuspitzung, denen er musikalische Schönheit und symbolische Tiefe ablauscht, lässt er das Orchester strahlend auftrumpfen, ohne die Gesangsstimmen zuzudecken. Diese Balance hält Salonen auch in Poulencs Telefon-Oper, deren eloquenten Erzählton er prägnant und geräuschhaft auf den Punkt bringt. Dabei lässt er die unzähligen Schönheiten und lyrischen Qualitäten der Partitur leuchten, entfaltet die dramatischen Momente und zelebriert die Stille, die bei Poulenc eine zentrale Rolle spielen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bartok, Bela: Le Chateau de Barbe Bleue: Paris Opera Orchestra, Esa-Pekka Salonen |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Monarda Music 1 20.04.2018 |
Medium:
EAN: |
DVD
4058407093640 |
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Bartók, Béla |
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Monarda Music Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels. Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011. Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter. Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von LArche Editeur, Preisträger des Prix de lAcadémie de Berlin 2010. Mehr Info... |
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